Jermaine Jackson: „Von meinen Schwestern bin ich wahrscheinlich Janet am ähnlichsten, von meinen Brüdern vermutlich Michael.” | PR
Herr Jackson, wie fühlt es sich an, eine lebende Legende zu sein?
Jermaine Jackson: (Lacht) Das ist mir nie in den Sinn gekommen.
Das kann ich kaum glauben.
Jackson: Doch, und wissen Sie warum? Wir sind dieselben Leute geblieben, die damals Indiana verließen. Wir konnten uns später zwar Dinge leisten, die wir uns zu Hause in Gary nicht leisten konnten. Das hat aber nichts daran geändert, wie wir sind. Wir halten fest an der Liebe untereinander und am Respekt vor der Moral und den Prinzipien, die uns unsere Eltern beigebracht haben.
Sie waren noch Kind, als die Geschichte der Jacksons begann. Hatten Sie überhaupt eine Kindheit?
Jackson: Wir fanden einen Weg, Kinder auf Reisen sein zu können. Das war natürlich hart, weil wir so früh damit begannen.
Erinnern Sie sich noch daran, als Sie sich zum ersten Mal im Radio hörten?
Jackson: Das war 1969, als „I Want You Back“ herauskam. Wir wussten, dass der Song zu einer bestimmten Zeit gespielt würde. Also saßen wir alle um das Radio herum und warteten darauf. Und als wir den Song dann hörten, waren wir verrückt vor Freude, weil er sich richtig gut anhörte.
Mit Ihren Songs lösten Sie eine wahre Jackson-Mania aus. Wie haben Sie das erlebt?
Jackson: Wir sind eben so aufgewachsen. Wir begriffen, dass das, was wir taten, den Erfolg hervorbrachte. Und das war die Musik. Also wollten wir einfach mehr Musik machen und so gut wie möglich sein, bei den Aufnahmen und auf der Bühne.
Ihr Bruder Michael sagte, er habe sehr unter seinem strengen Vater gelitten.
Jackson: Er war noch sehr jung und verstand nicht, was es heißt, Termine zu haben. Denn Kinder wollen nur tun, was sie mögen. Aber wir anderen waren alt genug, um zu wissen, dass wir Termine einhalten mussten, dass wir zu einer bestimmten Zeit unsere Hausaufgaben machen mussten, proben, ins Bett gehen, aufstehen. Mein Vater war streng wie alle anderen Väter auch. Er sah unser Talent und nahm das sehr ernst. Ohne ihn gäbe es keine Jacksons, keinen Michael Jackson und keine Janet Jackson.
Gab es unter den Geschwistern Jackson auch Rivalitäten?
Jackson: Nein, überhaupt nicht. Wir sind eine Familie und wir begannen als Familie. Michael war allein sehr erfolgreich, aber er wurde wegen der Jackson Five erfolgreich, mit denen er einen tollen Start hatte. Wir hatten also unseren Anteil daran.
Warum begannen Sie 1972, neben den Jackson Five Solo-Alben zu veröffentlichen?
Jackson: Am Anfang war ich der einzige Lead-Sänger der Band, und als wir die Jackson Five wurden, waren es Michael und ich. Während der Zeit der Jackson Five machten wird beide Solo-Alben. Wir konnten unser eigenes Ding machen, aber trotzdem Teil der Gruppe sein.
1976 verließ die Band das Label Motown und wechselte zu Epic Records. Außer Ihnen, Sie blieben. Wie war die Trennung für Sie?
Jackson: Es war sehr hart, nicht mehr mit meinen Brüdern zusammen zu sein. Motown arbeitete sehr hart mit uns, und wir wurden sehr populär. Und wenn Motown uns schon der Welt als Jackson Five präsentierte, wollte ich auch loyal sein. Denn alle anderen Label versuchten, uns dieser Plattenfirma wegzunehmen. Aber so ist es gelaufen. Und obwohl ich von meinen Brüdern weg war, blieb ich mit ihnen in Kontakt, auch wenn wir nicht mehr bei der gleichen Firma waren.
Warum kamen Sie 1984 zu den Jacksons zurück?
