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Jeder freut sich über ernst gemeinte Komplimente für sein  Urlaubsfoto, aber nicht jeder bekommt welche. Wie die  Smartphone-Kamera mit einfachen Tricks atemberaubende Bilder zaubert, weiß  Hobby-Fotograf Jaume Tomàs Vicens.

"Es geht immer darum, die Schönheit vor sich zu erkennen und im richtigen Moment den Knopf zu drücken", sagt Tomàs. Der Klavierlehrer aus Portocolom ist Hobbyfotograf und hat unter dem Pseudonym "j4um3" mit seinen Mallorca-Bildern bereits 93.400 "Follower" bei dem sozialen Netzwerk Instagram. Sein Werkzeug: Ein Handy.

Mittlerweile kann jeder mit dem Smartphone schöne Urlaubsbilder schießen. Um echte Kunstwerke zu zaubern, bedarf es allerdings mehr, "als schnell mal eben abzudrücken", so der 36-Jährige. Genau wie bei der professionellen Fotografie spielen Bildkomposition, Licht, Blickwinkel und Zeitpunkt wichtige Rollen. Wer ein paar der Grundregeln beherzigt und dazu die passende App zur Nachbearbeitung hat, kann mit dem Handy Fotos machen wie ein professioneller Fotograf mit teurem Equipment.

Eine der wichtigsten Regeln: Geduld. Wenn Tomàs ein Motiv gefunden hat, dann wartet er auch mal 30 bis 60 Minuten, bis die Möwe am richtigen Platz sitzt. Außerdem empfiehlt er: Gegenstände wie Kabel oder Kisten wegräumen und den optimalen Winkel suchen. Verspiegelte Fenster geben dem Bild einen künstlerischen Touch, und "Meer-Bilder gelingen, wenn man ganz nah ran geht und nur wenig Strand ablichtet", so erwischt der Fotograf auch die Rillen im Sand.

Außerdem sehen Strandbilder im Frühjahr und Herbst am besten aus, "da leuchtet das Meer, im Juli und August wirkt es irgendwie schmuddelig", und während die Mittagssonne für Landschaftsbilder eher ungeeignet ist, würde die Sonne von oben das Meer so richtig zum Glitzern bringen.

Der Spiegelreflex-Fotograf kann mit Tausenden Funktionen an der Kamera spielen, der Handy-Knipser muss sich mit kreativen Ideen oder einfachen Tricks zu helfen wissen. Das heißt: Finger weg vom Handyzoom und lieber näher rangehen, gerade bei Kameras mit wenigen Megapixeln. Einige haben 23, das IPhone7 zum Beispiel nur 15, "da sind die Füße der bessere Zoom". Ein paar Hilfsmittel schaden auch nicht, wie Ansteck-Blitzer oder Mini-Stative für das Handy, die sich sogar an Baumstämmen oder Zäunen befestigen lassen. Oder winzige Objektive. Der Fotograf selbst benutzt die "Olloclips", kleine Clip-On-Objektive mit Makro-, Mikro- und Fischauge-Linsen. Beim Kauf empfiehlt er auf gehärtetes Glas und eine gute Verarbeitung zu achten. Gerade beim Handy muss die Linse sauber bleiben. Und Obacht: lieber immer mit beiden Händen fotografieren, "damit der Horizont auch wirklich horizontal verläuft".

Vor allem aber sei es hilfreich, die Umgebung zu kennen und ein Gefühl zu transportieren: "Wenn du ein Motiv, sei es das Haus oder die Bucht, besonders gern magst, dann merkt das auch der Betrachter."

Seinen Sohn hat er mit der Leidenschaft schon angesteckt: Dem Sechsjährigen schenkte er vor Kurzem ein Handy, mit dem er nur Fotos machen kann.

Auch Tomàs war schon früh der Fotografie verfallen. Mit einer analogen "Praktika L2" fing es an, ein eigenes Entwicklungslabor im Kinderzimmer haben die Eltern nicht erlaubt. "Umso glücklicher war ich, als die digitale Fotografie einschlug."

Glücklich, weil er die Bilder sofort sichten kann und weil der digitalen Nachbearbeitung keine Grenzen gesetzt sind. Der Mallorquiner favorisiert die Bildbearbeitungs-App "Snapseed". Diese bietet neben den gängigen Funktionen wie Kontrast-, Licht oder Farbanpassung auch Tools zur Bearbeitung der Tiefenschärfe oder Belichtung und das in selektiven Bereichen des Bildes.

Tomàs' Fotos sind gelegentlich im spanischen Fernsehen zu sehen, wenn in den Hauptnachrichten das Wetter Mallorcas präsentiert wird. Richtig reich wird er mit seinem Hobby zwar nicht, das aktuelle Handy gab es aber gratis: "Der Deal war, dafür die Handymarke bei den Posts zu nennen", unter den Bildern stehen nun Schlagwörter wie "#SonyMobile" oder "#Xperia".

Auch ein Uhrenhersteller hatte Tomàs schon für Werbezwecke angefragt: "Die wollten mir schöne Uhren schenken, wenn ich die im Bild platziert hätte, aber das konnte ich den Fotos nicht antun."

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TOP TEN TIPPS

Goldener Schnitt und Drittelregel: Die Raster-Funktion aktivieren und das Motiv nicht zentral, sondern auf den Linien und den Schnittpunkten platzieren.

Als Auslöser dient auch die Lautstärke-Regelung am Kopfhörer.

Mit dem Licht arbeiten: Darauf achten, dass sich die Lichtquelle hinter dem Fotografen befindet, weiches Licht am Morgen und Abend wirkt besonders gut, und ein weißes Handtuch oder ein silberner Sonnenschutz können helfen, Licht zu reflektieren.

Nachtaufnahmen: Apps wie myLightMeter (gratis), Manual Camera (Adroid, 3,69 Euro) oder CameraPro (IOS, 5,99 Euro) bieten die Möglichkeit, ISO-Wert oder Verschlusszeiten zu ändern.

Bewegliche Motive: Wer ein schnelles Auto erwischen möchte, kann versuchen, das Smartphone mit dem Motiv zu bewegen. Wenn es klappt, erscheint der Hintergrund unscharf.

Kontrast erzeugen: Bei eintönigen Landschaftsbildern wirkt der knallrote Sonnenschirm als interessanter Blickfang. Die Bildqualität: In den Einstellungen immer die höchste Qualität wählen.

Panorama-Bilder gelingen, wenn das Handy in eine Tasse gestellt und dann langsam am Griff gedreht wird.

Für Unterwasser-Fotos nehme man einfach wasserdichte Handyhüllen.

Besondere Effekte bekommt das Bild zum Beispiel mit einem Wassertropfen oder etwas Vaseline auf der Linse.

Für kreative Strandaufnahmen wird das Handy in ein leeres Glas gestellt und dann im flachen Wasser platziert.

(aus MM 22/2017)