Debbie Harry, die sängerin von Blondie, in jüngeren Jahren. | Archiv Ultima Hora

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Auf fünf Bühnen geht es zur Sache: Vom Donnerstag bis zum Samstag findet bei Magaluf das Mallorca Live Festival statt. Im MM-Gespräch verrät Festivalchef Álvaro Martínez, was das Event so besonders macht.

Mallorca Magazin: Mit welchem Ziel und mit welcher Vision haben Sie 2016 das Mallorca Live Festival gegründet?

Álvaro Martínez: Wir hatten die Idee, ein Festival zu schaffen, dass zunächst spanienweit und dann auch international anerkannt ist. 2022 hatte Festival das von uns erwartete Maximum erreicht und trat in eine Phase ein, die zu 100 Prozent auf die Verbesserung des Erlebnisses ausgerichtet ist. Uns war klar, dass wir mehr als nur das größte Festival sein wollten. Wir wollten das schönste Festival, ein Boutique-Festival unter den Großen sein.

MM: Das Mallorca Live Festival ist das erste der Insel mit vielen Konzerten an drei Folgetagen. War das nicht gewagt für Mallorca?

Martínez: Ich widme mich der Welt der Marktstudien und des Marketing. Ich befragte viele Leute, was es davor auf Mallorca gegeben hatte, und fand, dass bei der Größe der Insel und ihrer Einwohnerzahl ein Festival mit einem eklektizistischen und vielfältigen Line-up notwendig war, das die Aufmerksamkeit vieler verschiedener Publikumsgruppen auf sich zieht. Ich glaube, das ist einer der Hauptgründe, warum das Festival funktioniert. Es gibt kein anderes Event mit ähnlichen Merkmalen.

MM: Gab es in der Geschichte des Festivals einen Punkt, an dem Sie von dem Erfolg überrascht waren?

Martínez: Ich weiß nicht, ob „überrascht” das richtige Wort ist, weil wir jahrelang sehr hart gearbeitet haben und es immer noch tun. Es stimmt, dass die Resonanz beim Publikum sehr gut ist. Aber es bedurfte vieler Versuche und Irrtümer, bis wir die richtige Formel gefunden hatten. Es ist das einzige Festival dieser Art auf der Insel, weil es ein sehr komplexes Event ist. Man muss viele Bereiche sowie Personen, Sponsoren, Institutionen, Publikum, musikalische Vorlieben auf eine Linie bringen. Das ist eine komplizierte Arbeit, bei der wir immer noch Neues entdecken.

MM: Welchen wirtschaftlichen Nutzen bringt ein Festival dieser Größenordnung der Insel?

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Martínez: Ich glaube, dass es ein strategisches Event ist, und so sehen das auch die Institutionen auf den Balearen. Durch die Beschäftigung in Verbindung mit der Musik- und Kulturindustrie der Insel hat es eine bedeutende ökonomische Auswirkung. Auf dem Höhepunkt der Vorbereitungen kurz vor dem Festival arbeiten praktisch 2000 Personen. Es schafft also Arbeit. Abgesehen davon gibt es die indirekte Auswirkung: Das Festival bewegt einen Qualitätstourismus. Seine Besucher sind kulturell gebildet und kaufkräftig. Wir arbeiten seit der ersten Minute daran, dieses Publikum anzusprechen. Unsere Strategie war schon immer mittel- und langfristig auf Exzellenz ausgerichtet. Auch die Medienwirkung ist sehr groß, denn an den Festivaltagen sind wir auf den Titelseiten vieler internationaler Medien, auch derjenigen, die auf Musik und Lifestyle spezialisiert sind. Das vermittelt die klare Nachricht, dass Mallorca und die Balearen auf die internationale Musik ausgerichtet sind.

MM: Derzeit häufen sich die Klagen und Proteste über den Massentourismus auf Mallorca. Kann ein Event wie das Mallorca Live Festival zu einem neuen Tourismus-Modell beitragen?

