Mallorca Magazin: Frau Elkin, in „Sayonara Loreley” spielen Sie die Figur der Krystina. Wer ist diese Frau?
Janina Elkin: Krystina ist eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Sohn aufgrund des Krieges aus der Ukraine nach Deutschland geflohen und in Rüdesheim gelandet ist. Dort baut sie sich ein neues Leben auf, arbeitet als Kellnerin und trifft dann auf die Deutsche Marie, die von Ka-tharina Marie Schubert gespielt wird, bei ihrer Mutter lebt und das Leben nicht anpackt. Krystina reißt sie in ihrem energetischen Strudel mit, zieht sie aus ihrem lethargischen Sumpf, und zwischen den zwei Frauen entsteht eine Freundschaft – und eine bessere Zukunft für beide.
MM: Was ist für Sie das Besondere an dem Film?
Elkin: Er ist aktuell und hat Tiefe, aber als wir das Festival in Ludwigshafen mit ihm eröffneten, gingen die Leute lächelnd raus. Ich finde es so wichtig, dass in diesen negativen Zeiten solche Filme gezeigt werden, weil wir alle zwischendurch ein Lächeln im Gesicht brauchen. Nur mit Sorgen werden wir die Probleme nicht lösen. Wir können sie lösen, indem wir positiv an die Sachen herangehen und dafür dankbar sind, wie gut es uns geht – gerade wir Deutschen oder die Leute, die auf Mallorca leben –, anstatt uns darüber zu beklagen, was jetzt gerade nicht stimmt. So vieles stimmt für uns einfach noch!
MM:Sie wurden in der Ukraine geboren und schon oft auf osteuropäische Rollen besetzt. Jetzt ist es wieder passiert. Aber diesmal spielen Sie eine Ukrainerin. Wie ist das?
Elkin: Die Figur lag mir von vornherein total am Herzen. Mir gefiel das Drehbuch so gut, weil es außergewöhnlich und auf eine Art und Weise skurril war. Beim Casting hätte ich mich natürlich voll auf die Rolle der Krystina als arme Frau setzen können, die mit ihrem Sohn aus der Ukraine flüchten musste. Das fand ich aber langweilig und bot einfach das Gegenteil an, denn ich finde, dass die Ukrainer gerade auch im Krieg zeigen, was für ein starkes Volk sie sind. Gott sei Dank fand Wolfgang Murnberger, der Regisseur, diese Positivität gut.
MM:Sie kamen mit zehn Jahren aus der Ukraine nach Deutschland. Haben Sie sich dadurch besonders mit der Figur verbunden gefühlt?
Elkin: Ich fühle mich grundsätzlich mit meinen Rollen sehr verbunden. Jeder geht ja ein bisschen anders an die Arbeit heran, da gibt es auch kein Richtig und kein Falsch, und ich suche in den Rollen immer die Verbindung zu mir. Das hilft mir, die Figur zu verstehen. Ich lese das Drehbuch und denke: Mit welcher Lebenserfahrung kann ich diese Geschichte erzählen? Bei dieser Rolle war das wegen meiner ukrainischen Wurzeln natürlich ein bisschen einfacher. Auf der anderen Seite weiß ich, Gott sei Dank, nicht, wie es im Krieg ist, und was es bedeutet, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Aber ich weiß, was es bedeutet, fremd in einem Land zu sein und seine Existenz von vorne aufbauen zu müssen – zu dürfen. Mit Krystina hat mich auch der Humor verbunden, der in meiner Familie ganz wichtig war: Egal, was passiert, wir suchen die Momente der Freude und sind dankbar für das, was ist.
MM:Krystina ist eine Macherin. Sind Sie das auch?
Elkin: Es verbindet mich wirklich mit Krystina, dass ich die Sachen anpacke. Ich glaube nicht daran, dass das Universum einem die Drehbücher ins Postfach spült, wenn man nur dasitzt und meditiert. Ich wollte zum Beispiel Schauspielerin sein, hatte aber noch einen leichten Akzent plus einen süddeutschen Dialekt. Anstatt das zu bedauern, habe ich auf eigene Kosten ganz viel Sprecherziehung genommen, dafür auch gekellnert, und habe Hörbücher angehört. Also, ich akzeptiere kein Nein vom Universum. Es kann denken, was es will, ich habe meinen eigenen Plan (lacht). Und bis jetzt habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte.
MM:Sie haben im Winter auch für die zweite Staffel von „Der König von Palma” gedreht, die demnächst läuft. Welche Rolle hatten Sie da?
Elkin: Ich spiele die Nachbarin der Familie Adler, also von Henning Baum und Heike Makatsch. Das ist eine kleine, aber sehr lustige und prägnante Rolle. Im Drehbuch war sie eigentlich noch viel kleiner, aber ich komme immer mit vielen Ideen an das Set. An meinem letzten Drehtag sollte ich nur über den Zaun gucken, und die Regisseurin Isabell Šuba meinte: Du hast das letzte Mal so schön improvisiert, lass uns mal ein bisschen was ausprobieren. Dann ist aus ein bisschen über den Zaun gucken eine total lustige Szene entstanden.
MM:Woher kommen solche Ideen?
Elkin: Auch wenn ich eine ganz kleine Rolle habe, lese ich mir akribisch die Drehbücher durch. Dadurch weiß ich ganz genau, in welcher Welt ich mich befinde und kann mich frei in ihr bewegen. Wenn ich dann am Set bin, kommt das dann einfach – und oft kommt das ziemlich gut an.
MM:Wie ist das, wenn man mit einer kleinen Rolle in eine laufende Serie hineinkommt?
Elkin: Ich mag es gerne, dass ich in solchen Welten zu Gast bin, ein bisschen was reinbringe und dann wieder gehen darf. Es gibt offenere und geschlossenere Teams, und man muss sich einfühlen, statt sich groß zu machen. Wenn man zum Beispiel merkt, dass jemand vom Hauptcast nicht kontaktfreudig ist und sich auch in der Pause nicht unterhalten will, dann muss man das akzeptieren.
MM:Wie war das beim „König von Palma”?
Elkin: Das Team war unfassbar nett, seien es die Hauptdarsteller Heike Makatsch und Henning Baum, die total offen waren, das spanische Team oder die Regisseure Florian Gottschick und Isabell Šuba. An meinem letzten Drehtag bekam ich einen riesigen Blumenstrauß und ein Geschenke-Bag und dachte: Das habe ich bei der kleinen Rolle gar nicht verdient.
MM:Wie sind Sie eigentlich zu dieser Rolle gekommen?
Elkin: Über Florian Gottschick. Ich habe, mit einer Ausnahme, bei allen seinen Projekten mitgespielt. Er schlägt mich immer vor, und ich sage immer zu, auch wenn es in diesem Fall eine kleinere Rolle war, wo ich dachte: Eigentlich müsste ich sie gar nicht annehmen. Da ist eine gegenseitige Berufsliebe und Berufstreue entstanden, und das setzt sich hoffentlich fort.
Das Interview führte Martin Breuninger
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