Mit einem politischen Paukenschlag hat der neu konstituierte
Inselrat seine Arbeit aufgenommen. Am Dienstag kündigte der
Vizepräsident und Sprecher des Consell Insular, Miquel Nadal,
überraschend die Verhängung eines Baustopps für Mehrfamilienhäuser
und Appartmentanlagen sowie Reihenhäuser an.
Das Moratorium, das für die gesamte Insel gilt, soll das Plenum
des Inselrates am 26. Juli beschließen. Der Baustopp soll bis zur
Verabschiedung eines Landesentwicklungs-Plans, voraussichtlich
2003, gelten.
Die Präsidentin des Inselrates und Parteichefin der Unió
Mallorquina, Maria Antònia Munar, begründete am Mittwoch die
Verhängung des Moratoriums. Auf einem begrenzten Territorium wie
Mallorca müsse es einen Schutz vor weiterer Zuwanderung geben.
„Ansonsten sieht es hier bald aus wie in Hongkong, und niemand
kommt mehr hierher, weder Tourismus mit noch ohne Qualität”, so
Munar. „Wenn wir für jeden eine Wohnung bauen, der nach Mallorca
kommt, geraten wir in eine Wachstums-Spirale, die sich nicht mehr
bremsen läßt.” Außerdem solle eine Obergrenze für die
Bevölkerungszahl festgelegt werden. Zu diesem Zweck habe sie den
balearischen Regierungschef Francesc Antich bereits vor einem Monat
aufgefordert, alle politischen Kräfte an einen Tisch zu holen.
Der Baustopp soll auch den sozialen Wohnungsbau treffen.
Ansonsten gäbe es eine Möglichkeit für die Bauträger, „so
weiterzumachen wie bisher”. Statt auf den Neubau, empfiehlt Munar,
sollten sich die Unternehmen besser auf die Altbau-Sanierung
verlegen, um so den Wohnungsbedarf zu befriedigen. Im übrigen habe
der soziale Wohnungsbau bislang nur eine Ghetto-Bildung verursacht,
so Munar, „und letztlich haben sich die Leute nie integriert.”
Dafür gab es Widerspruch von Regierungschef Antich, in dessen
Fortschrittspakt-Koalition die Unió Mallorquina mitregiert.
Verfügungen gegen den sozialen Wohnungsbau werde er nicht
tolerieren, betonte Antich, der eigene Anstrengung zur Bekämpfung
der Wohnungsnot ankündigte. Einig ist sich der Balearenpräsident
mit oppositionellen Volkspartei PP über die Ausklammerung der
Einfamilien-Häuser aus dem Moratorium des Inselrates. Warum
ausgerechnet jene Bauform mit dem größten Flächenverbrauch
weiterhin erlaubt sein soll, fragt sich auch der balearische
Naturschutzbund GOB.
Die erwartete Kritik übten Vertreter der Bauunternehmer und
Architekten: Sie fürchten, dass ihr Berufsstand durch den Baustopp
in eine tiefe Krise schlittert.
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