Zurück zur reinen Klassik

Unerwartet kam dies nicht. Bereits bei der Präsentation des vergangenen Festivals im Juli 2015 kündigte der damals neue Bürgermeister Miquel Àngel March an, die Ausrichtung des Festivals auf dem Prüfstand stellen zu wollen, mithin auch den Festivaldirektor Joan Valent.

Das Ergebnis der Revision wurde bereits im März dieses Jahres vorgestellt. Neben der Klassik als Leitmotiv musste Valent drei weitere Forderungen der Gemeinde erfüllen: einen starken Auftakt, die Präsenz mallorquinischer Musiker und die zeitliche Begrenzung des Festivals, das bisher schon im Juli begann, auf den Monat August. Dieser Order der Gemeinde hat Valent mit sieben Konzerten im August Folge geleistet.

Am 4. August werden der dominikanische Pianist Michel Camilo und das Sinfonieorchester der Balearen das Festival eröffnen. Mit Camilo tritt ein international herausragender Musiker als Solist auf, der mit mehreren Grammys und dem US-Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet wurde, und im Jazz wie in der Klassik zu Hause ist. Mit den Sinfonikern der Balearen wird Camilo die Rhapsody in Blue von George Gershwin aufführen.

Auf dem Programm dieses Konzerts, das am Freitag, 5. August, um 21.30 Uhr im Castell de Bellver in Palma wiederholt wird, stehen außerdem die Kubanische Ouvertüre von Gershwin sowie von Leonard Bernstein die Ouvertüre zu Candide und die Sinfonischen Tänze aus der West Side Story. Die Leitung hat Ángel Gil-Ordóñez, einer der international bedeutendsten spanischen Dirigenten.

Am Samstag, 6. August, werden im Claustre de Sant Domingo Werke des italienischen Barock erklingen, von Giovanni Battista Pergolesi und Antonio Vivaldi, aber auch von den weitgehend unbekannten Komponisten Orazio Benevoli, Nicolò Fiorenza und Leonardo Leo. Interpreten sind die Cappella Neapolitana Antonio Floria, die 1987 unter dem Namen Cappella Della Pietà de Turchini gegründet wurde und sich der sogenannten historischen Aufführungspraxis von Barockmusik verschrieben hat. Solistin ist die italienische Sopranistin Valentina Varriale, die Leitung hat der Gründer des Ensembles, Antonio Floria.

Zum dritten Mal in Folge ist Star-Geiger Daniel Hope in Pollença zu Gast. Am Dienstag, 9. August wird er dort als Solist und Leiter des Züricher Kammerorchesters auftreten, um die Holberg-Suite von Edvard Grieg, die Serenade für Streicher von Edward Elgar und das Konzert für Violine und Streichorchester in d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy zu interpretieren. Auf dem Programm steht außerdem das Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll von Johann Sebastian Bach. Solist ist der Hamburger Pianist Sebastian Knauer, der im vergangenen Jahr beim Festival einen Klavierabend gab.

Einen weiteren musikalischen Leckerbissen wird es am Samstag, 13. August geben. Dann werden die Solisten der Tschechischen Philharmonie unter der Leitung von Jiri Vodicka Werke von Antonin Dvorak sowie das Klavierkonzert in a-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy spielen, bei dem die baskische Pianistin Judith Jáuregui als Solistin mitwirken wird.

Eine Produktion des Auditoriums in Barcelona ist das Familienkonzert "Ma, Me, Mi … Mozart!", das am Montag, 15. August, auch Kindern die klassische Musik nahebringen will.

Mit der Interpretation zeitgenössischer Musik hat sich das Kronos Quartet weltweit einen Namen gemacht. Mit dem US-amerikanischen Streichquartett, das in San Francisco beheimatet ist, wird am Samstag, 20. August, ein weiteres Top-Ensemble in Pollença auftreten. Auf dem Programm stehen Werke, die für das Kronos Quartet komponiert oder von ihm arrangiert wurden. Unter Letzteren befindet sich auch ein Stück von Pete Townshend, dem Gitarristen und Kopf der Rockband The Who.

Gemäß der Order der Gemeinde endet das Festival am Samstag, 27. August, mit zwei mallorquinischen Pianisten, Tomeu Moll-Mas und Albert Díaz. Unterstützt werden sie von dem chilenischen Electro-Musiker Remmy Candeo. Denn bei dem Konzert geht es mit dem Werk "Mantra" von Karlheinz Stockhausen noch einmal mit zeitgenössischer Musik zur Sache.

Trotz aller Vorgaben trägt das diesjährige Festival von Pollença noch die Handschrift von Joan Valent. Doch wenn die Konzertreihe beginnt, ist sein Vertrag bereits ausgelaufen. Für die kommenden Jahre strebt Bürgermeister March ein neues Modell an, das im Konsens mit allen Gruppierungen im Gemeinderat entworfen werden soll.

Einen Direktor wie den Komponisten Joan Valent oder wie vor ihm den Bariton Joan Pons wird es dann nicht mehr geben. Statt dessen soll ein Expertenausschuss den Gemeindepolitikern bei der Programmgestaltung beratend zur Seite stehen.

DAS FESTIVAL IM ÜBERBLICK
DO, 4. August, 22 Uhr:. Sinfonieorchester der Balearen
Solist: Michel Camilo (Klavier)
Leitung: Ángel Gil-Ordóñez
Werke von Gershwin und Bernstein; 30 und 35 Euro.

SA, 6. August, 22 Uhr: Cappella Neapolitana Antonio Floria, Valentina Varriale (Sopran)
Leitung: Antonio Flora;
Werke von Pergolesi, Vivaldi und anderen italienischen Barock-Komponisten; 20 und 25 Euro.

DI, 9. August, 22 Uhr: Zürcher Kammerorchester, Sebastian Knauer (Klavier), Daniel Hope (Violine und Leitung)
Werke von Grieg, Bach, Elgar und Mendelssohn; 25 und 30 Euro.

SA, 13. August, 22 Uhr: Solisten der Tschechischen Philharmonie, Judith Jáuregui (Klavier), Jiri Vodicka (Leitung): Werke von Dvorak und Mendelssohn; 25 und 30 Euro. MO, 15. August, 20 Uhr:
Familienkonzert "Ma, Me, Mi … Mozart!"; Eintritt frei.

SA, 20, August, 22 Uhr: Kronos Quartet: Werke zeitgenössischer Komponisten; 20 und 25 Euro.

SA, 27. August, 22 Uhr:. Tomeu Moll-Mas und Albert Díaz (Klavier), Remmy Candeo (Computer): "Mantra" von Karlheinz Stockhausen; 20 und 25 Euro.

Karten:. www.generaltickets.com/pollenca
Festivalkasse: DI bis SA 10 bis 13.30 Uhr und 17 bis 20 Uhr; vor dem Konzert 20.30 bis 22 Uhr; Tel.: 971-534011.

Festival-Ausstellung:. Wang Du: "No Comment"
Installation des chinesischen Künstlers in der ehemaligen Klosterkirche
MO und MI bis SA, 11-13.30 Uhr und 18 bis 22 Uhr, SO 10 bis 13.30 Uhr
Eintritt frei.

Ort:. Convent de Sant Domingo, Carrer de Guillem Cifre de Colonya, Pollença

(aus MM 31/2016)