Ein „gutes Musikgehör” ist Fritz Dünner (o.) zufolge neben mehrere Jahre langem Lernen die Grundvoraussetzung für die Arbeit als Klavierstimmer. Musicasa-Inhaber Carlos Salom (u. r.) vertraut auf Dünners Können. | P. Lozano

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Es ist ein außergewöhnliches Erlebnis, Fritz Dünner auf Mallorca beim Stimmen eines Klavieres zu beobachten und zuzuhören: Hochkonzentriert sitzt er auf dem Schemel – das Klavier demontiert vor sich, sodass dessen Inneres freiliegt – und drückt immer wieder einzelne Tasten oder spielt Akkorde. Den anschließenden Klang nimmt Dünner akustisch genau wahr und mit Hilfe seines Stimmwerkzeuges spannt er die entsprechenden Saiten oder lockert sie. Das Ganze dauert gut eine Stunde und am Ende, wenn Dünner testweise ein paar zusammenhängende Takte spielt, klingt es, als hätte man das Instrument runderneuert.

„Natürlich braucht man als Klavierstimmer ein gutes Gehör, aber es geht auch darum, den Ton so einzustellen, dass die Stimmung dauerhaft hält”, so Fritz Dünner. Der Schweizer hat fast 50 Jahre Erfahrung in dem Beruf, nachdem er als Jugendlicher eine Ausbildung in einem großen Musikhaus in Zürich begann. Nach mehreren Wanderjahren in anderen Geschäften wagte er anschließend den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete seinen eigenen Klavierladen. Diesen führte er rund 30 Jahre lang.

"Wollte immer im Ausland leben"

„Ich hatte immer den Wunsch, irgendwann im Ausland zu leben”, sagt Dünner. „Ursprünglich wollte ich mit meiner Frau und meinen Söhnen nach Australien auswandern. Zur gleichen Zeit haben wir Mallorca entdeckt, wo wir im Anschluss regelmäßig die Ferien verbracht haben. Es hatte so viel Charme, dass wir uns vorstellen konnten, hier zu leben.” Zehn Jahre lang pendelten die Dünners zwischen der Schweiz und der Baleareninsel, bis sie 2010 entschieden, sich fest auf Mallorca niederzulassen.

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Heute arbeitet Fritz Dünner selbstständig als einer der wenigen Klavierstimmer auf der Insel, zum Beispiel im Auftrag des Musikhauses Musicasa in Palma. „Es gibt hier viele Klaviere und Flügel und viele Konzerte, die betreut werden müssen. Daher war es leicht, Fuß zu fassen.”

Parallel zu seiner stimmenden Tätigkeit ist Dünner von Kleinauf leidenschaftlicher Musiker: Er begann früh mit der Klarinette, nahm mit 14 Jahren die ersten Schallplatten auf und gründete kurze Zeit später eine Formation, mit der er rund zwei Dekaden lang unterwegs war. Als der zunehmende musikalische Erfolg und jener als Inhaber des Klaviergeschäfts ihn vor eine Entscheidung für einen der beiden Wege stellte, gab Dünner seinem Unternehmen den Vorrang.

Er komponierte auch immer wieder selbst Stücke

Danach dauerte es viele Jahre bis zur nächsten CD, die jüngste stellte er mit Konzerten in der Schweiz persönlich vor. Während seiner gesamten Zeit als Musiker komponierte der heute 67-Jährige selbst Stücke und tut es immer noch. Im zurückliegenden Februar übertrug das Schweizer Fernsehen ein großes Konzert zu seinen Ehren, bei dem wichtige Gruppen des Landes ausgewählte Kompositionen von ihm vor ausverkauften Rängen spielten.

Der Stolz, der bei Fritz Dünners Erzählung über jenen Abend mitschwingt, markiert den einzigen Moment, in dem der sonst so zurückhaltende Mann im Gespräch mit MM einmal aus sich herausgeht. Dass das Leben auf Mallorca „ziemlich entspannend” ist, begründet auch, warum es Dünner hier so gut gefällt. „Die Leute sind nicht so stressig wie in der Schweiz oder in Deutschland. Auch, wenn etwas auf den letzten Drücker gemacht werden muss, bleibt der Mallorquiner entspannt – und am Ende klappt es ja doch!”