Martínez: Ja, sowohl das Mallorca Live Festival als großer Botschafter eines Kulturtourismus als auch alle anderen Projekte sorgen dafür, dass es das ganze Jahr über kulturelle Inhalte gibt. Das bringt Touristen auf die Balearen, die nicht nur den Strand genießen wollen, sondern auch wegen anderer Dinge kommen. Deshalb muss es für den Besucher, der Qualität sucht, letztendlich das ganze Jahr über ein vielfältiges kulturelles Angebot geben. Das bekunden wir mit allen unseren Projekten wie dem Mallorca Live Festival, den größten Projekt, aber auch mit dem Boutique-Festival Es Jardí, das sich über zwei Monate erstreckt, und den Mallorca Live Nights im Herbst und Winter.

MM: Auffällig sind auch Ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit. Welchen Stellenwert nehmen sie innerhalb des Festivals ein?

Martínez: Heute ist die Nachhaltigkeit eines der wichtigsten, wenn nicht gar das wichtigste Thema. Am Anfang hatte das Überleben des Festivals Priorität. In dem Maße, in dem es wuchs und es mehr Struktur und Zeit zum Nachdenken und Planen gab, stellten sich andere Fragen wie die Nachhaltigkeit. Wir haben uns zwar schon von Anfang mit verschiedenen Linien beschäftigt, um die Umwelt zu schonen, aber in letzter Zeit arbeiten wird an viel gewichtigeren Strategien. Als wir zum Beispiel den CO-Fußabdruck aller Festivalbesucher sahen, trafen wir eine Entscheidung, die, glaube ich, sehr mutig war. Wir ermutigten das Publikum, das Festival von verschiedenen Teilen der Insel aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu besuchen. Und die Realität übertraf unsere Erwartungen. Das Angebot wurde 2023 sehr gut angenommen, und dieses Jahr wiederholen wir es. Das zeigt auch, dass man durch die Musik ein verantwortungsvolles und umweltbewusstes Publikum generieren kann.

MM: Was hat Sie zum nachhaltigen Handeln veranlasst?

Martínez: Wir sind Mitglied einer Vereinigung europäischer Festivals, die in vielen Dingen sehr weit voraus ist, um zu bewirken, dass diese Großveranstaltungen möglichst wenig den Planeten belasten. Von dieser Vereinigung wurden wir beraten und unterstützt. Am Ende trafen wir diese Entscheidung und suchten einen Experten, der das ganz Jahr über Mobilitätspläne in verschiedenen Teilen Spaniens und Europas erstellt. Dieses Jahr haben wir auch begonnen, mit Endesa zusammenzuarbeiten. Die Bühne, die sie sponsern, wird mit einer Batterie betrieben, die viel weniger die Umwelt belastet. Und die Idee ist, jedes Jahr mehr erneuerbare Energie einzusetzen und im Rahmen der verfügbaren Mittel jedes Jahr Verbesserungen vorzunehmen.

MM: Live-Konzerte wurden mit dem Beginn des Zeitalters von Spotify und Co. zu einer aussterbenden Spezies erklärt. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, vor allem nach der Corona-Pandemie. Trügt der Eindruck?

Martínez: Aus meiner Sicht spielt das Live-Erlebnis weiter die Hauptrolle, und seit der Pandemie hat es einen ziemlich bedeutenden Zuwachs gegeben. Die Streaming-Dienste haben dazu geführt, dass die Menschen mehr Musik kennenlernen und einen vielfältigen und eklektizistischen Geschmack haben können. Das finde ich positiv. Was die Pandemie betrifft, glaube ich, dass sie der Musik zugute gekommen ist. Denn als die hektische Welt zum Stillstand kam, war die Musik präsenter denn je. Und die Menschen haben erkannt, wie wichtig die Erfahrungen sind, die man macht, wenn man mit seinen Leuten zu einem Konzert geht. Ich glaube, dass das Publikum nun allgemein viel mehr schätzt, was das bedeutet.