Volle Teller und Essen in Flip-Flops sind tabu am Büffet. | Maria Korneeva

TW
0

Eigentlich haben alle Urlauber ein gemeinsames Ziel: Die freie Zeit soll möglichst schön, erholsam und harmonisch verlaufen. Doch am Hotelbüfett hört die Freundschaft meistens auf. Denn alle haben Hunger und keiner möchte warten. Wie es gelingen kann, dass jede Mahlzeit am Büfett für alle Hotelgäste möglichst reibungslos funktioniert, hat MM bei Birte Steinkamp erfragt. Sie ist zertifizierte Trainerin für Business-Etikette und Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche-Knigge-Gesellschaft.

Bekleidung

„Am besten informiert man sich vorher, was das Hotel unter angemessener Kleidung zum Essen versteht”, meint sie. Grundsätzlich gilt laut der Knigge-Expertin aber: „Es ist immer ästhetischer, weniger Haut zu zeigen.” Flipflops sind für sie tabu, denn „die nackten Füße gehören nicht zu den Körperteilen der anderen Gäste, die wir gerne beim Essen sehen wollen.” Geschlossene Schuhe seien ratsam, zusätzlich empfiehlt sie den Herren lange Hosen. Auch tropfnasse Haare „gehen gar nicht”, das sei am Büfett auch eine Frage der Hygiene.

Am Büfett

Pünktlichkeit ist laut Birte Steinkamp wichtig, aber Überpünktlichkeit nicht angemessen. „Man braucht sich nicht zehn Minuten vorher an die Tür zu stellen. Das verursacht nur unnötigen Stress beim Servicepersonal”, ordnet die 
43-Jährige ein. Bevor man sich am hinteren Ende der Schlange anstellt, könne man sich einen Überblick im Speisesaal verschaffen. „So weiß man genau, welche Speisen wo am Büfett aufgebaut sind: Wo sind die Vorspeisen und wo das Dessert?” Und: „Man tut sich den Schokopudding nicht vor dem Rinderbraten auf.”

Während man sich also durch die Speisen arbeitet, rät die Verhaltensexpertin vor allem zu einem: Geduld. „Man muss warten, bis man an der Reihe ist. Und darf auf gar keinen Fall einem anderen Gast dazwischen greifen.” Auch für den Service solle man höflich Platz machen, wenn Speisen aufgefüllt werden. Das Vorlegebesteck darf beim Auftun das eigene Essen auf dem Teller keinesfalls berühren.

Und: Lieber einmal mehr ans Büfett gehen, anstatt den Teller schon beim ersten Gang übervoll zu machen. „Der Tellerrand sollte immer frei sein, so verliert man unterwegs auch nichts und muss nicht zu seinem Platz jonglieren.”

Am Tisch

Unterwegs zum Platz schon eine Pommes naschen ist „eine stressige Unart, die sich nicht gehört”, denn: „Gegessen wird am Tisch.” Bevor man ans Büfett stürmt, sollte man sich erst einmal einen Platz suchen, so Steinkamp. „Und wenn es einen Getränkeservice gibt, wartet man den am besten ab, bevor man sich etwas zu essen holt.”

Jeder Teller wird nur einmal benutzt. Die gebrauchten Teller werden danach nicht gestapelt, sondern vorsichtig an den Rand des Tisches geschoben, damit sie vom Servicepersonal abgeräumt werden können.

Servicepersonal

„Durch unser eigenes Verhalten geben wir den Angestellten die Möglichkeit, uns gut zu bedienen”, meint die Knigge-Expertin. „Der Service kann nur so gut sein, wie ich es als Gast erlaube.” Bei Unsicherheiten empfiehlt sie, das Personal einfach anzusprechen. „So weiß man für den Rest des Urlaubs Bescheid. Miteinander zu sprechen, ist immer der allerbeste Weg, um es allen recht zu machen.”

Trinkgeld

Vor allem, wenn es einen Getränkeservice an den Tisch gibt, „kann man sehr gerne Trinkgeld geben”, erklärt Steinkamp. Dabei gelte, „nicht einmal pro Woche einen hohen Betrag auszugeben”. Stattdessen sei es ratsam, „mehrfach pro Woche einen kleinen Beitrag” an Zuwendungen einzuplanen. „Das Personal wechselt immer durch und so haben alle etwas davon.”

Zu guter Letzt

„Viele Urlauber bringen keine Geduld mit”, erzählt die Knigge-Expertin von ihren Mallorca-Urlauben. „Doch wenn 90 Prozent der Gäste geduldig wären, würden sie auch Andere damit anstecken.”

Im Urlaub solle es allen gutgehen und jeder wolle seine Freizeit genießen. Doch auch Empathie sei angebracht. „Man darf auch mal darüber nachdenken, wie es den Mitmenschen geht – nicht nur anderen Gästen, sondern auch den Angestellten im Service und an der Rezeption.”

Mit einem Augenzwinkern sagt sie: „Am Hotelbüfett wird jeder satt, es ist genug Essen für alle da.”