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Zwei riesengroße Skulpturen vom Hausherrn selbst bewachen Haus und Garten. Und lenken den Blick in einen ausgedehnten Eichenhain. Hier, am Ortsrand von Pollença auf Mallorca, lebt der Künstler Joan Bennàssar mit seiner Frau Cristina Escape, die ebenfalls Malerin ist.

Joan Bennàssar (1950) wurde in Pollença geboren. Das Haus, ehemals in einer Urbanisation gelegen, die niemals richtig fertig wurde, hat er 1990 gekauft und nach und nach erweitert. "Ich bin damals zu den Wurzeln zurückgekehrt", sagt er. "Mit 16 habe ich Mallorca fluchtartig in Richtung Barcelona verlassen." Die Insel war ihm, der schon damals wusste, dass er sich der Kunst widmen würde, zu eng.

Als er zurückkam, gefiel es ihm hier wieder. "Mallorca hat sich in den 1980er und 1990er Jahren sehr verändert. Vor allem durch die Fremden, die sich hier niederließen. Die Welt wandelt sich ja sowieso am besten durch Mischung. Am besten heiratet man jemanden aus einer ganz anderen Ecke der Welt. Meine erste Frau war Engländerin, Cristina ist Katalanin."

Die Insel sieht er heute anders: "Jetzt, in der Krise, wird Mallorca wieder provinziell. Nationalismus gehört einfach nicht mehr in unsere Zeit. Wir haben hier Demokratie nicht verstanden. Wir haben einfach geglaubt, dass das Manna immer weiter vom Himmel fällt. Und wir sind verschlossen. Man muss ganz schön daran arbeiten, mit uns vertraut zu werden."

Joan Bennàssar hat sich früh die Fremde vertraut gemacht. Haus und Garten sind angefüllt mit Kunst. Vieles hat er von Reisen mitgebracht. Daraus ist eine riesige Sammlung von Masken, Buddhas und Skulpturen aus Afrika, dem Fernen Osten, aus Indien und Indonesien geworden: "Die Skulpturen sind meine Bibliothek."

Die Sammelleidenschaft hat am Tag der Hochzeit von Joan und Cristina angefangen, als die beiden - statt Ringe - ihre erste afrikanische Skulptur kauften. Joan sagt dazu: "Kunst muss nicht von mir stammen." Obwohl auch viele seiner Werke im Haus zu bewundern sind.

Trotz der Hinwendung zum Osten bezeichnet sich Joan Bennàssar als "hombre mediterràneo", als Mensch des Mittelmeers. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Albert Camus, der vom "Wunsch nach Schönheit ohne Dogma und Schuld" sprach: "Hier begann das Denken, begann die Demokratie. Und hier war sie zu Hause, zumindest vor dem Mittelalter und auch wieder danach. Hier sah man Sonne und Meer zum ersten Mal auch als Vergnügen. Das tun wir jetzt wieder. Allerdings brauchen wir heute dazu Sonnencreme."

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Joan Bennàssar ist ein vielseitiger Künstler. Er ist Zeichner, Bildhauer, Maler, Keramiker: "Der Wechsel zwischen den Disziplinen ist für mich die reinste Erholung. Allerdings arbeite ich im Sommer häufiger an den Skulpturen, weil ich dann am besten draußen sein kann. Im Winter bin ich mehr im Atelier." In den Anfängen waren seine Arbeiten abstrakt, heute sind sie figurativ. Er orientiert sich vor allem an der menschlichen Figur, immer in kräftigen Farben, mit kräftigem Strich.

Das Atelier ist ein riesiger Raum auf zwei Stockwerken, mit Hunderten von Bildern, Zeichnungen, Entwürfen. Dazu Fundstücke, Materialien, die er in seinen Skulpturen verwendet. Joan Bennàssar muss ein ungemein fleißiger Mensch sein: "Ich stehe sehr früh auf, um sechs Uhr morgens habe ich schon die Tagespresse gelesen. Ja, ich arbeite viel. Ich muss einfach arbeiten."

Zwischen den Bildern liegen Bücher, Gedichtbände, Kunstzeitschriften. Immer wieder illustriert Bennàssar auch Bücher von Freunden, fertigt Plakate für Gedichte von Freunden.

Als Teil einer Trilogie sieht er die Bilder für den Band "Mallorca Erótica", sie basieren auf Sprichwörtern, Sprüchen, Redewendungen des ländlichen Mallorca und sind "eine Hohelied der Liebe". Es folgte das Künstlerbuch "El vi que bec té gust a mar" (Der Wein, den ich trinke, schmeckt nach Meer). Auch hier feiert er Genuss, Sinneseindrücke, Lebensfreude. Das Buch ist der Geschichte des Weines im Mittelmeerraum gewidmet.

Bennàssar beweist, dass er fast wie ein Renaissancekünstler agiert: belesen, vielschichtig, voller Schaffensfreude und Schaffenskraft. Der dritte Band, der sich mit der Geschichte und Philosophie des Mittelmeers beschäftigt, ist in Arbeit. Bei aller Aktivität gibt sich Bennàssar bescheiden: "Ich bin Künstler, weil ich handwerkliche Fähigkeiten habe. Ich orientiere mich an den großen Meistern, es gibt heute in der Kunstszene wenig Neues."

Seine nächste Ausstellung mit grafischen Werken und einem großformatigen Bild wird am 4. April in Rialto Living eröffnet: "Kunst muss gesehen werden", sagt er. "Der Künstler muss ein Publikum suchen."

Haus, Garten, Atelier von Joan Bennàssar sind voller Kunst, voller Lebensfreude, voller Schönheit. Ist er ein Hedonist? "Ich glaube, ja. Mit der nötigen Verantwortung. Dazu gehören Familie, Freunde, Haus und Hof. Die Schönheit, die physische und die spirituelle, ist das Wichtigste."