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Ein Garten, ein altes Haus, Stille, und draußen Steinblöcke über Steinblöcke, die meisten über und über bedeckt von weißem, manchmal bräunlichem Staub. Dazwischen, in vielen Größen und Farben, Skulpturen. Große, sehr schmale, meist Frauenfiguren oder Pferdeköpfe. Hier, am Rande von Santa Maria, lebt und arbeitet der Bildhauer Xavier Llull. Mit sieben weißen Katzen, die durchs Gelände streunen.

Der 68-Jährige leistet Schwerstarbeit. Die Steinblöcke aus weißem Carrara-Marmor, aus dem gräulichen Marmor von Binissalem oder dem schwarzen Marmor aus Alicante können bis zu 350 Kilo wiegen; um sie zu bewegen, braucht er gelegentlich einen Kran.

"Die schwere Arbeit hat mich jung gehalten, mein Leben lang", sagt er. "Ich rauche nicht, trinke nicht, kann aber bei gutem Essen nicht widerstehen."

Die Wirtschaftskrise hat auch diesen Künstler erwischt: "Ich arbeite, denn ich muss arbeiten. Aber der große Schwung ist mir abhanden gekommen. Früher hatte ich manchmal sechs Assistenten, heute kommt nur noch gelegentlich jemand, um mir mit großen Gewichten zu helfen."

Er klagt, dass die Preise so heruntergeschraubt wurden: "Für kleinere Arbeiten muss ich kräftigen Rabatt geben, sonst finde ich gar keine Käufer. Und bei den größeren Stücken muss man einfach warten. Die Zeit der guten Verträge ist in der Kunstszene einfach vorbei."

Angefangen hat Xavier Llull mit Holzskulpturen: "Da hat mir die Textur auf Dauer nicht gefallen. Das hatte einfach keine Würze." Er ist ganz fest davon überzeugt: "Kraft hat nur der Stein."

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Die meiste Arbeit erledigt Xavier Llull ganz altmodisch per Hand, nur zum Polieren und zum Meißeln setzt er manchmal elektrische Geräte ein: "Man könnte fast alles maschinell nach meinen Entwürfen herstellen lassen. Immerhin gelten bis zu zehn Arbeiten als Original. Aber das gefällt mir nicht. Ich muss meine Arbeiten anfassen. Einige Skulpturen stehen schon zehn Jahre hier und ich bin immer noch nicht damit fertig." Kleinere Werke fertigt er allerdings auch schon mal in nur einer Woche.

Vor 40 Jahren, als Llull mit seiner Kunst begann, widmete er sich vor allem Porträts. Als "hyperrealistisch" beschreibt er diese Arbeiten. Doch dann wurden die Gesichter, die Figuren immer länger, immer reduzierter und minimalistischer. Und sie wurden magisch und poetisch, gleichgültig, ob es sich um die von Llull bevorzugten Darstellungen von Frauen oder die von Tieren handelt. Seine Pferdeköpfe haben in vielen Ausstellungen Furore gemacht.

"Mir geht es um Humanität oder um Tiere", sagt er. "Deren Wesen zu erfassen, ist mir wichtig."

Der Bildhauer fertigt keine Skizzen: "Der Stein lebt und entwickelt sich, auch wenn ich in meinem Kopf klare Vorstellungen haben, wie Dinge aussehen sollen." Seine Darstellungen sind erheblich geprägt von afrikanischer Kunst, die er für den wichtigsten Einfluss auf die europäische Kunst des 20. Jahrhunderts hält: "Die großen Meister wie Matisse oder Picasso haben das klar erkannt und sich danach gerichtet. Ohne Afrika wären wir heute nicht, wo wir sind. Immerhin haben die Afrikaner den Bronzeguss erfunden, den die Phönizier dann nach Europa brachten."

Er selbst ist häufig nach Afrika, in den Senegal oder nach Tansania, gereist. Und hat viel mitgebracht. Für seinen Kopf und für sein Haus. Dort sind in endlosen Reihen über 500 afrikanische Masken aus unterschiedlichen Regionen und unterschiedlichen Zeiten zu sehen. Ein kleines Museum, das den Besucher sprachlos macht.

Xavier Llull lebt ein Leben mit Kunst, durch Kunst und für die Kunst. Neben den Masken befinden sich in seinem Haus Bilder von Freunden: Ritch Miller, Jim Bird, Pep Girbent, Carlos Mensa. "Wir kommunizieren jeden Tag miteinander. Ich brauche keinen Fernseher. Ich möchte nur schauen. Und das Gesehene verarbeiten."