Eigentlich hat das Museu de Mallorca seinen Sitz in einem der schönsten Stadtpaläste von Palma, im Palacio Ayamans im Carrer Portella. Dort wird seit einigen Jahren grundlegend restauriert, ein Termin für eine Neueröffnung steht noch nicht fest. Das Museum wurde auf Betreiben der Sociedad Arqueológica Llulliana 1968 eröffnet.
Ziel war, nicht nur archäologischen Funden eine Heimstatt zu bieten, sondern darüber hinaus auch Bildwerke des Mittelalters, der Renaissance und des Barock zu verwahren und die 3000-jährige Geschichte der Insel, einschließlich der maurischen Zeit, zu dokumentieren. Das war nur durch die Zusammenführung der in verschiedenen kleinen Museen aufbewahrten Stücke möglich, was nach langen Debatten und Gegeninitiativen schließlich auch gelang. Damit wurden auch die Exponate des dahindämmernden Museu Provincial de Bellas Artes, damals in der Lonja, aus ihrem unwürdigen Dasein erlöst.
Insgesamt hat das Museum rund 3000 Exponate, die jetzt während der Restaurierung in verschiedenen Räumen ausgelagert wurden. Ein kleiner Teil hat eine Heimstatt in einem Stockwerk des Kulturzentrums Sa Nostra in Palma gefunden, damit Besucher wenigstens einen Eindruck des kulturellen Schatzes Mallorcas erhalten können.
Im ersten Saal der vorläufigen Ausstellungsräume, der dem Barock zugeordnet ist, sieht man ein Bild der Inselheiligen Catalina von Gaspar Oms (1510 bis 1614). Diese Malerfamilie wirkte auf der Insel über fast 300 Jahre (vom 16. bis zum 18. Jahrhundert) und brachte Bildhauer und Altarbildner hervor.
Direkt gegenüber ist ein Bild mit dem Titel "Die Zerstörung Trojas" von Miquel Bestard (1590 bis 1633) zu sehen. Er gilt als einer der wichtigsten Maler in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er arbeitete häufig für die Klöster in Palma und für adlige Familien.
Außerdem sind in dem gleichen Saal einige Bilder von Guillem Mesquida (1675 bis 1747) versammelt, der als einer der besten Barockkünstler Spaniens gilt. Guillem Mesquida war zu seiner Zeit weit über die Inselgrenzen hinaus bekannt. Man geht davon aus, dass Arbeiten von ihm auch in Italien und Deutschland zu finden sind.
Im Alter von 18 Jahren ging Mesquida nach Italien. Eine Zeit lang war er Maler am Hofe der venezianischen Dogen, später in Deutschland. Allerdings verlor er niemals den Kontakt zu seiner Heimatinsel. Mesquida sorgte für künstlerischen Austausch zwischen Mallorca und Italien, ein Tatbestand, der die Malerei auf der Insel in jener Zeit stark beeinflusste. In Deutschland porträtierte er unter anderem Mitglieder des Hauses Wittelsbach und Bischöfe in Paderborn und Münster. Im Schloss Brühl bei Bonn befinden sich heute noch Bilder mit religiösen Motiven von Guillem Mesquida.
Auf Mallorca schuf er rund dreißig Arbeiten, die sich durch barocke Fülle fast schon im Grenzbereich zum Rokoko auszeichnen. Seine Motive umfassen sowohl religiöse, historische, mythologische als auch allegorische Themen, er malte Porträts und Stillleben.
Im nächsten Saal, der frühgeschichtlichen talayotischen Epoche zugeordnet, sind vor allem die bronzenen Krieger aus dem 6. bis 2. Jahrhundert v. Chr. bemerkenswert. Kleine Skulpturen, die sich trotz ihres martialischen Themas durch Grazie und Schönheit auszeichnen. Wunderschön ist auch der bronzene Stierkopf, der in der Nähe von Costitx gefunden wurde und von religiösen Bräuchen der hiesigen Frühgeschichte zeugt.
Im römischen Saal fallen vor allem einige Büsten aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert ins Auge. Dazu Amphoren, Öllampen und Grabsteine, eine Bronze-Darstellung des römischen Hausgottes Lar und Fragmente von Mosaiken, die aus der Stadt Pollentia, heute Alcúdia stammen.
Der vielleicht schönste Saal ist der Raum, der der mittelalterlichen, meist religiösen Kunst gewidmet ist. Viele der hier ausgestellten Künstler sind anonym oder tragen statt eines Namens den Ort ihres Wirkens wie der Meister der Kirche Santa Eulalia ("Mestre de Santa Eulalia") aus dem 9. Jahrhundert. Er zeigt in einem Altarbild auf Holz in leuchtenden Farben die Heiligen Nikolaus, Antonius und Klara. Der "Mestre de Conquista de Mallorca" hat den Heiligen Bernhard dargestellt. Das Bild stammt ursprünglich aus der Templerkirche in Palma.
Später haben die Künstler ihre Namen hinterlassen, wie Francesc Comes, der um 1410 den Heiligen Georg mit Lanze und Drachen und einer fiktiven Landschaft im Hintergrund dargestellt hat.
Von Pere Marçol (14. Jh.) stammt eine sehr zarte und zurückgenommene Verkündigungsszene, flankiert von Johannes dem Täufer und dem Apostel Johannes. Aus der gleichen Zeit datiert eine Madonnendarstellung von Rafel Móger.
Der letzte Saal zeigt einige Keramiken, meist von der bis heute berühmten Firma La Roqueta und Glasarbeiten im Jugendstil.
INFO
Exponate des Museu de Mallorca,
Centre de Cultura Sa Nostra, Palma,
Carrer Concepció 12;
geöffnet Montag bis Samstag von 11 bis 20 Uhr
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