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Die Deutschen haben auf Mallorca längst nicht mehr die besten Karten. Als Touristen sind sie noch wohlgelitten, des Geldes wegen, das sie reichlich mitbringen. Obwohl mancher verantwortlicher Politiker – wie die Balearen-Umweltministerin – gerade auch an die Deutschen denken, wenn sie eine deutliche Beschränkung der Urlauberzahlen verlangen.

Als Erst- oder Zweitwohnsitzler sind die Deutschen weniger gern gesehen: Schließlich, so schimpfen viele Einheimische, kaufen sie die mallorquinische Heimat auf, verändern Kultur und Traditionen, integrieren sich nicht und kehren in arroganter Weise Gutsherrenmentalität hervor.

Im Inselvolk grummelt es. Gefährlich für die Deutschen ist die derzeitige Lage nicht, aber sie gibt zu Besorgnis Anlaß: Ist die (gerade auch von Politikern) so oft beschworene deutsch-mallorquinische Freundschaft tatsächlich so beständig?

In dieser Situation kommt der Kanzler. Im Vorfeld war die Lokalpresse höflich gewesen: Sie berichtete frühzeitig und freundlich über den Besuch des erklärten Mallorca-Fans Schröder; sie freute sich über einen weiteren prominenten Gast der Insel.

Doch unerwartet schottet der sich ab, stellt sich nur einmal den Fotografen, gibt keine Interviews, brüskiert die spanischen Kollegen gar – und erhält entsprechende Antworten

Ganz offensichtlich ist der Kanzler nicht oder schlecht gebrieft worden. So steht er plötzlich als böser Deutscher da, gießt unbewußt und ungewollt Öl ins Feuer. Wäre er richtig beraten worden, hätte er gehandelt wie viele andere illustre Gäste der Insel vor ihm: Hätte er den Journalisten ganz zu Anfang eine Pressekonferenz nebst Fototermin gewährt, wäre er die seriösen Reporter, und das sind die weitaus meisten, für die Zeit des Urlaubs los gewesen. Und hätte eine gute Presse gehabt.

Natürlich hat der Kanzler ein Recht auf ungestörten Urlaub. Aber seine Gastgeber, und das sind die Mallorquiner, haben auch ein wenig Recht auf ihn. Schröder hätte mit wenig Aufwand viel tun können für die Entspannung des Verhältnisses zwischen Mallorqinern und Deutschen. Aber der Urlaub ist ja noch nicht vorbei.