Jackson: Wir kamen alle für die Victory-Tour zusammen. Das war sehr bewegend, weil wir seit Jahren das erste Mal wieder gemeinsam auf der Bühne standen. Und wir hatten daran gearbeitet, das zu tun. Aber ich war damals noch bei Artista Records und Clive Davis unter Vertrag. Bei Artista Records traf ich auch Pia Zadora und ihren Mann, und wir machten einen Song, den Jack White produzierte. Er hieß „When The Rain Beginns To Fall“ und wurde ein ganz großer Erfolg.
Zwischen 1972 und 1991 veröffentlichten Sie 14 Solo-Alben. Danach war 21 Jahre Ruhe, ehe 2012 Ihr Album „I Wish You Love“ erschien. Warum diese lange Pause?
Jackson: Ich hatte mein ganzes Leben lang immer gesungen, aber ich hatte auch andere Dinge im Kopf, die ich tun wollte. Deshalb stand die Liebe zur Musik nicht mehr an erster, sondern an zweiter Stelle. Aber ich liebe die Musik noch immer und trete noch immer gerne auf.
2001 hatten Sie einen legendären Auftritt mit Ihren Brüdern im Madison Square Garden. Wie erinnern Sie sich daran zurück?
Jackson: Das war ein großartiger Auftritt, wir waren alle glücklich. Es ist immer toll, mit allen Brüdern aufzutreten, vor allem nach so langer Zeit. Dieser Auftritt war zu Michaels 30. Bühnenjubiläum (als Solokünstler, Anm. d. Red.) gewesen, und es war das letzte Mal, dass wir alle mit Michael auf der Bühne standen.
2007 sprachen Sie wenigsten zweimal von einer Wiedervereinigung für eine Tour der Jackson Five. Wie konkret waren denn diese Pläne?
Jackson: Wir haben immer daran gedacht, wieder zusammen aufzutreten, sogar mit den beiden alten Shows, und Michael würde dann in der zweiten Hälfte dazukommen. Aber dann ist es ganz anders gekommen.
2009 starb Ihr Bruder Michael. Warum veröffentlichten Sie zwei Jahre später ein Buch über ihn mit dem Titel „You Are Not Alone“?
Jackson: Es gab so viele unautorisierte Bücher und all die Lügen, die man über unsere Familie erzählte. Das Buch räumt mit allen falschen Informationen auf, die über die Jahre über unsere Familie verbreitet wurden. Es war bestimmt nicht der beste Zeitpunkt, es zu veröffentlichen, weil damals der Murray-Prozess (Verfahren gegen Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray, der wegen fahrlässiger Tötung von einer Jury schuldig gesprochen wurde, Anm. d. Red.) noch im Gang war. Ich wollte noch mit der Veröffentlichung warten, aber Simon & Schuster (der Verlag, Anm. d. Red.) wollte weitermachen.
MM: Was waren denn die größten und plumpsten Falschinformationen über Michael und die Familie?
Jackson: Einfach gesagt, all die negativen Äußerungen. Vor allem die Leute in Europa sollten wissen, dass die Gründe dafür in den meisten Fällen Sensationalismus, Intrigen, Hass und Neid sind. Denn wir kommen nicht aus Hollywood, sondern aus dem Mittleren Westen, aus bescheidenen Verhältnissen, und das werden wir nie aufgeben. Wir sind eine Familie wie jede andere auch und haben Probleme wie jede andere Familie. Wenn ich mich über einen meiner Brüder aufrege, habe ich das Recht dazu, da wir auch nur Menschen sind. Aber wenn jemand anders sagt, dass die Brüder miteinander Ärger haben, dann hat das gar nichts zu sagen. Zugleich wurde mein Vater zu einer schrecklichen Person gemacht. Sie sagen diese Dinge, um die Familie auseinanderzureißen.
Ist das der Preis für den Ruhm?
Jackson: Das ist nicht der Preis für den Ruhm. Man kann erfolgreich und berühmt sein, ohne dass diese Dinge über einen gesagt werden. Das ist der Versuch skrupelloser Leute, uns einen Preis zahlen zu lassen, indem sie in den Medien Dinge schrieben, die nicht wahr waren. Aber wir haben nie unsere Integrität und unseren Selbstrespekt verloren. Denn diese Leute wollen einfach nur täuschen und wehtun.
