Eigentlich wollte der Künstler auf seinem Anwesen bei Cala Rajada ein Gustavo-Museum bauen. Doch die Behörden verweigerten die Genehmigung. Grund: Das Anwesen befindet sich auf einem Grundstück, das als Suelo rústico, als landwirtschaftliche Nutzfläche ausgewiesen ist.
Im Carrer Major 10 hat er jetzt eine würdige Alternative geschaffen. Wo sich einst eine Bäckerei und danach ein Immobilienbüro befand, entstand in dreieinhalb Monaten auf 200 Quadratmetern ein freundlicher Ausstellungsraum mit seinen Werken und Merchandising-Produkten, von der Gustavo-Tasse bis zur Gustavo-Tasche.
Geführt wird die Galerie von Cati Vallespir. Dass die studierte Kulturmanagerin auch Deutsch spricht, ist für Gustavo ein großer Vorteil. Denn nicht nur auf Mallorca ist er eine Institution. Auch in Deutschland ist er sehr bekannt und hat dort viele Sammler. In Berlin, wo er lange gelebt hat, steht auch das „Gustavo-Haus”, ein Doppelhochhaus im Stadtbezirk Lichtenberg, dessen Fassade von ihm gestaltet wurde.
Mit dem Espai Gustavo schlägt der Künstler zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen hat er eine Alternative zu dem angestrebten Museum gefunden. Zum anderen müssen ihn Sammler und andere Interessenten nicht mehr in seinem Atelier bei der Arbeit unterbrechen. In aller Ruhe kann er dort seine Kunst schaffen, die er als „Mischung aus Surrealismus und Comic“ charakterisiert. Im Laufe seines Schaffens hat er eine ganze Fantasiewelt mit fröhlichen, teils auch ironischen, aber nie bösartigen Personen und Tieren geschaffen, er selbst spricht von „grotesken Personen in absurden Situationen”.
Im Espai Gustavo findet man diese Welten auf großformatigen Bildern, als Bronzeskulpturen, aber auch auf Entwürfen, die seinen Ölgemälden zugrundeliegen.
Diese Arbeiten sind alle jüngeren Datums. Ein Werk mit dem Titel „Wollüstige Löwen aus dem 18. Jahrhundert spazieren durch das irdische Paradies, begleitet von der Schlange von Adam und Eva“ ist in den ersten Januar-Wochen dieses Jahres entstanden. Inspiriert dazu wurde der Künstler von dem Lied „Le Lion” von Jacques Brel, den Gustavo in den 1960er Jahren persönlich kennengelernt hat.
Das Lied handelt von einem Löwen, der sich nicht traut, dem Ruf der Löwin vom anderen Flussufer zu folgen. Gustavo hat die Geschichte mit dem für ihn typischen Hintersinn weitergeführt – mit einem misstrauisch lächelnden Löwen und einer sympathischen, gelösten Löwin kurz vor der Hochzeit.
Es wird nicht das letzte Werk bleiben. In der Galerie sollen stets neue Bilder alte ersetzen. „Das ist ein Perpetuum mobile”, sagt der Künstler. Erst kürzlich hat er wieder zwölf neue Leinwände gekauft und sagt nicht ohne Ironie: „Was mich in meinem Alter am meisten erotisiert, sind Schokolade und weiße Leinwände.“
Der Espai Gustavo ist von Montag bis Freitag von 10.30 bis 13 Uhr und von 17 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Am Samstag, 25. Januar, bietet die Adoptivtochter Gustavos, Bettina Neumann, um 12 Uhr eine Führung auf Deutsch durch die Galerie an.
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