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130 Jahre ist es her. Am 28. April 1885 gehen drei Franzosen in Palma an Land. Jean Taconnat und Marcel Lornan, zwei mittellose junge Männer, auf dem Weg nach Algerien, wo sie in die französische Armee eintreten wollen, und der wohlhabende Kleinindustrielle Clovis Dardentor.

Er erzählt den beiden Militäranwärtern, dass er keinen Erben für sein Vermögen hat. Da kommt den beiden Freunden eine Idee: Der Unternehmer soll sie adoptieren. Nach französischem Recht müssen sie ihm aber zuvor das Leben gerettet haben. Statt dessen gehen am Schloss Bellver die Pferde samt Kutsche durch, und schon muss Dardentor den Gefährten aus der Bredouille helfen.

In Wirklichkeit hat es diese drei Personen nie gegeben: Sie sind die Protagonisten des Romans "Clovis Dardentor" von Jules Verne, der vor 110 Jahren starb. Trotzdem hat die Sociedad Hispánica Jules Verne sie zum Anlass genommen, um den berühmten französischen Schriftsteller im April und Mai mit zahlreichen Veranstaltungen zu feiern. In Bibliotheken werden Lesungen angeboten, Verfilmungen von Vernes Romanen werden im CineCiutat gezeigt, in der Alliance Française im Carrer Sant Feliu gibt es eine Ausstellung mit den Maschinen aus Vernes Erzählwelt. Und am Stichtag 28. April kann man bei einer Führung auf Spanisch auf den Spuren von Dardentor, Taconnat und Lornan durch Palma wandeln.

Die Beschreibungen von Palma lassen auf detaillierte Ortskenntnisse schließen. Doch Nicolás Moragues wartet mit der nächsten Überraschung auf: Verne war nie auf Mallorca. "Für einen Aufenthalt gibt es keinen stichhaltigen Hinweis", sagt der mallorquinische Historiker und Mitbegründer der Sociedad Hispánica Jules Verne. Zwei Bücher über Verne hat er publiziert, "La vuelta a Palma en 80 imagenes" (etwa: In 80 Bildern um Palma) und "Juli Verne i les Illes Balears" (Jules Verne und die Balearen), die er am Donnerstag, 23. April, im Carrer Sant Miquel gegenüber der gleichnamigen Kirche signieren wird.

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Den Büchern kann man entnehmen, wie Verne zu den Kenntnissen über Palma kam. Der Schriftsteller bediente sich vor allem beim Erzherzog Ludwig Salvator, was er offen in den Roman "Clovis Dardentor" einflocht: "Wenn es ein Stück Erde gibt, das man gründlich kennen kann, ohne es je besucht zu haben, so ist es die herrliche Gruppe der Balearen … Man braucht nur eine Bibliothek aufzusuchen, vorausgesetzt, dass diese Bibliothek das Werk seiner Hoheit des Erzherzogs Ludwig Salvator von Österreich über die Balearen besitzt."

In einem Brief empfahl Verne 1896 dem Erzherzog den Roman mit der Bemerkung, dass er dank der "Balearen", wie er hoffe, keinen Fehler machen konnte. Beide Männer hatten sich in Venedig kennen und schätzen gelernt. Mehrmals lud der Erzherzog den Literaten vergeblich nach Mallorca ein - und schickte ihm als Appetizer "Die Balearen in Wort und Bild".

Für Verne war dieses Werk nicht nur für "Clovis Dardentor" von Wert. Moragues zufolge finden sich die Balearen in acht seiner Bücher wieder. Spiegelt man etwa "Die geheimnisvolle Insel" Lincoln, die Verne im südlichen Pazifik ansiedelte, dann gleicht sie auffällig Formentera.

Auch Ludwig Salvator, der sich erstmals 1867 unter dem Pseudonym Ludwig Graf Neudorf auf Mallorca aufhielt, fand sich in einem Buch Vernes wieder: Er diente als Vorbild für den Protagonisten des gleichnamigen Romans "Mathias Sandorf".

(aus MM 17/2015)