Mallorca Magazin: Wie möchten Sie gern angesprochen werden, mit Ihrem Künstlernamen Noa oder mit ihrem bürgerlichen Namen Achinoam Nini?
Noa: Meine Familie und die meisten meiner hebräisch sprechenden Freunde nennen mich Achinoam. Fans und nicht hebräisch sprechende Menschen finden Noa einfacher. Deshalb habe ich mich bemüht, diesen Künstlernamen zu finden, der mit mir im Einklang steht. Noa ist das Herz von achiNOAm. Zugleich ist es das entzückende Initialwort für "Not Only Achinoam" (Nicht nur Achinoam, d. Red.), wie ich am liebsten meine künstlerische Arbeit zusammen mit Gil Dor und all den anderen Bandmitgliedern sehe. Und schließlich ist Noa wie Achinoam ein biblischer Name. Sie war die erste Kämpferin für Frauenrechte.
MM: Sie wurden in Bat Yam als Tochter von Israelis jemenitischen Ursprungs geboren, wuchsen in New York auf. Warum sind Sie mit 17 Jahren allein nach Israel zurückgekehrt?
Noa: Das war eigentlich wegen der Liebe. Während der Highschool-Ferien, die ich in Israel verbrachte, hatte ich mich verliebt. Tatsächlich heiratete ich später den Kerl.
MM: Auf Mallorca werden Sie mit dem Gitarristen Gil Dor auftreten. Wie lange arbeiten Sie schon mit ihm zusammen?
Noa: Unsere Zusammenarbeit begann vor 25 Jahren.
MM: Wie würden Sie Ihre musikalische Partnerschaft mit Gil Dor charakterisieren?
Noa: Ein früheres Mitglied unserer Band hat in Bezug auf unsere Zusammenarbeit einmal scherzhaft von einem "zweiköpfigen Monster" gesprochen. Ich kann das gut verstehen, da wir denselben Geschmack und die gleichen ästhetischen Vorstellungen haben. Unsere Fähigkeiten ergänzen sich auf wunderbare Weise in allem, was wir machen, vom Schreiben über das Aufführen, Arrangieren, Produzieren und die Karriereplanung bis hin zu unserem Denken über die Welt und darüber, wie man sie zu einem besseren Ort machen kann.
MM: Werden Sie auf Mallorca die Songs von Ihrem jüngsten Album "Love Medicine" singen?
Noa: Wir flechten immer Lieder von unserem neuesten Album ein, in dem Fall von "Love Medicine", zusammen mit älteren Songs, die unsere Fans mögen und die sich für die Live-Show gut eignen. Für jedes Konzert erstellen wir sorgfältig eine Setlist. Dabei berücksichtigen wir das Publikum, die Veranstaltung und die allgemeinen Bedingungen.
MM: Ein Song von "Love Medicine" ist "You - Tu". Es heißt, Sie haben den Song geschrieben, nachdem Sie den spanischen Liedermacher Joaquín Sabina kennengelernt hatten.
Noa: Das stimmt. Ich lernte ihn durch Joan Manuel Serrat kennen, einen anderen großartigen Künstler, mit dem zusammenzuarbeiten ich die Ehre und das Vergnügen hatte. Beide Songwriter traten zusammen in Israel auf, und als Gast sang ich "Caprichoso el Azar", was Joan Manuel als Duett für uns geschrieben hatte. Dann folgte ein unvergessliches Treffen mit Joaquín in seiner Madrider Wohnung, das mich zu "You - Tu" inspirierte.
MM: Ihr neuestes Album enthält auch vier Songs, die für ein Musical über Papst Johannes Paul II. geschrieben wurden. Wir kam es zu diesem Projekt?
Noa: Ich habe mehrmals im Vatikan gesungen, das erste Mal vor 20 Jahren. Als Jüdin, die überhaupt nicht religiös ist, lernte ich die Bedeutung und Verantwortung der religiösen Führer dieser Welt für ihre Herden zu schätzen. Mein großer Respekt gebührt den Predigten von Papst Johannes Paul II. gegen Krieg im Namen Gottes und für die Versöhnung mit dem jüdischen Volk. Vor zwei Jahren bat man mich, Songs für ein Musical über sein Leben zu schreiben. Gil und ich waren damit einverstanden und machten uns daran, ein paar Lieder zu komponieren und zu produzieren. Zu dem Musical ist es nie gekommen, aber die schönen Lieder sind auf "Love Medicine" erhalten geblieben.
MM: Was bedeutet Religion für Sie?
Noa: Musik (lacht).
MM: Sie haben sich immer für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern eingesetzt. Warum vermeiden Sie auf der anderen Seite in Ihren Liedern gewöhnlich politische Äußerungen?
Noa: Ich unterscheide zwischen Kunst und den "Kolumnen" einer Zeitung. Ich versuche, meine Pflicht als Bürgerin zu erfüllen und meine Meinung zu äußern und meine Stimme zu erheben, wenn ich meine, dass die Dinge einen anderen Verlauf nehmen sollten. In meiner Kunst versuche ich dagegen, tiefer und höher zu gehen. Meine Lieder enthalten wohl alles, was ich zu bieten habe. Und es ist an den Hörern, davon zu nehmen, was immer sie brauchen.
MM: War das Lied "There Must Be Another Way", das Sie mit der arabisch-christlischen Israelin Mira Awad beim European Song Contest gesungen haben, da eine Ausnahme?
Noa: In gewisser Weise schon. Mit der Eurovision habe ich überhaupt nichts am Hut. Aber sie hat eine immense Fangemeinde wie auch eine starke "nationale" Verknüpfung. Als man an mich herantrat, sagte ich instinktiv: Auf keinen Fall! Dann überlegte ich es mir anders und entschied, die Gelegenheit zu ergreifen und mit meiner langjährigen Freundin und Mitarbeiterin Mira Awad ein Statement abzugeben. Angesichts der Unmengen an positiver Post denke ich, dass wir unser Anliegen herübergebracht und dazu beigetragen haben, in die Herzen vieler Menschen auf der ganzen Welt Hoffnung zu bringen.
MM: Was könnte oder sollte "ein anderer Weg" für Israelis und Palästinenser sein?
Noa: Der andere Weg besteht aus drei Maßnahmen: Anerkennung, um Entschuldigung bitten, teilen.
MM: Kann Musik zu einer besseren Welt beitragen?
Noa: Ja, das kann sie! Musik ist imstande, die Herzen von Menschen zu öffnen. Das ist der erste Schritt zur Veränderung von Sichtweisen und zur Annahme von positiven Alternativen.
(Die Fragen stellte Martin Breuninger.)
INFO
Benefizkonzert zugunsten der gemeinnützigen Organisation "Antics de Monti·sion Solidaris";
Freitag, 21. August, 21 Uhr;
Eintritt: 30 Euro;
Karten: Sa Torre de Canyamel (971-841134, info@torredecanyamel.com),
Tourismusbüros in Capdepera und Cala Ratjada sowie Discos Oh! und Casa Martí in Palma;
Sa Torre de Canyamel, Ctra. Artà-Canyamel, km 8, Capdepera
(aus MM 33/2015)
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