Für den Job, für eine bessere Verständigung mit der großen
Mehrzahl der Menschen auf dieser Insel, für ein besseres
Verständnis der Kultur und aktuellen Situation im Gastland, für
mehr Integration: Es gibt viele Gründe für Ausländer auf Mallorca,
Spanisch zu lernen. Und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten,
dies auf die eine oder die andere Art und Weise zu tun. Vor allem
in Palma tummeln sich Dutzende von Schulen, die mit den
unterschiedlichsten Lehrmethoden für sich werben.
Auch wenn manche Sprachschule für sich in Anspruch nimmt, das Ei
des Kolumbus gefunden zu haben: Die eine, beste Lehrmethode für
jeden Lerntyp und für alle Bedürfnisse gebe es nicht, sagt Kurt
Kohn, Professor für Sprachwissenschaften an der Universität
Tübingen, der das Lernverhalten von Menschen studiert und an der
Ausarbeitung von Computerprogrammen für das Sprachenlernen
beteiligt ist. In der fachgerechten Einbeziehung der neuen Medien –
Übungen mit CDs, Chats im Internet zum Beispiel – in den
Sprachenunterricht sieht er eine Chance und große Herausforderung:
,,Da wird sich noch manches tun.” Den Einzug des Computers ins
Klassenzimmer habe man auf Mallorca vor einigen Jahren deutlich
gespürt, sagt Marc Blazek, Leiter der seit 1987 in Palma ansässigen
Schule ,,Masbla”. Damals hätten die Schulen, die mit traditionellen
Methoden arbeiten, verstärkt Konkurrenz von Unternehmen bekommen,
die den Unterricht fast ausschließlich von Maschine zu Mensch
abhalten. Sprich: deren Klassenzimmer im Prinzip aus
Multimediaräumen bestehen, in denen der Schüler weitgehend ohne
Lehrer am Computer lernt. Eines der ersten Unternehmen, die sich in
Palma mit diesem Prinzip anboten, war das Wall Street Institute,
das heute drei Schulen in der Hauptstadt betreibt. Dort wird
ausschließlich Englisch gelehrt, wobei drei Viertel des Unterrichts
am Computer stattfindet. Vorteil für die Kunden: Sie haben
jederzeit – bis 22 Uhr abends – Zutritt zu den Multimediaräumen,
sind also freier in der Gestaltung der Unterrichtszeit.
Eine lebensbedrohende Konkurrenz zu den traditionellen Schulen
seien die chipgesteuerten Sprachenlehrer dennoch nie gewesen, sagt
Blazek. Ohne ein menschliches Wesen als Mitschüler und Lehrer zu
lernen, komme nur für einen sehr begrenzten Kundenkreis in Frage.
Seine Schüler zum Beispiel hätten die Möglichkeit, für sich im
Sprachlabor zu üben: ,,Die meisten langweilen sich und hören sehr
rasch wieder damit auf, so dass der Raum meistens leer steht.” Auch
Sprachwissenschaftler Kurt Kohn ist weit davon entfernt zu
behaupten, CD-Roms und Internet seien die alleinigen Heilsbringer.
Man müsse verschiedene Komponenten miteinander verbinden. ,,Die
Arbeit am Computer ersetzt nicht die Kommunikation zwischen den
Menschen.” Aber sie könne den eigentlichen Unterricht entlasten –
möglichst nicht nur durch Übungen nach Ablauf des Kurses, sondern
als integrierter Bestandteil währenddessen.
Grundsätzlich haben die meisten Schulen in den vergangenen
Jahren zunehmend einen Schwerpunkt auf die Förderung der
Kommunikation, des Sprechens gesetzt, wie am Beispiel der
Großkonzerne ,,Berlitz” und ,,Inlingua” (siehe Stichworte) zu sehen
ist. Der Trend, in den Sprachschulen nur noch Konversation zu
betreiben, sei allerdings auch schon wieder überholt, sagt Edgar
Knerr, Leiter von ,,Dialog”. Heute habe man einen Mittelweg
zwischen dem sturen Grammatikpauken von anno dazumal und der
absoluten Betonung auf Kommunikation gefunden. So jetzt ,,Dialog"
auf ein ,,Gutes Grammatikwissen in einem kommunikativen Kontext".
