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Es hat was für sich, wenn die Sonne jahreszeitbedingt schon um 13 Uhr schräg am Himmel steht und man trotzdem schwitzt. Lieblich wie ein seidiges Tuch fallen die Strahlen auf die Haut, die man nicht mehr unbedingt mit Sonnenschutzmittel einschmieren muss.

Es ist schließlich November in Cala Rajada, die ungewöhnliche Wärme lässt die noch immer durchaus in erklecklicher Zahl anwesenden Touristen aufleben. Es ist Montag, der 13. des Monats, sichtlich genießen sie während der MM-Ortsbegehung nicht nur die angenehmen Temperaturen, sondern auch die bereits fühlbare Ruhe in dem Ort, der sich seit Jahrzehnten schon fest im Griff vor allem von Deutschen befindet.

Lothar Wassermann aus Stuttgart sitzt an einem Tisch des Restaurants Träumeria, das sich direkt an der feschen Uferpromenade befindet, und schaut sonnenbebrillt auf das tiefblaue Meer: „Ich will jetzt immer im Oktober oder November kommen”, sagt der Tourist, während er langsam an einem Latte Macchiato nippt und mit der Zunge genießerisch seine Lippen berührt. „Keine zu große Hitze, keine Menschenmassen, ich bin zufrieden.” Der Bundesbürger schaut in die nicht blendende Sonne und lächelt in einem fort.

Die Cala Agulla ist nicht voller Menschen.

Auch andere deutsche Touristen wissen den Sommer im November zu schätzen. Sie sitzen an Tischen in Cafés, flanieren teils barfuß und mit sich wiegenden Lenden, lassen sich Tapas auf Porzellanteller betten und liegen platt wie Flundern an Stränden. Wie etwa an der allseits bekannten Cala Agulla. Der naturbelassene Traumstrand mit dem sehr sanft ins Meer abfallenden Sand ist zwar gut besucht, doch mit den Zuständen im August, als jeder Quadratzentimeter mit Zähnen und Klauen verteidigt wurde, hat die Situation heute nichts zu tun: Alles wirkt luftig und aufgelockert, weil halt nicht allzu viele Menschen im warmen und weißen Sande sitzen.

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Die Gäste wirken generell gelöst, nur ab und zu bemerkt man ein Zucken im ein oder anderen Augenwinkel. Ist es die Panik, viele Monate Kälte, Dunkelheit und öden Fernsehkonsum in der klammen Heimat vor sich zu haben, bis man endlich wieder sehnsuchtsschwanger die Augen aufs türkisblaue Wasser vor der Insel richten darf? Gut möglich ...

Bäume an der Küste.

Peggy Jerofke braucht sich in dieser Hinsicht nicht vor Angst schütteln, denn sie lebt permanent hier. Die aus der Erfolgssendung „Goodbye Deutschland” bekannte Auswanderin, die seit Jahren das direkt am Uferweg gelegene Lokal Tiki Beach betreibt, gibt sich hocherfreut: „Wir hatten eine Mega-Saison mit hervorragenden Zahlen”, äußert sie gegenüber MM. „Alles war wesentlich besser als im vergangenen Jahr.” Auch andere Veränderungen beobachtete die Gastronomin: „Die Leute wirkten und wirken viel entspannter.” Verglichen mit der Zeit vor der Pandemie habe sich das Publikum spürbar verändert. „Es kommen mehr Familien und Pärchen.” Feierfreudiges Volk zieht es offenbar inzwischen woanders hin: „Die Discos liefen nicht so gut wie vor Corona”, weiß Peggy Jerofke. Sie bezieht sich auf Örtlichkeiten wie den „Bierbrunnen”. Außerdem sei der Übergang in die Zeit der größeren Stille nicht mehr wie früher von einer Woche zur anderen knall auf fall über die Bühne gegangen.

Das Ganze vollziehe sich nunmehr allmählich. Ungeachtet von kleineren Problemen wie zeitweise verdreckt-bräunlichem Meerwasser vor einigen Wochen – die Ursache war ein Rohrbruch – und einer Unterschriftensammlung gegen ein geplantes Ferienimmobilienprojekt im lauschig-authentischen Fischer- und Villenwinkel Sa Pedruscada steht Cala Rajada proper da: Die Uferpromenade ist schon lange fertig, alles ist so sauber, die zahlreichen noch geöffneten schicken Restaurants füllen sich weiter mit Aperol-Spritz- und Paella-Fans.

Diese ergötzen sich mitunter auch am erbaulichen Schauspiel der ein- oder ausfahrenden Fischer, deren Gilde gerade ihr hundertjähriges Bestehen feiert. Ein Feierakt ist für den 2. Dezember um 12 Uhr im „Centro Cap Vermell” vorgesehen. Urig wird das Jahr zur Neige gehen.