Momentan eine erschwingliche Wohnung in Palma zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto | Patricia Lozano

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Das Problem ist seit Jahren virulent, und es verschärft sich mehr und mehr: Miet- und Eigentumswohnungen werden immer teurer auf Mallorca, überhaupt ist erschwinglicher Wohnraum äußerst knapp, außerdem nehmen betrügerische Aktivitäten vor allem bei Ferienimmobilien rasant zu.

Die Lage ist so ernst, dass immer mehr alteingesessene Mallorquiner ihre Heimat verlassen und in deutlich günstigere Regionen Spaniens wie Asturien oder Extremadura ziehen. Laut der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” machen Umzugsfirmen wie etwa „La Mallorquina” derzeit gute Geschäfte. 40 bis 60 Umzüge von Inländern bringe er derzeit pro Monat über die Bühne, so Unternehmenschef Orlando Lobo.

Derweil steigen die Quadratmeterpreise für zum Verkauf stehende Wohnungen stetig, und das selbst in unattraktiveren Orten auf Mallorca: In der nicht gerade heimeligen Stadt Inca beträgt der Quadratmeterpreis derzeit laut dem Immobilienportal pisos.com 2020 Euro, im morbid-herben Manacor 2182 Euro und in Felanitx sogar 2547 Euro. Das ist erheblich mehr als in zahlreichen Regionen auf dem spanischen Festland.

Bei den Mieten sieht es nicht anders aus. Selbst für schnöde WG-Zimmer schnellen diese auf der Insel in astronomische Höhen: Sie sind im Vergleich zu 2021 um über 50,5 Prozent und zu 2023 um 21,5 Prozent gestiegen, wie aus einer Studie des spanischen Onlinewohnungsportals Fotocasa hervorgeht, das die Immobiliendaten in einem Neun-Jahreszeitraum ausgewertet hat. „Die WG-Zimmer auf den Balearen sind in den vergangenen drei Jahren von durchschnittlich 383 Euro auf 576 Euro angestiegen. Absolut bemerkenswert ist dabei die Geschwindigkeit, in der dieser Preisanstieg erfolgt ist”, so María Martos, Sprecherin von Fotocasa. Die Rangliste wird angeführt von Barcelona mit 638 Euro pro Monat vor Bilbao mit 621 Euro.

Arbeitnehmer, die das nicht mehr bezahlen können, hausen inzwischen in Campmobilen. Oder sie wohnen in Zelten: In Palmas Viertel Nou Llevant haben sich in dem Park Son Pedrals ein Dutzend Niedriglöhner niedergelassen. Sozialwohnungen gibt es auf den Inseln so wenig wie nirgendwo sonst in Spanien. Parallel dazu strömen immer mehr wohlhabende Menschen vor allem aus Mittel- und Nordeuropa sowie Großbritannien auf die Insel, die bei Vermietern begehrter als Einheimische sind. Erst jüngst machte der Fall einer Einheimischen Schlagzeilen, die eine Mietwohnung nicht bekam, weil sie Insulanerin ist. „Eine Wohnung auf Mallorca zu mieten und eine Absage zu erhalten, weil man Mallorquinerin ist, ist einfach das Surrealste, was mir je in meinem Leben passiert ist”, so die Betroffene namens Nuria Mesquida im sozialen Netzwerk X.

Unterdessen unternehmen die Behörden wenig, um die bedenkliche Entwicklung zu bremsen: Nach einem State-ment des konservativen Oberbürgermeisters von Palma, Jaime Martínez, vom Frühling, bei Fällen von illegaler Ferienvermietung die Lokalpolizei einzusetzen und die Zahl der Kontrolleure zu erhöhen, folgte bislang nichts. In ganzen Straßenzügen in der Altstadt wohnen noch immer Ausländer, die viel Geld bezahlen, während normale Arbeitnehmer wegen ihrer niedrigen Löhne keine Bleibe finden.

Das Problem weitet sich inzwischen auf den sogenannten „Eixample” aus, also die Wohngegenden im Norden jenseits des Innenstadtrings Avenidas. Immer mehr Einwohner bemängeln dort, dass Ausländer in illegal vermieteten Wohnungen einziehen. Betroffen sind Viertel wie Bons Aires, Capitol, Coliseu, s’Escorxador, Plaza Fleming, Plaza de Toros, Camp Redó oder Son Oliva. Es wurden nach Informationen von „Ultima Hora” bereits Dringlichkeitszusammenkünfte von Nachbarschaftsverbänden abgehalten.

Die Behörden müssen zudem Rückschläge einstecken: Die sozialistisch geführte spanische Zentralregierung reichte eine Verfassungsbeschwerde gegen eine bereits beschlossene Verordnung der konservativen balearischen Landesregierung über dringende Maßnahmen im Wohnungswesen ein, die zusammen mit einer Verordnung über die Verwaltungsvereinfachung eine Star-Maßnahme der Insel-Exekutive darstellt. Die Zweifel aus Madrid stellen den zentralen Kern des Dekrets infrage und gefährden die etwa 4000 Wohnungen, die nach Angaben des „Govern” dank der Verordnung in Planung sind. Dazu zählt eine vereinfachte Umwandlung von Ladenlokalen in Wohnungen.

Vertreter der beiden Verwaltungen werden sich in einer bilateralen Kommission zusammensetzen müssen, um herauszufinden, ob die Unstimmigkeiten auf dem Verhandlungsweg gelöst werden können oder ob die gesamte balearische Verordnung vor dem Verfassungsgerichtshof landet, mit der im Raum stehenden Drohung, dass sie bis zur Entscheidung der Richter während der sich weiter zuspitzenden Krise eingefroren wird.

Angesichts der immer teureren Miet- und Eigentumswohnungen und der beständig hohen Nachfrage nach auch illegalen Ferienimmobilien treten auf der Insel zunehmend Kriminelle auf den Plan: Arantxa Goenaga, Rechtsanwältin der Kanzlei AF Legis mit Sitz in Barcelona, sagte jüngst gegenüber der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”: „Je größer die Nachfrage ist, desto höher sind die Betrugsraten. Vor allem durch die zunehmende Digitalisierung nach der Pandemie schnellen die Zahlen nochmals stark in die Höhe.”

Oftmals wiederholt sich das Muster der Fälle, nach dem Urlauber hereingelegt werden: Bei ihrer Buchung vom Ausland aus werden sie von legal operierenden Online-Plattformen wie Booking und AirBnB auf betrügerische Websites weitergeleitet, auf denen sie dann ihre Zahlung leisten sollen. Erst bei der Ankunft an ihrer Feriendestination merken sie, dass sie geprellt worden sind.