Knerr lebt seit 1986 in Spanien, er hat acht Jahre am
Goethe-Institut in Madrid unterrichtet, bevor er 1994 ,,Dialog" auf
Mallorca eröffnete.
,,Für Spanisch und Deutsch sind wir mit Abstand die größte
Schule", sagt Knerr. Was auch für seine Kunden ein Vorteil sei:
Eine qualitativ gute Schule müsse viele Schüler haben, um
Unterricht in allen Niveaus erteilen zu können. Die Alternative sei
der teure Einzelunterricht. Da sich immer mehr Sprachschulen auf
der Insel niederlassen - auch Inserate in MM zeugen davon -,
werde der Konkurrenzkampf ,,sehr hart". Von plötzlichen
Schließungen, von Lehrern, die sich mit dem Unterrichtsmaterial
ihrer früheren Arbeitgeber selbständig machen, von Streitereien,
die bis vor das Gericht führen, hört man immer wieder auf der
Insel. Noch relativ neu auf der Insel sind zwei Schulen, deren
Unterricht auf der Superlearning-Methode basiert. Sie werben mit
Intensivkursen, die mittels ausgefeilter Entspannungstechniken und
Rollenspiele in wenigen Tagen zum Ziel führen sollen. ,,Es gibt
Lerntypen, die mit herkömmlichen Methoden nichts anfangen können”,
sagt Ingolf Forsthoff, Leiter von ,,Alpha College” in Palma. Mit
500 Schülern im vergangenen Jahr habe man auf Mallorca ,,den
Durchbruch geschafft”. Auch Stephanie Händle, ehemalige
Mitarbeiterin von ,,Alpha College”, die sich mit ,,Die Akademie”
selbständig gemacht hat, gibt sich zufrieden: Seit Gründung vor
anderthalb Jahren habe sie 400 bis 500 Schüler und ,,sehr positive
Erfolge” gehabt.
Im entspannten Zustand sei man in der Tat aufnahmefähiger, und
mit ,,Superlearning” könne man im Vokabelbereich gute Erfolge
erzielen, sagt Sprachwissenschaftler Kohn von der Uni Tübingen. Für
wenig sinnvoll hält er es allerdings, wenn ,,Superlearning” alleine
im Unterricht angeboten wird. ,,Das ist nicht die Methode, die
alles abdeckt.” Je kleiner die Gruppe und je individueller der
Unterricht, desto besser, sagt er. Weil es eben unterschiedliche
Lerntypen und Zielsetzungen gebe. Nicht zuletzt hänge die Qualität
des Unterrichts auch von den Lehrern ab. Da spielt die Bezahlung
der Mitarbeiter eine Rolle: Wo eine Putzfrau mehr verdient als eine
Sprachenlehrerin, dürfte es schwierig sein, gutes Personal zu
finden, das nicht bei der erstbesten Gelegenheit das Lehrbuch
fallen lässt.
Ein guter Lehrer müsse nicht unbedingt eine fachliche Ausbildung
haben, meint Edgar Knerr. Seiner Erfahrung nach muss ein Lehrer
drei Merkmale vereinigen: ,,Er muss Menschen mögen. Er muss
lebendig sein. Und er muss ein ordentlicher Mensch sein.” Im
Prinzip müsse er also zwei Eigenschaften verbinden, die sich häufig
widerstreben: Fantasie und Systematik.
Die Sympathie zum Lehrer dürfte einer der Faktoren bei der Wahl
einer Sprachschule sein. Ein weiterer ist der Preis. Hier gilt: Die
Leistungen genau vergleichen und darauf achten, ob der Unterricht
in vollen Stunden oder im 45-Minuten-Takt gegeben wird. Außerdem:
Verträge genau durchlesen, bevor sie unterschrieben werden. Sonst
kann es passieren, dass der Schüler über einen längeren Zeitraum
festgelegt ist als sinnvoll und ihm tatsächlich lieb ist. Wer nicht
die Katze im Sack kaufen will, sollte auf einer Probestunde
bestehen.
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