Chris de Burg: Der irische Songwriter hat Klassiker wie "Lady In Red" und "High On Emotion" geschrieben. | Veranstalter
Mallorca Magazin: Mit welchen Gefühlen kommen Sie nach Mallorca?
Chris de Burgh: Ich kann es kaum erwarten. Nicht nur, weil es Mallorca ist, sondern auch das erste Konzert nach einer langen Zeit. Das letzte Mal stand ich vor ungefähr 590 Tagen auf einer Bühne.
MM: Ihr Auftritt ist als Solo-Konzert angekündigt.
De Burgh: Richtig. Ich habe viele Hundert Solo-Konzerte gegeben. Tatsächlich habe ich so meine Karriere begonnen. Bei den Solo-Konzerten kann ich sehr persönlich mit dem Publikum werden, und das Publikum liebt das. In einer großen Halle wie der Olympiahalle in München mit 10.000 Leuten ist das nicht so einfach.
MM: Wir werden Sie also singend und mit Gitarre und Klavier erleben?
De Burgh: Genau. Eigentlich sollte ich diesen Sommer eine Solo-Konzerttour machen, die dann auf das nächste Jahr verschoben wurde. Im November haben wir auch eine Tour mit Band durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und nächstes Jahr dann durch das Vereinigte Königreich, Irland, Kanada und so weiter.
MM: Welchem Instrument fühlen Sie sich näher, der Gitarre oder dem Piano?
De Burgh: Ich spiele sehr gerne auf beiden Instrumenten. Ich lernte zuerst Gitarre, da war ich noch ein Teenager. Ich glaube nicht, dass ich brillant an der Gitarre bin, aber doch ziemlich gut. Viele Leute denken bei mir nur an Balladen wie „Lady In Red”, aber es gibt auch Rockmusik, Hits wie „Don’t Pay The Ferryman” und „High On Emotion”. Und selbst solo habe ich eine wunderbare Gitarre, eine zwölfsaitige Solidbody-Gitarre (ohne Resonanzkörper, Anm. d. Red.), die sehr kraftvoll ist. Auf dem Klavier spiele ich eher die Balladen.
MM: Es gibt wenige Sänger und Komponisten, die so viele Balladen wie Sie geschrieben haben.
De Burgh: (lacht) Ja, es gibt eine Menge davon, aber ich denke, man findet unter meinen Songs ebenso viel Rockmusik. In den 80er und 90er Jahren, selbst heute noch, spielen wir an großen Veranstaltungsorten wie zum Beispiel Fußballstadien. Da muss man eine Rock-Show haben. Das ist sehr kraftvoll, besonders mit der Band. Also solo fühle ich mich sehr wohl mit Balladen. Aber ich denke, es gibt sehr wenige Künstler, die Songs über so viele verschiedene Dinge geschrieben haben.
MM: Was inspiriert Sie zu all den unterschiedlichen Themen?
De Burgh: Die Songs über Dinge, über die ich nachgedacht, die ich gesehen oder über die ich gelesen habe, kommen hauptsächlich aus der Fantasie. Ich habe eine sehr starke Vorstellungskraft und ich schreibe Lieder über alles. Ich könnte Songs über eine Teetasse mit Lippenstift daran schreiben. Man kann daraus eine Geschichte machen. In den vielen Jahre als Songwriter habe ich mehr als 300 Lieder geschrieben. Und ich mag einfach die Idee, dass sie aus dem Nichts auftauchen und es um nichts anderes gehen kann.
MM: Im September erscheint Ihr neues Album „The Legend of Robin Hood”.
De Burgh: „The Legend of Robin Hood” wird auch Teil einer Musical-Produktion in Fulda sein. Und zusätzlich zum Album habe ich gerade ein Buch darüber geschrieben, was auf dem Album passiert, die Geschichte dahinter. Und ich habe selbst die Geschichte erzählt, was sehr interessant mit Musik ist. Das wird wie ein Hörbuch sein, das mit dem Album herauskommt.
