Dörte Wehmeyer setzt sich in ihrer Kunst mit den drängenden Problemen unserer Zeit auseinander. | breuninger

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Es gibt vieles, was die Künstlerin Dörte Wehmeyer auf Mallorca um-, aber auch antreibt. Man könnte diese Dinge und Ereignisse unter dem Ausdruck "Die drängenden Fragen unserer Zeit und die Leichen im Keller der jüngeren Geschichte" zusammenfassen. Ob Nahost-Konflikt oder Ukraine-Krieg, Klimawandel oder gesellschaftliche Polarisierung, Ausbeutung oder nicht aufgearbeitete Diktaturen, zumal in Deutschland: Wo andere es vorziehen, in der eigenen Komfortzone zu verharren und den Kopf in den Sand zu stecken, sucht Wehmeyer die thematische und künstlerische Auseinandersetzung.

Das Leitmotiv in ihrem Schaffen ist ein Postulat, das in Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes verankert ist: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Es zieht sich durch den ganzen Installationen-Park, der seit 2010 auf ihrem Anwesen Ca'n Blau, direkt an der felsigen Küste von Cala Llombards, entstanden ist. Dieser "Garden of Tolerance", wie sie ihn nennt, befindet sich in ständiger Entwicklung. Jedes Jahr kommen neue Werke hinzu, werden alte Arbeiten wieder instand gesetzt oder modifiziert. Und immer am Pfingstsonntag lädt die Künstlerin die Öffentlichkeit zu einer Vernissage ein sowie am letzten Sonntag des Septembers zur Finissage.

Wehmeyers Arbeiten sind beeinflusst von der Arte Povera, der Konzeptkunst, der Land-Art und von Joseph Beuys' Idee der sozialen Plastik. In einer symbolhaften, aber minimalistisch reduzierten Formensprache weist sie auf die sprachliche, körperliche und psychische Gewalt hin, der Menschen überall auf der Welt täglich ausgesetzt sind, aber auch auf die hemmungslose Zerstörung der Umwelt. Zugleich thematisiert sie die Menschlichkeit als Hoffnung für eine "bessere Welt".

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Das Prinzip Hoffnung ist bei Wehmeyer jedoch kein Silberstreif am Horizont, sondern eine Haltung, sich aktiv und friedlich für seine Träume, Überzeugungen und Werte einzusetzen, um etwas zu bewegen. Geht nicht? Und ob, sagt die Künstlerin. Immer wieder begegnet man dieses Jahr in Ca'n Blau Konterfeis, vor allem aber Zitaten von Wehmeyers Vorbildern, die bewiesen haben, dass man mit Ausdauer und Mut viel erreichen und Gutes tun kann – von Mahatma Gandhi bis Desmond Tutu, Clara Zetkin bis Bärbel Bohley und Alice Schwarzer, aber auch der Schweizer Polizeihauptmann Paul Grüninger, der mehrere hundert, vielleicht sogar einige tausend jüdische und andere Flüchtlinge vor der Verfolgung der Nazis rettete, deswegen vom Dienst suspendiert wurde und seine Pensionsansprüche verlor.

Warum die Künstlerin ihren Vorbildern diesmal viel Raum gibt, begründet sie so: "Die Menschen wünschten sich, ich würde mehr erklären. Aber ich will weder die Arbeiten erklären noch meine Gefühle, während ich die Arbeiten mache, sondern das, was mich überhaupt dazu führt, dass ich mich mit diesen Dingen beschäftige."

Die Ursprünge dafür liegen weit zurück. 1964 hatte die damals 19-jährige Georgetown-Studentin am berühmten Sternmarsch auf Washington teilgenommen, auf dem der Bürgerrechtler Martin Luther King seine historische Rede "I have a dream, that one day …" hielt. "Diese Rede hat mich ein Leben lang begleitet, und ich hatte den Traum, dass jeder einzelne diese Welt ändern kann, wenn man sich genug anstrengt und genug einsetzt", erzählt Wehmeyer. "Das bedeutet aber, dass man sich erst einmal selber verändern muss, weg von der Egozentrik hin zu anderen Menschen, zu ihren Sicht- und Denkweisen, ihren Meinungen, Kulturen und Sprachen."

Die Vernissage am 28. Mai findet von 11 bis 14 Uhr statt, um 12 Uhr gibt Wehmeyer eine Einführung. Ihr Anwesen Ca'n Blau befindet sich in Cala Llombards im Carrer de la Fontanella 7 (fünfte Querstraße rechts nach dem Kreisverkehr am Ortseingang).