Was vor 1997 als beschauliches Event begann, hat sich in zwei Jahrzehnten zu einem Volksfest im Zeichen der zeitgenössischen Kunst entwickelt. Rund 25.000 Menschen drängen sich durch die Gassen der Altstadt, um sich, das Leben und die Kultur zu feiern.
Mit der Kunstnacht macht Palma seinem Ruf alle Ehre, Spaniens Stadt mit der höchsten Galeriendichte pro Einwohner zu sein. Auch wenn die öffentlichen Museen auf den Zug aufgesprungen sind: Die Nit de l'Art ist eine Initiative der Galerien. Eine Nacht der Museen gibt es in der Hauptstadt der Balearen bis heute nicht.
Dieser Umstand wirft ein bezeichnendes Licht auf die öffentlichen Einrichtungen Palmas, in denen die große Kunst schon seit geraumer Zeit einfach gestrichen oder von museumspädagogischen Konzepten verdrängt wird. Zuletzt hatte es die Regionalregierung der Balearen die Ausstellungen in der Lonja gekippt. In dem gotischen Gebäude der alten Seehandelsbörse stellten bis vor zwei Jahren noch internationale Größen wie Tony Cragg, Christian Boltanski und Rebecca Horn aus.
Auch das Casal Solleric hat sich erst einmal von der großen Kunst verabschiedet. Der neue Leiter des Ausstellungszentrums der Stadt Palma, Sebastià Mascaró, hat statt bedeutender zeitgenössischer Künstler mit der Aufarbeitung der franquistischen Vergangenheit und dem Kollektiv der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen historische und soziale Themen auf die Agenda gesetzt.
Diese Verödung von Palmas Museenlandschaft bemängelt nicht nur Dieter Ronte. Der renomierte Kunsthistoriker und ehemalige Museumsdirketor äußerte erst kürzlich gegenüber MM, dass Palma von der internationalen Kunstlandschaft zu verschwinden drohe. Seine Meinung über das öffentliche Kunstangebot ist ernüchternd: "Seit zwei Jahren hat es in Palma keine große Ausstellung internationalen Formats mehr gegen", sagt er und fügt hinzu: "Wenn ich aufregende Kunst sehen will, gehe ich ins Museum Can Prunera nach Sóller oder ins Can Gelabert in Binissalem."
Fragt man die Galeristin Jule Kewenig nach der Situation der Museen in Palma, fällt ihr Urteil ebenfalls niederschmetternd aus. "Keinem der durchreisenden Palma-Besucher könnte ich momentan einen Museumsbesuch empfehlen, es sei denn, sie geben sich mit der durchweg interessanten Architektur der Gebäude zufrieden", sagt sie.
Dies war nicht immer so. Kewenig erinnert an die Zeit von 2008 bis 2012, als Christina Ross das Museum Es Bauland leitete. "Da gab es einen regen Austausch zwischen ihr und Palmas Galeristen. Das Resultat waren sehr gute Ausstellungen auf internationalem Niveau."
Die letzte große Schau, an die sich Daniel Marx, Inhaber der Galeria K, erinnern kann, liegt gut achteinhalb Jahre zurück. Damals stellte das es Baluard Werke von Anselm Kiefer aus der Sammlung Rothe aus. Auch die Ausstellungen in der Lonja sind ihm im Gedächtnis hängen geblieben. "Da muss natürlich auch etwas nachkommen", sagt Marx. Und mit Blick auf die Kunstnacht fügt er hinzu: "Die Museen spielen halt mit, aber die Galerien sind auf jeden Fall interessanter. Da spielt sich mehr ab."
Infos zur Nit de l'Art:
Samstag, 23. September, 19 Uhr: Nit de l'Art bis 24 Uhr.
Donnerstag, 21. September, 19 Uhr: "Art in the Cities / Talks on Fairs": Vorträge für Sammler, Kunstexperten, Künstler und Kunstinteressierte im Caixaforum (Plaça Weyler 3): mit Clément Délepine (Paris International Art Fair), Thom O'Nions und Adam Thomas (Sunday Art Fair, London), Carlos Urroz (Arco, Madrid) und Eva González-Sancho (Oslo Pilot); Sprache v. a. Englisch.
Freitag, 22. September, 18 Uhr:. Vernissage in der Galería K (Carrer Can Verí 10): Bronzeskulpturen von Hannes Helmke, hyperrealistische Zeichnungen von Dan Pyle.. Am Vortag Vernissage in der Galería K in Port d'Andratx (Carrer Isaac Peral 49).
Freitag, 22. September, 18.30 Uhr: Preview in zwei Sprachen der Ausstellungen der zehn Galerien des Verbands Art Palma Contemporani; für Berufstätige im Kunstsektor.
1 Kommentar
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Gott sei Dank. Endlich mal eine gute Nachricht. Ich sehe oft Müll in irgendwelchen Räumen hängen oder stehen und erfahre hinterher, dass es sich um sogenannte Kunst handelt. Wenn das jetzt endlich verödet, kann die Stadt davon nur profitieren.