Musikfreunden auf Mallorca wird am Samstag, 25. Juli, die Wahl zur Qual. Zwei Pianisten von Weltrang an einem Tag, da möchte man sich am liebsten zweiteilen können. Geht aber nicht, und so muss man sich entscheiden: Fazil Say in Pollença (siehe MM-Printausgabe, S. 42) oder Piotr Anderszewski in Palma.
Letzterer wird um 21.30 Uhr im Castell de Bellver auftreten. Bei der Konzertreihe "Estius simfònics" wird er mit dem Sinfonieorchester der Balearen das Klavierkonzert Nr. 27 in B-Dur (KV 595) von Wolfgang Amadeus Mozart interpretieren. Anschließend werden die Sinfoniker die Sinfonie Nr. 3 von Johannes Brahms aufführen. Die Leitung hat Joji Hattori.
Er versuche, ein guter Interpret zu sein, hat der 1969 in Warschau geborene Anderszewski einmal gesagt. Was das für den Pianisten bedeutet, der immerhin bei den Ikonen Murray Perahia, Fou Ts'ong und Leon Fleisher gelernt und mit ihnen zusammengearbeitet hat, zeigt eine Begebenheit, die bereits 25 Jahre zurückliegt und fast schon legendär ist.
Damals, 1990, nahm Anderszewski am Klavierwettbewerb in Leeds teil, einem Mekka für zukünftige Erfolgspianisten. Dort begeisterte der 21-jährige Jury und Presse mit Beethovens "Diabelli-Variationen", ein Platz als Finalist schien im sicher. Dann begann er Anton Weberns Variationen op. 27, brach abrupt mitten im Spiel ab und verließ die Bühne. Als Begründung gab er im Nachhinein an, sein Spiel sei nicht perfekt genug gewesen. Der Kritiker der "Financial Times" urteilte daraufhin, dass dies für einen Pianisten dieses Ranges keine wirkliche Katastrophe sei.
Er sollte recht behalten. Zehn Jahre später ernannte ihn die altehrwürdige Royal Philharmonic Society zum besten Instrumentalisten des Jahres 2000. Ein Jahr später erschien seine Einspielung von Beethovens Diabelli-Variationen, für die er unter anderem den ECHO-Klassikpreis der Deutschen Phono-Akademie als bester Nachwuchskünstler erhielt. Weitere Auszeichnungen, darunter ein weiterer ECHO und zwei BBC Music Magazine Awards folgten, ebenso eine Nominierung für einen Grammy. Und mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern oder den Sinfonikern von Chicago und London trat er als Solist auf.
Bei so viel Erfolg konnte er sich sogar eine Auszeit von eineinhalb Jahren leisten. Um wirklich zu entspannen, hätte er eigentlich drei Jahre gebraucht, meinte der Pianist, der derzeit in Lissabon lebt, in einem Interview. Aber dann wäre es um seine Karriere geschehen gewesen. Und so können sich seine Fans freuen, dass er rechtzeitig in die Konzertmühle zurückgekehrt ist.
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