Fühlen sich von lärmenden Urlaubergruppen gestört und wollen nicht aufgeben: Maik Sühs (links) und Helmut Himmighofen am Pool der Apartment-Anlage, in der beide eine Eigentumswohnung besitzen. | Sophie Mono

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Warm scheint die Sonne auf den Gemeinschaftspool der Apartment-Anlage in Cala d'Or im Osten von Mallorca. Zwei Mädchen bräunen sich auf den Liegen, ansonsten ist es ist still und leer. "Wenn das immer so wäre", sagt Helmut Himmighofen bitter. Er ist Eigentümer von einem der angrenzenden Apartments. Mit seiner Frau kann er vom Balkon aus auf den Pool blicken. "Heute ist Abreisetag und einige sind wohl am Strand, da ist es ruhig. Aber meist kommen wir uns hier vor wie im Hotel."

Es sind nicht die Nachbarn, die ihn stören. 24 Apartments gehören zu der Wohnanlage. "Alles Eigentumswohnungen, hier kennt man sich", so Himmighofen. Erst Ende vergangenen Jahres haben die Himmighofens hier ihre Wohnung gekauft, eigentlich sind sie sehr zufrieden. Wären da nicht die Urlauber, die in drei der 24 Apartments ein- und ausgehen. Die Auswirkungen illegaler Ferienvermietung - in der Wohnanlage in Cala d'Or bekommen die Bewohner sie hautnah zu spüren. Das Problem ist bei Weitem kein Einzelfall: Die Vereinigung der touristischen Immobilienbesitzer (Aptur) ermittelte bereits 2014 rund 31.000 Wohneinheiten, die nicht bei der Tourismusbehörde registriert sind, Tendenz steigend.

"Wir sind hier hingezogen, weil wir erwartet haben, dass man unter sich ist und seine Ruhe hat", erzählt Himmighofen. Stattdessen tummeln sich die Urlaubergruppen am Gemeinschaftspool, besetzen die Liegen, lärmen bis in die Nacht, schmeißen Zigarettenstummel vom Balkon, blockieren die Parkplätze. "Es ist normal, dass sich Touristen anders verhalten als Bewohner. Sie sind in Urlaubsstimmung und machen sich nicht so viele Gedanken." Doch die Touristen kämen oft in Gruppen von sechs oder acht Leuten pro Apartment. "Das kann und wird nicht harmonieren", ist sich Himmighofen sicher.

Er ist nicht der Einzige, den die Situation stört. "Alle Eigentümer sind dagegen, aber bisher hat keiner etwas unternommen", pflichtet Maik Sühs bei. Auch er wohnt in einem der Apartments. "Im vergangenen Sommer war das auch schon so", berichtet er. Lärmbelästigung komme vor allem in den Sommermonaten ständig vor, oft werde auch Gemeinschaftsmobiliar in Mitleidenschaft gezogen. "Hätte man solche Probleme mit Langzeitmietern, könnte man sie klären. Aber alle paar Tage oder spätestens nach ein, zwei Wochen kommen ja wieder neue Gruppen und man muss die Gespräche erneut führen."

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Auf zwei Eigentümerversammlungen wurde das Problem bereits ausführlich diskutiert, erzählen die Männer. Das Gesetz ist dabei auf ihrer Seite: In Wohnungen, Reihenhäusern und Apartments in Anlagen ist die Ferienvermietung auf den Balearen derzeit durch das Dekret 20/2015 im Tourismusgesetz verboten - anders als in freistehenden Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Stadthäusern mit einer einzigen Wohnung. Hier kann die Vermietung offiziell angemeldet und gestattet werden, falls der Vermieter mehrere Auflagen erfüllt. Derzeit arbeitet die Balearen-Regierung an einer Umgestaltung des Gesetzes, die die Auflagen und auch die Vermietung von Wohnungen neu regeln soll. Ob diese dann erlaubt wird, ist noch unklar. Sollte es so kommen, dann voraussichtlich nur unter strengen Bestimmungen.

Mehrheitlich stimmten die Eigentümer der Apartmentanlage in Cala d'Or dafür, einen Anwalt einzuschalten. Dieser ließ den betroffenen Vermietern schriftlich eine Frist zukommen, bis zu der sie ihre illegalen Vermietungen einstellen sollten. "Die Frist ist am 10. Juni abgelaufen. Eine Partei hat aufgehört, aber drei andere machen weiter", berichten Sühs und Himmighofen. Fast durchgängig sind die Immobilien bis Oktober ausgebucht, erzählen sie. Das zeigen die Annoncen, in denen die Apartments auf verschiedenen Internetportalen angepriesen werden.

Sühs und Himmighofen haben nun eine Anzeige gegen die drei Eigentümer erstattet. Mit ihrem Aktionismus machen sie sich nicht nur Freunde. "Einer der Vermieter hat mir verbal gedroht und ist handgreiflich geworden", sagt Himmighofen und zeigt auf eine Narbe am Arm. "Hier hat er seine Zigarette ausgedrückt und gesagt, ich solle bloß vorsichtig sein." Aufgeben wollen die beiden trotzdem nicht. "Wir kämpfen weiter. Mal sehen, wie lange es dauert, bis sich auf die Anzeige etwas tut."

(aus MM 28/2016)