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Stefan Track führt ein Doppelleben. Zusammen mit seinem Lebensgefährten René Marichal-Navarro und Wirt Christian Nilkens betreibt der 41-Jährige in Santanyí das Restaurant "Goli". Mit Perücke und kostümiert gibt er aber auch den wilden Mann auf der Bühne.

Stefan Track ist Rocking Son. Unter diesem Namen sorgt der Sänger und Tänzer dafür, dass die Lieder der legendären Popgruppe Dschinghis Khan lebendig bleiben. "Rocking Son - The Hits of Dschinghis Khan in the Sound of Today" heißt das Projekt, mit dem Track nicht nur im deutschsprachigen Raum Erfolg hat, sondern vor allem in Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Denn dort sind die Lieder der 70er und 80er Jahre Kult. "Wir treten viel mit Boney M. auf, mit Sandra, C.C. Catch, Samantha Fox oder Baccara", erzählt Stefan Track. "Ich bin immer überrascht, wenn da in Russland 20.000 Leute vor einem sitzen und ,Moskau' komplett auf Deutsch singen."

Stefan Track stammt aus Aalen in der Nähe von Stuttgart. Das Tanzen, die Musik, das war schon immer seine Welt. Auf Anraten der Eltern hat er aber zunächst einen bürgerlichen Beruf gelernt: Krankenpfleger. Doch irgendwann ließ sich die Arbeit im Krankenhaus nicht mehr mit dem Tanzen vereinbaren, und Track wagte den Schritt in die Künstlerkarriere. Zunächst ziemlich erfolglos, wie er selber einräumt. Er habe sich "gerade so über Wasser halten" können. Bis 1999 ein festes Engagement am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz folgte, wo Track sechs Jahre als Musicaldarsteller beschäftigt war.

2005 wollten vier ehemalige Dschinghis-Khan-Mitglieder ihr Comeback mit einem großen Konzert in Moskau feiern. Für Track begann ein neuer Lebensabschnitt. Wegen seiner Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Louis Potgieter, dem einstigen Frontmann der Gruppe, wurde er genommen. Er bereitete die alten Mitglieder, die praktisch 20 Jahre nicht mehr auf der Bühne gestanden hatten, auf das Konzert vor und war für die Choreografie verantwortlich. Im Dezember 2005 kam es dann tatsächlich zu dem Event in Moskau - vor rund 30.000 Fans. Bei diesem einen Auftritt sollte es für Track bleiben. Er wollte nicht weitermachen, kam mit dem Management nicht klar und konnte an sein Theater zurückkehren.

Später ließ er sich überzeugen, es alleine zu machen. Genauer gesagt: in wechselnden Formationen. "Ich bin immer dabei, insgesamt stehen wir mindestens zu dritt auf der Bühne, es können aber auch bis zu zwölf Personen sein." Start für Rocking Son war 2006. Man produzierte ein Album und begann in Russland.

Privatpartys, Diskotheken-Auftritte, Festivals vor Zehntausenden - alles hat Rocking Son schon gemacht. Wobei sich die Engagements in Russland von denen im deutschsprachigen Raum unterscheiden. "Das beruht auf der extremen Euphorie der russischen Fans, wenn wir auftreten, herrscht eine enorme Hysterie." Ohne Personenschutz kommt Rocking Son nicht aus. Was passiert, wenn Stefan Track in Maskerade aus dem Hotel kommt? "Das geht nicht. Die rennen dem Auto hinterher und springen drauf."

Seit vier Jahren ist Track, der sich sehr für den Tierschutz auf der Insel engagiert, mit seinem Partner und Manager auf Mallorca ansässig. Auch hier hat er schon Engagements auf Privatpartys reicher Russen gehabt. Insgesamt komme er auf 50 bis 100 Auftritte pro Jahr. "In Russland haben wir am meisten in der Weihnachtszeit zu tun. Da machen wir dann aber manchmal auch bis zu vier Shows pro Tag."

Reisen, die sich lohnen. Denn in den ehemaligen Sowjetstaaten ist die Rocking-Son-Gage wesentlich höher als in Deutschland. Und, wichtig: "Für uns gilt ein Auftritt erst als gebucht, wenn das Geld auf dem Konto eingegangen ist. Da haben wir anfangs sehr viel Lehrgeld zahlen müssen."

Im Sommer sollen zwei neue Singles von Rocking Son auf den Markt kommen. "Der Dudelmoser" von Dschinghis Khan und "Sin Amor", eine spanische Version des Songs "Dschinghis Khan". "Das Lied war damals in Spanien ein Hit. In Deutschland kennt das keiner."

Einer, dem die Existenz von Rocking Son gefällt, ist übrigens Ralph Siegel, der die großen Erfolge von Dschinghis Khan komponiert hat. Stefan Track: "Er freut sich, dass die Songs zu einer neuen Generation gebracht werden. Die jungen Leute wissen oft gar nicht, dass es die Lieder früher schon einmal gab."