MM: Es ist nicht klar, ob Robin Hood wirklich gelebt hat. Hatten Sie diese Figur schon konkret vor Augen?
De Burgh: Nein, ich musste sie mir im Wesentlichen ausdenken. Wie Sie gerade sagten, niemand weiß, ob es ihn wirklich gegeben hat. Das heißt, dass man alles erschaffen kann. Wenn man 100 Leute nach Robin Hood fragt, werden sie sagen: Er nahm es den Reichen und gab es den Armen, er hatte Lady Marian, er hatte Little John, Bruder Tuck, den Sheriff von Nottingham. Das ist diese Art von Standardsachen. Aber drum herum kann man eine völlig andere Geschichte schaffen. Robin Hood ist auch eine sehr moderne Figur. Er ist kein Held. In meiner Geschichte und auf meinem Album ist er ein ganz normaler Teenager. Dann gerät er in eine Situation, in der er reagieren muss, und er wird zu dem Helden, wie wir ihn heute kennen.
MM: Werden Sie aus dem neuen Album auf Mallorca schon vorab etwas zum Besten geben?
De Burgh: Eine der Schwierigkeiten heutzutage ist, dass die Leute so vieles mitschneiden. Und ich möchte nicht zu viel davon weggeben. Aber ich werde sicher ein oder zwei Songs von dem neuen Album bringen. Auf Mallorca werde ich alle Hits aus der Vergangenheit singen plus Material zum Tanzen und Genießen, mit dem die Leute vielleicht nicht so vertraut sind. Ich glaube, das Konzert im Club Golf de Andratx wird ein Riesenspaß.
MM: Stimmt es, dass Sie auch gewisse familiäre Bezüge zur Legende von Robin Hood haben?
De Burgh: Ich hatte einen Vorfahren namens Hubert de Burgh. Er wurde Chefjustiziar genannt. In der Regierungszeit von König Richard I. (Löwenherz; Anm. d. Red.) und auch von dessen Bruder, König John, war er der oberste Gesetzgeber, also ein sehr mächtiger Mann. Und er kommt in dem Shakespeare-Stück „King John” vor. Es ist interessant, einen solchen Vorfahren zu haben. Als ich vor vier Jahren von Spotlight Musicals auf die Idee für das Musical in Fulda angesprochen wurde, dachte ich mir deshalb, ich versuche mal, für ein Musical zu schreiben. Das ist eine ganz andere Sache und ich habe viel gelernt.
MM: Sie haben große Hits geschrieben. Ist das nicht auch eine Last, weil das Publikum erwartet, dass Sie diese Songs bei Konzerten singen und weil vielleicht jeder neue Song an diesen Erfolgen gemessen wird?
De Burgh: Ich wollte nie auf die Bühne gehen, nur um eine Legende zu sein. Deshalb werde ich immer auch neues Material zum Aufführen haben. Aber wenn ich im Publikum wäre und meinen Lieblingskünstler sehen würde, würde ich die berühmten Songs hören wollen. Aber auch andere Sachen. Ich habe „Lady in Red” Tausende Male gesungen, aber die Leute lieben den Song. Er ist ein großer Hit auf der ganzen Welt und ich singe ihn gern. Mein Job als Entertainer ist es, die Leute glücklich zu machen, egal was es kostet.
MM: Hat Chris de Burgh ein paar Lieblingssongs von Chris de Burgh?
De Burgh:(lacht) Oh, das ist schwierig. Es gibt einen ganz frühen, sehr wichtigen Song, der mich dazu gebracht hat, ein Geschichtenerzähler zu werden. Ich wollte eine Allegorie über den Kampf zwischen Gut und Böse schreiben. Nicht nur in einem kosmischen Maßstab, sondern in jedem Menschen. Der Song entstand 1974 in einem spanischen Zug. Ich stellte mir vor, dass er von einem Skelett gefahren wurde und dass wir in diesem Zug alle die Seelen der Toten waren. Daraus wurde dann „Spanish Train”, Der Song handelt von einem Kartenspiel zwischen Gott und dem Teufel, die um die Seelen der Toten zocken. Er brachte mich auf die Idee, dass man auf diese Weise Songs schreiben kann.
