Festivaldirektor Jaume Ripoll mit Vanessa Redgrave auf der Leinwand: Die Schauspielerin wird in Palma ihr Regie-Debüt vorstellen.

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Das Atlántida Film Fest ist wohl das erste Filmfestival, das aus dem Internet den Sprung in die analoge Welt gemacht hat. Online wird seine siebte Ausgabe am Montag, 26. Juni, eröffnet. Auf der Plattform Filmin, die das Festival veranstaltet, werden einen Monat lang rund 80 Filme aus verschiedenen europäischen Ländern zu sehen sein, auch aus Deutschland.

Darüber hinaus ist es das zweite Mal, dass in Palma bis Sonntag, 2. Juli, an verschiedenen Orten 18 dieser Filme auf Leinwände projiziert werden. Das Festival präsentiert drei Welturaufführungen, vier Spanien-Premieren und empfängt zwei illustre Gäste: die Schauspielerinnen Vanessa Redgrave und Brit Ekland. Veranstaltungsorte sind das Cineciutat, das Museo de Mallorca, Ses Voltes und das Castell de Bellver.

Des Verhältnis zwischen Spiel- und Dokumentarfilm ist mit 50:50 ausgewogen. "Alle Filme laufen in Originalversion mit katalanischen oder englischen Untertiteln", sagt Jaume Ripoll, Festivaldirektor und Mitbegründer von Filmin.

Dass das Festival im vergangenen Jahr erstmals auch offline ging, begründet Ripoll mit der Notwendigkeit, dem europäischen Film mehr Präsenz und Sichtbarkeit zu verschaffen. Mallorca ist da für ihn der ideale Ort: "Gerade im Sommer gibt es hier ein internationales Publikum", sagt er und stützt sich dabei auf die Erfahrung von 2016. Das Festival sei sehr gut angenommen worden, erzählt er. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass das Atlántida Film Fest weltweit das erste Festival ist, dessen analoge Filmvorführungen kostenlos sind. Finanziert wird dies über die Plattform Filmin, durch Sponsoren und öffentliche Zuschüsse.

Thematisch werden die Filme in vier Blöcken präsentiert: "Historisches Gedächtnis", "Generation", "Mauern und Grenzen" sowie "Politik und Kontroverse".

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Eines der Highlights und ein Leckerbissen für deutschsprachiges Publikum ist der Film "Júlia ist" von Elena Martín, der in Deutsch und Katalanisch gedreht wurde und am Mittwoch, 28. Juni, im Cineciutat läuft. Er handelt von der Architekturstudentin Júlia, die erstmals ihre Heimatstadt Barcelona verlässt und als Erasmus-Stipendiatin nach Berlin geht. Unerfahren und voller Erwartungen kommt sie in einer grauen, kalten Stadt an, weit entfernt von dem Abenteuer, das sie sich vorgestellt hat. Erst nach und nach baut sie sich ihr Leben in der deutschen Metropole auf, lernt die Stadt und ihre Leute kennen, und nicht zuletzt sich selbst in einem neuen Umfeld. "Das ist Kino einer neuen europäischen Generation", sagt Ripoll begeistert.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Eröffnungsgala im Castell de Bellver. Gewidmet ist sie dem britischen Regisseur Guy Hamilton, der vor allem durch seine Bond-Filme "Goldfinger", "Diamantenfieber", "Leben und sterben lassen" und "Der Mann mit dem goldenen Colt" bekannt wurde. Bei beiden letztgenannten Bond-Filmen spielte der am 23. Mai verstorbene Schauspieler Roger Moore den Geheimagenten. Bei "Der Mann mit dem goldenen Colt" stand die schwedische Schauspielerin Brit Ekland an der Seite von Moore und Christopher Lee. Zur Gala wird sie nach Palma kommen.

Hamilton hatte seit 1969 ein Haus in Port d'Andratx. Dort verbrachte er seinen Ruhestand. Am 20. April 2016 starb er in Palma im Alter von 93 Jahren. Zu seinen Ehren wird es eine Fotoausstellung geben, ebenso werden während des Festivals einige seiner Filme gezeigt werden. Zur Gala wird zudem das Chamber Film Orchestra Soundtracks seiner Filme aufführen.

Weiteres Highlight ist die analoge Schlussveranstaltung am Sonntag, 2. Juli, in Ses Voltes. Dort wird die Schauspielerin und Oscarpreisträgerin Vanessa Redgrave ihr Regie-Debüt "Sea Sorrow" vorstellen, ein Filmessay über die Flüchtlingskrise.

Reservierungen für sämtliche Veranstaltungen sind über die Website www.filmin.es/ atlantida-palma möglich, wo auch das Programm aufgeführt ist. Einzig zur Gala sind ausschließlich geladene Gäste zugelassen.

(aus MM 22/2017)