Heute ist Festus stolzer Besitzer eines eigenen Taxis auf Mallorca. | Foto: Patricia Lozano

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Wenn Festus Badaseraye von seiner Heimat spricht, schwingt kein bisschen Sentimentalität oder Verklärung mit. "Ich höre immer Geschichten von Afrika, dem magischen Kontinent mit der roten Erde, dem weiten Himmel, dem besonderen Licht. Glauben Sie mir, da wo ich herkomme, wollen Sie nicht leben."

Festus Badaseraye wurde in Nigeria geboren, vor 49 Jahren in Benin City, und kam vor 25 Jahren nach Spanien. Was seither passiert ist, ist Romanstoff, mit Happy End zudem. "Ich habe elf Geschwister und meine Mutter zurückgelassen und kann heute sagen, dass mein Weg der richtige war."

Und natürlich war er schwer, dieser Weg, den Festus jetzt in einem Buch beschrieben hat. "De África llegué" (Ich kam aus Afrika) wurde am 20. Juni im Beisein des mallorquinischen Bischofs Javier Salinas zusammen mit der Stiftung "La Salle Acoge" auf Mallorca vorgestellt. Mit den Einnahmen will Festus Badaseraye ein Schulprojekt in der Heimatstadt seines Vaters, der bei Unruhen getötet wurde, finanzieren.

"Ich musste weg, konnte nicht mehr in einem Land leben, in dem die Bildung keinen Stellenwert hat, die Frauen das Feuerholz in Körben auf dem Kopf nach Hause tragen müssen und die Kinder ihre eigenen Stühle mit in die verwahrlosten Schulen bringen. Ich war dann als Student in einen Aufstand gegen das Militär verwickelt und beschloss, zu fliehen"

Seine Mutter verkaufte ein Auto und ein kleines Grundstück, um ihrem Sohn 1989 das Flugticket nach Europa zu zahlen. Festus landete auf Gran Canaria. Ohne Aufenthaltsgenehmigung lief er Gefahr, nach 14 Tagen wieder abgeschoben zu werden. Doch er lernte die Spanierin Argelia kennen, die er heute seine "weiße Mutter" nennt. Sie verschaffte ihm Kontakt zu sozialen Einrichtungen und weil er mittlerweile zu Hause polizeilich gesucht wurde, durfte er bleiben.

Was dann folgte, ist das Ergebnis einer Mischung aus harter Arbeit, Glück und Zuversicht. "Ich habe alle Jobs angenommen, die sich mir boten, habe sieben Tage die Woche zwölf Stunden gearbeitet, am Anfang für umgerechnet 60 Euro pro Woche." Ein Teil des Geldes, das er verdient, geht bis heute an seine Familie in Nigeria. "Wir sind so erzogen. Man trichtert uns von klein auf ein, dass wir später für unsere Eltern sorgen müssen. Bei uns sind Kinder die Altersvorsorge."

Auf Gran Canaria lernte er einen Mallorquiner aus Sóller kennen, der ihm einen besser bezahlten Job in einem Warenlager anbot. Nach zwei Jahren - inzwischen mit einer Aufenthaltsgenehmigung in der Tasche - reiste er auf die Baleareninsel. Es folgten Jobs in Restaurants, Bäckereien, als Maurer, Gärtner oder Putzkraft - "ich habe alle angenommen, 20 Jahre lang".

Seit 1996 hat Festus einen spanischen Pass, konnte sich 2002 eine Taxi-Lizenz leisten und machte die notwendigen Prüfungen. Auf einer Taxi-Fahrt lernte er auch seine heutige Frau kennen, die mallorquinische Anwältin Eva Munar Mayans, mit der er heute drei Söhne hat.

Und er hat noch viele Ambitionen: Er bestand die Aufnahmeprüfung an der spanischen Fernuniversität "UNED" (Universidad Nacional de Educación a Distancia) und studiert dort seit einem Jahr Jura.

Mit Blick auf viele seiner Landsleute hier auf Mallorca sagt Festus: "Sie kommen nach Europa, um Geld zu verdienen, egal wie, weil es in ihrer Heimat keine Zukunft für sie gibt. Das respektiere ich, aber ich kann es nicht gutheißen. Man muss nicht kriminell sein, als illegaler Händler oder Straßenprostituierte arbeiten, um in Europa eine Chance zu bekommen."

Mit seinem Buch verfolgt er zwei Ziele: "Ich möchte meinem Land etwas aus Europa geben, etwas, von dem ich glaube, dass es essentiell wichtig für den Fortschritt des gesamten afrikanischen Kontinents ist: Bildung. Ohne Bildung werden die Kinder in Nigeria keine Zukunft haben. Deshalb gehen alle Einnahmen an das Schulprojekt in Ughelli im Delta State." Neben der Unterstützung der Stiftung von "La Salle Acoge" hofft Festus außerdem auf Hilfe von anderen Organisationen, die bereits ähnliche Projekte in Afrika realisiert haben, wie zum Beispiel der "Stiftung Engel & Völkers", die eine Grundschule in Togo finanziert. "Mit den Organisatoren dieses Projektes in Togo würde ich mich gerne mal austauschen."

Wer Interesse hat, das Projekt zu unterstützen, kann das Buch des Nigerianers, das auf Spanisch geschrieben ist, für 15 Euro erwerben. Übersetzungen ins Deutsche und Englische sind geplant.

(aus MM 28/2014)