Imogen Kogge erscheint nur auf der Leinwand – als Angela Merkel im Film „Die Getriebenen”.

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Es kommt selten vor, dass die Amtsträger der öffentlichen Institutionen bei Pressekonferenzen so zahlreich sind, dass ein Teil der Journalisten stehen muss. 13 „Autoridades“, wie sie auf Spanisch heißen, waren am 10. Juli zur Pressekonferenz des Atlàntida Film Fest erschienen. Von der Kulturdezernentin und Vizepräsidentin des Inselrats, Bel Busquets, und Palmas Bürgermeister, José Hila, samt Kulturstadtrat Antonio Noguera und Kulturamtsleiterin Francisca Niell, über die Leiter der Mallorca Film Commission, Pedro Barbadillo, und der Fundació Mallorca Turisme, Andreu Serra, bis hin zum Intendanten des balearischen Fernsehsenders IB, Andreu Manresa: Alle waren sie dem Ruf des Festivaldirektors Jaume Ripoll gefolgt.

Ihr zahlreiches Erscheinen spiegelt wider, welchen Wert die Politiker dem Festival beimessen, das sich dem Europäischen Film verschrieben hat. Vor zehn Jahren begann seine Online-Version auf der Plattform Filmin, zum fünften Mal findet es nun in der physischen Welt in Palma statt, von Montag, 27. Juli, bis Sonntag, 2. August.

Alex Brendemühl (l.) und Dominic Marcus Singer spielen Vater und Sohn in „Der Taucher”, einem Film über Gewalt in der Ehe.
Alex Brendemühl (l.) und Dominic Marcus Singer spielen Vater
und Sohn in „Der Taucher”, einem Film über Gewalt in der Ehe.

Insgesamt 113 Titel stehen in Palma auf dem Programm, von denen 53 Erstaufführungen in Spanien sein werden. Erstmals wird es auch die Kategorien Kinderfilm und Serie geben, unter anderem mit der Verfilmung des Romans „Vernon Subutex“. Hinzu kommen mehrere Konzerte, Vorträge, Gesprächsrunden und andere Aktivitäten. In diesem Jahr wird das Festival aber auch von der Corona-Pandemie geprägt sein. So beginnt es einen Monat später als vorgesehen, und wie bei allen übrigen Kulturveranstaltungen machen die derzeitigen Sicherheitsvorschriften auch beim Atlàntida Film Fest eine Reduzierung des Publikums erforderlich.

Unberührt von der sogenannten neuen Normalität bleibt dagegen die Ehrenauszeichnung „Masters of Cinema“. In diesem Jahr geht sie an den britischen Regisseur Stephen Frears. Er drehte Filme wie „Mein wunderbarer Waschsalon“, „Gefährliche Liebschaften“ und „Lady Vegas“, und für „Grifters“ und „Die Queen“ wurde er jeweils für einen Oscar nominiert. Frears wird die Auszeichnung während der Eröffnungszeremonie in Palma persönlich entgegennehmen. Außerdem wird er am Dienstag, 28. Juli, im Cineciutat nach der Vorführung seines Films „The Hit“ von 1984 für Fragen des Publikums zur Verfügung stehen.

Fototermin bei der Präsentation des Atlàntida Film Fest. Festivalchef Jaume Ripoll (Mitte, mit schwarzer Maske) hatte gerufen, und 13 Amtsträger öffentlicher Institutionen kamen.
Fototermin bei der Präsentation des Atlàntida Film Fest. Festivalchef Jaume Ripoll (Mitte, mit schwarzer Maske) hatte gerufen, und 13 Amtsträger öffentlicher Institutionen kamen.

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Frears wird nicht das einzige Schwergewicht der diesjährigen Festivalausgabe sein. Ein besonders für deutsches Publikum interessanter Gast ist Stephan Wagner. Der Regisseur und dreifache Grimme-Preisträger wird vor Ort sein, wenn am Freitag, 31. Juli, in der Misericòrdia sein jüngstes Werk „Die Getriebenen“ zum ersten Mal in Spanien gezeigt wird. Der Film heißt hier einfach „Merkel“ und rekonstruiert die Flüchtlingskrise in Europa im Jahr 2015. Um Senegalesen, die es vorzogen, nicht in Europa ihr Überleben zu sichern, wird es dagegen am 30. Juli bei einer Gesprächsrunde mit der bekannten spanischen Fernsehjournalistin Ana Pastor und dem Open-Arms-Aktivisten Oscar Camps gehen.

Die Eröffnung des Festivals findet am Montag, 27. Juli in der Misericòrdia statt. Bei der Veranstaltung wird der Dokumentarfilm „Destrucció creativa d’una ciutat“ (Kreative Zerstörung einer Stadt) des mallorquinischen Regisseurs Carles Bover gezeigt, der im vergangenen Jahr für „Gaza“ mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnet wurde. Bei der Abschlusszeremonie am 2. August in Ses Voltes läuft der Film „Sempre dijous“ des ebenfalls mallorquinischen Regisseurs Joan Portals. Das Besondere an dieser Produktion: Sie wird während der Veranstaltung selbst zu Ende gedreht, wodurch das Publikum ein aktiver Teil wird.

Dazwischen laufen Filme wie „Surge“ von Aneil Karia, der den Preis der Jury beim Sundance Festival gewann, Tom Cullens Regiedebüt „Pink Wall“, und „El Buzo“, wie der österreichische Spielfilm „Der Taucher“ von Günter Schwaiger über Gewalt gegen Frauen auf Spanisch heißt. Die internationalen Filme werden in Originalversion mit spanischen oder katalanischen Untertiteln gezeigt.

Neben internationalen Produktionen finden auch Filme von balearischen Regisseuren Berücksichtigung, darunter die Finalisten des Inselrat-Wettbewerbs, „Formentor: el mar de les paraules“ von José Luis López Linares und „Constel·lació Comelade“ von Luis Ortas.

Das gesamte Programm lässt sich auf der Website atlantidafilmfest.com abrufen. Über sie und die Plattform Filmin können auch die kostenlosen Karten für die Veranstaltungen reserviert werden.