MM: Mit einer Ausnahme sind in Deutschland alle Ihre Studioalben seit 1982 in die Top Ten gekommen.
De Burgh: Eigentlich war die erste Hitplatte, die ich hatte, 1981 eine Nummer sieben mit dem Album „Best Moves” (das erste Kompilationsalbum von Chris de Burgh; Anm. d. Red,). Und dann war „The Getaway” 1982 eine Nummer eins. Seitdem bin ich dem deutschen Publikum treu geblieben, so wie es mir treu geblieben ist. Zu meinen Konzerten kommen Kinder wie auch Omas und Opas und die ganze Familie dazwischen. Mein persönliches Gefühl ist, dass die Deutschen jemanden mögen, der kein Star ist, jemanden, den man treffen möchte, um ein Bier und einen Schnaps mit ihm zu trinken. Aber viele Leute aus meinem beruflichen Umfeld, besonders amerikanische Künstler, führen sich wie Rockstars auf, haben überall Bodyguards und versuchen, einen anderen Menschen darzustellen als sie sind.
MM: Ein Album heute oder in den 70ern aufzunehmen, ist nicht dasselbe. Wie hat sich das Business verändert?
De Burgh:Ich denke, der Wandel begann mit der digitalen Information. Moderne Platten leben weniger von gutem Songwriting. Es kommt viel mehr auf den Produzenten und all die Tricks an, die man im Aufnahmestudio machen kann. Und das hat die Dinge dramatisch verändert und auch die Tatsache, dass die Leute online gehen und sich einen einzelnen Song anhören können. Nun, das wird bei meiner „Legend of Robin Hood” nicht funktionieren, weil es eine Geschichte ist und es keinen Sinn macht, einen einzelnen Song zu nehmen.
MM: Wie stehen Sie zu diesen Veränderungen?
De Burgh: Veränderung ist gut. Eine neue Generation braucht ihre eigene Generation von Musik. Mein Gefühl ist, dass es in den nächsten fünf Jahren nach dieser Pandemie eine große kulturelle Revolution geben wird. Ich glaube, die Leute wollen aus dem Schatten der Pandemie heraustreten. In etwa zwei Jahren wird es mehr positives Denken geben, anderes Denken, was ich für eine sehr gesunde Sache halte.
MM: Was halten Sie vom Streaming, das sich durch die Pandemie stark ausgeweitet hat?
De Burgh: Streaming begünstigt die Plattenfirmen, nicht die Künstler. Und die Plattenfirmen verdienen sehr viel Geld, das sie nicht an die Künstler weitergeben. Dieses Problem muss gelöst werden. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich sehr glücklich bin, dass ich ungefähr 120 goldene und Platin-Schallplatten habe, aber die wurden hauptsächlich in den 80ern, 90ern und den frühen 2000ern gemacht. Die Dinge haben sich geändert. Und ich bin schon so lange im Geschäft, dass ich nicht erwarten kann, mit jedem neuen Album eine goldene Schallplatte zu erhalten. Also genieße ich einfach, was ich tue.
Die Fragen stellte
Martin Breuninger
Das Konzert beginnt um 21 Uhr beginnen, Einlass ist ab 19.30 Uhr. Tickets für 45 bis 350 Euro (inkl. Sitzdecke für jeweils zwei Personen und zum Mitnehmen) können bei www.legendsvip.com erworben werden. Zusätzlich kann man für 30 und 50 Euro Picknickkörbe mit Essen (Fisch, Fleisch oder vegetarisch) und Getränken buchen.
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