Filmszene: Vergeblich versucht Matula (Claus Theo Gärtner), Schumann (Jochen Horst) zu retten. | Hans-Joachim Pfeiffer

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Der wahre Tatort auf der Insel, das ist mutmaßlich das Hotel Espléndido in Port de Sóller. Denn es ist offenbar egal, welche Herzschmerzkommödie oder welchen Killerkrimi die deutschen Fernsehanstalten auch drehen mögen: Der stilvolle Beherbergungsbetrieb an der Straßenbahnlinie von Sóller taucht gerne als Unterkunft einer oder mehrerer Filmprotagonisten auf. Das Haus mit idealem Meerblick wird schnitttechnisch so geschickt in den Film integriert, dass es anscheinend etwa gleich um die Ecke an der Meeresfront von Palma im Stadtteil El Molinar liegt.

Und diesmal, im ZDF-Streifen „Matula – Tod auf Mallorca”, der am Karfreitag erstmals zu sehen war, tauchte das Hotel dramaturgisch gesehen in Port de Pollença auf. Mal sehen, ob wie in der Vergangenheit nicht wieder eine Reihe Anrufer bei MM sich nach dem "Hotel aus dem Film" erkundigen möchten, um es buchen zu können.

Diesmal also Port de Pollença. Denn dorthin hatte der von Claus Theo Gärtner gespielte Detektiv im Altersruhestand samt Hund Renz die Yacht eines Auftraggebers vorbeigeschippert. Prompt lernt der touristische Neuankömmling im Hafen einen selbstgefälligen Inseldeutschen kennen, der ihn zum Edelessen einlädt. Genau dieser halbseidene Zeitgenosse wird am nächsten Morgen von Matula tot im Hafenbecken treibend entdeckt und aus dem Wasser gezogen. Prompt hat der Ex-Detektiv einen neuen Fall am Hals, als ihn die Freundin des Toten um Hilfe bittet.

Aber die Handlung hat im Fernsehen jeder selbst gesehen oder kann den Streifen in der ZDF-Mediathek abrufen. Die Story ist zu austauschbar, um sie hier noch einmal wiederzugeben.

Viel interessanter ist, wie die Straßen auf Mallorca in dem Film präsentiert werden: Es sind allesamt winzige, kurvige Landstraßen, wie sie allerhöchstens auf der Fahrt ans Kap Formentor zu finden sind, und wo sie in den Sommermonaten ohnenhin nur noch ein öffentlicher Busbetrieb unter die Räder nehmen darf. Vielleicht erschien die Straße im Film deswegen so unbefahren. Auch wenn Matula sich von Pollença aus mal eben so nach Andratx oder Palma begibt, sind die Sträßchen ebenso frei von touristischen Mietwagen wie von pedalierenden Radfahrergruppen.

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Matula trifft auf der Suche nach Aufklärung auf Frauen, die allesamt Dunkles im Schilde führen. Die eine wohnt in einer trotz Putzfrau scheinbar unbewachten und offenstehenden Prachtvilla mit Garten, der direkt in einen handtuchschmalen Sandstrand übergeht, so dass die feine Möbelhaus-Liege im Grünen nur zwei Meter vom Wasser entfernt steht. Das Haus dürfte eines jener Privatanwesen an der Küste von Formentor gewesen sein.

Die andere Dame wiederum bewohnt ein schnuckeliges Strandhäuschen, wie sie einzig an der Playa de Muro in Ses Casetes des Capellans zu finden sind. Hier wirkt Mallorca besonders authentisch, mit Bäumen und Sand zwischen den Hütten, und das Meer zum Greifen. Die weißen Hotelkästen im Hintergrund wurden dabei mit mediterranem Glühlicht sanft ausgeblendet.

Der Nachtclub "Rote Katze", wie er im Film auf den Streichholzbriefchen zu finden ist, entpuppt sich als die Großraum-Diskothek Tito's am Paseo Marítimo in Palma. Dort nimmt Matula den fiesen Drogendealer in die Zange, bis dieser dem Deutschen zum Abschied ein "Vete a la mierda, hijo de puta" hinterherflucht.

Wohl auch deswegen, wenn nicht schon wegen der versuchten Entführung jener Frau an der Playa de Muro, wird der Drogendealer vom spanischen Polizeikommissar erschossen, ohne dass der Ordnungshüter vorher oder hinterher auch nur mit der Wimper zuckt. Spanien ist im Film nach wie vor das Land der harten Männer. Und auch Matula ist ungeachtet seiner über 70 Lenze und angesichts seines zerfurchten Antlitzes ebenfalls und nach wie vor ein harter Mann, der selbst bei Schüssen auf seinen Mietwagen weder den Humor verliert noch sich sonst aus der Ruhe bringen lässt. Seinen Fans hat er damit einmal mehr Freude bereitet.

Mag die Handlung dabei noch so verworren sein, für Mallorca-Liebhaber brachte der Streifen reichlich Wiedererkennungsfreude. Nicht nur, was die Insel betrifft, sondern auch das Leben: Die Guten sind einfach zu gut für die vielen Bösen.