Rainer Lipski ist bei der Vorpremiere des "Tatort: Colonius" im Cineciutat anwesend. Foto: Patricia Lozano mallorca evolution film festival entrevista actor santa ponça | plozano

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Die Bildgestaltung übernimmt Rainer Lipski”: So kann man es in der ARD-Ankündigung des „Tatort: Colonius” lesen. „Bildgestaltung” statt einfach nur „Kamera”, Lipski findet das gut. Schließlich besteht seine Arbeit als Kameramann längst nicht nur darin, die Kamera zu bedienen. Beispielsweise zeichnet er auch dafür verantwortlich, dass jede Szene ins richtige Licht gesetzt wird. „In Amerika spricht man von ,Director of photography’. Dem kommt der Begriff ,Bildgestaltung’ näher”, meint er.

Die vergangenen zwölf Jahre war Lipski vor allem in den USA tätig, hat darüber hinaus auch in anderen Ländern gedreht. Für den „Colonius”-Tatort arbeitete er zum ersten Mal wieder in Deutschland. Das Projekt hatte er sich mit Bedacht ausgesucht, schließlich ging es für ihn auch darum, sich auf dem deutschen und europäischen Markt zurückzumelden. „Ich hätte nicht irgendein Projekt angenommen, nur weil es in Deutschland stattfindet”, sagt er.

Die große Reichweite des „Tatorts” sei ein Kriterium gewesen. Das Drehbuch, das er sich genau angeschaut hat, ein weiteres. Und damit immer noch nicht genug. „Ich habe mir einige Tatorte angeguckt oder durchgescrollt, um zu sehen, was da der Stand ist und was da möglich ist, auch was man mit dem Kölner Revier, das ja immer dasselbe ist, machen kann und was die Kollegen da so hinbekommen haben”, erzählt er.

Szene aus dem Film: Die Kommissare Schenk (l.) und Ballauf blicken von Kölns Fernsehturm aus über die Stadt am Rhein.

Wenn ein Kameramann ein Buch lese, entstünden im Kopf automatische Bilder, erklärt Lipski. „Aber das ist keine freie Fantasie. Die Location ist ja gegeben, und mein Kopf übersetzt das Gelesene dann auf die Räumlichkeiten.” Im Falle des Kölner Fernsehturms Colonius, der seit 25 Jahren stillgelegt ist, bedeutete dies allerdings, erst einmal eine WDR-Dokumentation und Bildmaterial zu sichten, um das Potenzial des Projekts zu sehen.

Nicht minder wichtig: Das Gespräch mit Regisseurin Charlotte Rolfes. Je größer der gemeinsame Nenner ziwschen Regisseur und Kameramann, desto besser könne man sich beim Dreh gegenseitig die Bälle zuspielen, so Lipski. Spannend fand er auch, eine Techno-Party im höchsten Turm von Köln zu drehen. „Diese Kombination umzusetzten, ist cineastisch interessant.” Und wenn schon Colonius, denn schon: Welchen Kameramann würde es nicht reizen, in dieser Höhe Außenaufnahmen zu machen?

Das Ergebnis bezeichnet Lipski als Kombination aus Kammerspiel mit „tollen Schauspielern an Bord” und „einer ziemlich cineastischen Ebene, was im Kino noch einmal eine ganz eigene Wirkung hat”. Er weiß, wovon er spricht. Am 20. Oktober hatte „Tatort: Colonius” auf dem Film Festival Cologne in Anwesenheit der Crew seine erste Vorpremiere. Fazit: „Die Kinozuschauer in Köln waren begeistert.”

In Palma läuft „Tatort: Colonius” am 1. November um 20.15 Uhr in Originalversion mit englischen Untertiteln im Cineciutat. Anschließend wird es ein Gespräch mit Lipski, Regisseurin Rolfes und Produzent Jens Kruse geben. Karten für 8 Euro gibt es über www.evolutionfilmfestival.com.