Meinen Sie damit auch die Berichte über die bleiche Haut und die operierte Nase Ihres Bruders Michael?
Jackson: Die Färbung seiner Haut wurde durch eine Hautkrankheit mit Pigmentstörungen namens Vitiligo verursacht. Meine Schwester La Toya ist genauso hell wie Michael es war. Die Öffentlichkeit spekulierte darüber, ohne die Fakten zu kennen. Man sagte, dass Michael nicht schwarz sein wollte. Michaels Körper war wegen Vitiligo an der Brust verfärbt, aber er verabscheute das zuerst. Er war schwarz, mein Vater ist schwarz, ich bin schwarz. Wir sind stolz darauf, wer wir sind. Gott hat uns so gemacht.
Gibt es Geschwister, die Ihnen näher stehen als die anderen?
Jackson: Von meinen Schwestern bin ich wahrscheinlich Janet am ähnlichsten, von meinen Brüdern vermutlich Michael. Aber nahe stehe ich allen meinen Geschwistern.
Als Cat Stevens 1977 zum Islam konvertierte und sich Yusuf Islam nannte, machte er zunächst gar keine Musik mehr, dann nur islamische Musik mit Gesang und Percussion und erst viel später auch wieder „westliche“ Popmusik. War das bei Ihnen auch so, als Sie 1989 zum Islam konvertierten?
Jackson: Nein, ich war immer der Meinung, dass unsere Musik die Leute dazu ermutigen würde, erleuchtete Menschen zu werden. Tatsächlich haben wir Gospel mit unserer Musik gemacht. Das war positive Musik, Musik zum Wohlfühlen, Musik mit einer positiven Botschaft.
Werden Sie in Palma Ihre Musik wie in alten Tagen aufführen oder ein bisschen auffrischen?
Jackson: Wir werden die Musik auf die gleiche Weise aufführen. Wir spielen die alten Lieder und die neuen Sachen, einige Songs von Michael und einige Songs von den Jacksons, nachdem sie Motown verlassen hatten. Wir versuchen ein vollständiges, 90 Minuten langes Programm zusammenzustellen, mit einer Menge verschiedener Musik.
Zur Person: Jermaine Jackson
Der Sänger wurde 1954 in Gary im US-Bundesstaat Indiana geboren. Mit seinen Brüdern Jackie, Tito, Marlon und Michael bildete er ab 1965 die Soul-Band Jackson Five. In der Gruppe war er neben seinem Bruder Michael Lead-Sänger und spielte Bass. 1976 trennte sich die Band von ihrem Label Motown und nannte sich in The Jacksons um. Jermaine verließ die Gruppe und blieb bei Motown, dessen Chef sein damaliger Schwiegervater war. Nach seinen Geschwistern Michael und Janet machte Jermaine die dritterfolgreichste Solo-Karriere der Jacksons.
Der mit Pia Zadora eingesungene Titel „When the Rain Begins to Fall” erreichte 1984 Platz eins der deutschen Charts. Im gleichen Jahr kehrte er zu den Jacksons zurück. Mit der Band unternahm er eine Tour zum Album „Victory”, nach der sein Bruder Michael die Gruppe verließ. 1989 erschien ein letztes Album der verbliebenen Jacksons. Erst 2001 gaben alle Brüder in New York wieder ein gemeinsames Konzert. Seit 2012 tritt er mit seinen Brüdern Jackie, Tito und Marlon wieder als The Jacksons auf. 1989 konvertierte der Sänger, der als Zeuge Jehovas aufwuchs, zum Islam.
Wer, wann, wo?
Donnerstag, 9. August, 22 Uhr; The Jacksons, präsentiert von Legends VIP; Eintritt:
27,50 bis 385 Euro; Tickets:www.legendsvip.es; Discos Oh, Palma; Baba Discos in
Inca und Manacor; Ort: Port Adriano, Urbanización el Toro, Calviá
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