Zuerst sind es die fluoreszierenden Farben der Bilder und Skulpturen, die dem ankommenden Betrachter ins Auge springen. Dann sind es die gedeckten Farben anderer Bilder, Zeichnungen und Objekte, die seine Aufmerksamkeit auf und in sich ziehen.
Diese Arbeiten stammen von Rafa Forteza. Der mallorquinische Künstler ist unter anderem im Museum of Modern Art in New York, im Reina Sofía in Madrid, im Centre Pompidou in Paris und in der Sammlung Deutsche Bank vertreten.
Seit Ende Novembe ist im Museum Es Baluard in Palma noch bis Ende Februar eine Ausstellung mit Werken des Künstlers zu sehen. Gezeigt werden 157 Werke unterschiedlicher Formate, Bilder und Zeichnungen, Drucke und Skizzen, Skulpturen und Objekte. Entstanden sind sie im Wesentlichen zwischen den frühen 90er Jahren und 2015, die älteste gezeigte Arbeit stammt sogar von 1981.
"El temblor de la máscara" (Das Zittern der Maske) ist die Schau überschrieben. Diesen Titel trägt auch ein Text, den der 1998 verstorbenen Schriftsteller und Maler Antonio Saura drei Jahre vor seinem Tod über die Arbeiten Fortezas geschrieben hatte. Seine Bedeutung erschließt sich nur, wenn man sich in Ruhe den Werken stellt, was leicht zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst führen kann.
Hatte Forteza bis Anfang des neuen Jahrhunderts noch eher gedeckte Farben benutzt und mit Schattierungen gearbeitet, griff er ab 2001 zu den fluoreszierenden Farben, die scheinbar willkürlich über die Leinwand zu fließen oder ihr zu entspringen scheinen.
Was aus der Geste entsteht, geht über die eigentlichen Bilder hinaus. Vorausgesetzt, der Betrachter sucht sich seinen Standort. Aus der entsprechenden Distanz und Perspektive gesehen, sticht bei zwei konzentrischen Kreisen das Grün mehr hervor als das Gelb, bei zwei weiteren stößt das grelle Rot den Rezipienten förmlich vor den Kopf, während ihn der innere schwarze Kreis förmlich ins Bild zieht.
Und in vielen Werken treten wie ein Leitmotiv drei Kreise auf, die aus etwas Abstand wie Augen und Mund erscheinen. Manchmal lässt Forteza auch einen Kreis spitz zulaufen, die irgendeine Hirnstruktur in Zusammenarbeit mit der Netzhaut des Auges als Nase identifiziert.
Beim Nähertreten verwandelt sich jedoch all dies in zufällig gesetzte Flächen, Linien oder aufgeklebte Formen: Alles war nur eine Blicktäuschung, wie bei einem Vexierbild gilt: Es ist, was es ist, und es ist, was es nicht ist.
Ähnlich verhält es sich bei Fortezas Figuren. Wie im Comic oder bei Internetsymbolen reichen sparsam eingesetzte Mittel wie die Auswölbung eines kugelförmigen Körpers, Aussparungen oder aufgeklebte Schieben, um sie als Gesichter zu erkennen. Gesichter, von denen obendrein jedes seinen eigenen Ausdruck hat.
Sichtbarer wird die Täuschung des Blicks, wenn Forteza aus Decken, Kartons, Papprollen und Dosen Bündel schnürt, als handele es sich um seine Fetische. Auch diese Objekte scheinen sich, wenn auch in aller Stille, direkt dem Betrachter zuzuwenden.
Es dauert nicht lange, bis die Frage im Raum schwebt, wer hier eigentlich wen anguckt: der Betrachter das Werk oder das Werk den Betrachter oder beide einander. An diesem Punkt beginnt die Maske zu zittern.
INFO
Dauer: bis SO, 21. Februar
Öffnungszeiten: DI bis SA 10 bis 20 Uhr, SO 10 bis 15 Uhr
Eintritt: 6 Euro
Ort: Es Baluard, Plaça Porta de Santa Catalina 10, Palma
(aus MM 48/2015)
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