Kaum ein Tourist, der für Ostern schon wie gewöhnlich seinen Flug nach Mallorca gebucht hat, wird sich fragen: Wie konnte dieser Ort, die Playa de Palma, an dem in den 1990er Jahre die Menschen bis spät nachts nackt in den Diskotheken tanzten und die Sangría-Eimer leertranken, zum Sehnsuchtsort der Deutschen werden. Aber genau hierauf will die Dokumentation „Mythos Ballermann – Die wahre Geschichte” Antworten finden. Die Idee hierfür hatte Ingo Wohlfeil, Ex-Korrespondent der „Bild”-Zeitung auf Mallorca. Seit 2007 ist der freie Journalist regelmäßig auf der Insel. Und mit der zunehmenden Bedeutung der Ferieninsel für die Deutschen wurden es dann acht Monate, die er hier im Jahr verbrachte. In seiner Zeit auf Mallorca gab es Ereignisse, wie 2013 die „Operation Casablanca”, bei der die Hells Angels festgenommen wurden, die dazu führten, dass Wohlfeil, der Geschichte studiert hat, bestimmte Zusammenhänge auf der Insel hinterfragte. 2016 hatte der heute 51-jährige Reporter dann die Idee, sein Wissen, was er sich durch unzählige Interviews angeeignet hatte, in einer Doku zu verarbeiten. Kurze Zeit darauf, im September 2017, lernt er bei einem Bootstrip den UFA-Filmproduzenten Johannes Kunkel kennen. Diese Begegnung sei Wohlfeil zufolge mehr als nur ein Zufall, sondern Schicksal, gewesen. Kunkel wollte einen ernsthaften Film über den Ballermann produzieren, Wohlfeil seinerseits eine seriöse Doku. Und so entstand eine jahrelange früchtetreibende Zusammenarbeit. Mithilfe von Ingo Wohlfeils Expertise und seinen Kontakten konnte Johannes Kunkel die Serie „Der König von Palma” realisieren, deren Folgen an Ostern auf RTL zu sehen sind. Die fiktive Geschichte orientiert sich am Mord am Playa-Gastronomen Manfred Meisel im Jahr 1997. Und Wohlfeils neue Dokumentation erklärt historisch, was sich in der Serie ereignet – eine perfekte Symbiose.
Meisel, der Inhaber des „Bierkönigs”, wurde mit zwei Schüssen in den Hinterkopf tot auf seiner Finca aufgefunden. Auch sein achtjähriger Sohn Patrick und seine Mitarbeiterin Claudia Leisten wurden ermordet. Wohlfeils Doku setzt schon früher an und geht der Geschichte des Ballermanns auf den Grund. Der Journalist sagt: „Die Balnearios waren erst Hüttchen am Strand, in denen Sangría und Bier serviert wurde. Die Regierung hatte sie 1972 vereinheitlicht, einem Pächter unterstellt und durchnummeriert.” Wohlfeil erklärt: „In demselben Jahr kam ein Kölner Verein, der FC Merowinger hierher, eine krude Thekentruppe. Sie haben dann Mallorca und den frisch eröffneten Balneario 6 für sich entdeckt. Weil der Kölner jedoch ,Balneario’ nicht aussprechen konnte, hat sich das Wort ,Ballermann’ etabliert.”
Insbesondere die Geschichte von Manfred Meisel soll mit neuem, sensationellem Material aufgearbeitet werden. Unter den zahlreichen Protagonisten der Doku tritt auch Ute Schäfer-Tepper auf, die erste Kellnerin im „Bierkönig”. Wohlfeil sagt: „Manfred Meisel ist eine harte Linie gefahren, um sich hier als Deutscher auf der Insel durchzusetzen, was zu jeder Menge Konflikte führte. Zudem hat er Steuern hinterzogen. Ehemalige Angestellte des ,Bierkönigs’ bestätigten uns, dass es im Lokal eine doppelten Kassenführung gab. Man kann davon ausgehen, dass die Familie Meisel ausgelöscht werden sollte, doch ist das Motiv bis heute nicht bekannt.”
1 Kommentar
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Tut mir leid, aber diese sogenannte Doku stellt leider in vielen Teilen "wohl eher unbeabsichtigt" die Deutschen an den Pranger. Und zwar schon deshalb, weil sie quasi als die "Ausführenden" heute dastehen. Denn wer das heute betrachtet, hat kaum noch Verständnis dafür wie es sich entwickelte , weil viele selbst in dieser Zeit der Partys und Diskotheken nicht gelebt oder aktiv dabei waren. Den eigentlichen Ursprung hat es ja in der Zeit der 68er, über die genau so blöd daher geschwätzt wird, obwohl sie doch selbst die Enkel und unverdienten Nutznießer dieser gegen die ewig Gestrigen erkämpften demokratischen Freiheit sind. Geboren damals auch Mallorca abschätzig als "Die Hausfraueninsel" oder noch diskriminierender als "Putzfraueninsel" zu beschimpfen. Fazit = Mir ist klar, dass das ein schwieriges Thema gerade in DE ist, wo man Jahre der öffentlichen Medien daran gearbeitet hat, den "Ballermann" schlecht zu machen. Dieser Stachel sitzt heute noch sehr tief und wird sofort auf das Stichwort "Ballermann" oder "Mallorca" aktiv. Man braucht ja nur die Leserkommentare hier lesen, die sofort reagieren und mit dem verbalen Baseballschläger drauf schlagen. Und dies unter Ignoranz dessen, was zu bestimmten Jahreszeiten in DE selbst und als typisch Deutsch an der Tagesordnung ist. Das stört sie dann aber nicht.