Die Ausstellung „La Ciutat Invisible” ist zugleich eine Schau verschiedenster menschlicher Erfahrungen.

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Ein rotes Dach, ein Rahmen aus Holzwänden, fertig ist das Haus. Was sich darin abspielt, gleicht einem Albtraum: Die zierliche Gestalt eines Mädchens mit wilder Mähne ist in einem Netz aus blauen Fäden gefangen. So stellt Empe ihre Kindheit dar, die von Misshandlungen geprägt war. So sehr, dass die junge Frau bis heute kaum über soziale Kompetenzen verfügt.

Empe ist eine von mehr als 160 Künstlern, die an dem Projekt „La Ciutat Invisible“ teilgenommen hat. Das Besondere: Ihre Arbeiten entstanden über mehrere Monate hinweg in Ausbildungszentren von fünf Institutionen, die sich um Menschen mit kognitiven Behinderungen oder psychischen Erkrankungen kümmern. Präsentiert werden sie nun in zwei Ausstellungen, von Dienstag, 3. April, bis Sonntag, 8. April, in Manacor, und von Dienstag, 10. April bis Sonntag, 29. April, in Inca.

Verantwortlich für die Schau ist Montserrat Torras. Das Konzept der Kuratorin: Die unterschiedlichen Sichtweisen auf das gemeinsame Thema „Haus” zu erforschen. Vom Ergebnis war sie überrascht. „Ich dachte zwar an verschiedene Häuser, aber eben nur an Häuser“, erzählt sie. Doch die Sicht der Teilnehmer ging weit darüber hinaus, von der Gebärmutter bis zum Universum, das sich aus einer einzelnen Zelle heraus ausbreitet.

Der Ausstellung gab Torras den Titel „La Ciutat Invisible“ (Die unsichtbare Stadt). Unter den Blicken der Projektteilnehmer auf das Thema entstand eine Reflexion über das Haus als Raum, in dem wir entscheidende Momente leben, von der Geburt bis zum Tod. „Es ist eine Schau menschlicher Erfahrungen, vielfältig und bereichernd, unvollkommen und daher real“, so die Kuratorin. Mit jedem Haus und jeder Geschichte sei eine Stadt entstanden, mit völlig unterschiedlichen Farben, Materialien, Mitteln und Konzepten, und doch mit einem gemeinsamen Nenner: die Emotion.

Fragte sich Torras zu Beginn, wie weit man kommt, wenn man sich über die sozial erlernten Grenzen und Ausgrenzungen hinwegsetzt, lautet nun ihre Antwort: „Sehr weit! Diese Menschen tragen genau jenen menschlichen Teil bei, den wir verloren haben und in unnützen oder unerreichbaren Dingen suchen.“

Aber sind die Exponate der „unsichtbaren Stadt“ dadurch auch als Kunst zu werten? Die Kuratorin verweist auf die kanadische Künstlerin Agnes Martin. „Sie sagt, dass Intuition und Inspiration an einem Punkt entstehen, wo die Worte keinen Platz haben. Wenn die Dinge wirklich an diesem Ort entstehen, können wir nicht sagen, was Kunst und was keine Kunst ist. Wir können nur über Ausdrucksweisen oder verschiedenen Sprachen sprechen. Ohne Werturteil und ohne es zu wissen, drücken sie sich frei aus und bringen ihr Inneres nach außen. So gesehen ist das absolut Kunst.“

Empe hat übrigens weitere Stationen ihres Lebens in Häusern dargestellt, auch ihre Zukunftsperspektiven zwischen Albtraum, betreut werden und aktiv ihren eigenen Weg zu gehen. Sichtlich berührt erzählt Torras, wie die Künstlerin auf ihre Begeisterung reagierte: „Sie umarmte mich und ließ mich nicht mehr los.“

INFOS ZUR AUSSTELLUNG

DI, 3. April, bis SO, 8. April:

Centro sociocultural del Consell Insular, Carrer Pius XII Nr. 5, Manacor

DI, 10. April, bis SO, 29. April:

Centro sociocultural del Consell Insular, Carrer Bisbe Llompart 56, Inca

Eintritt:

frei