Magdalena Bonnín verlor Anfang 2001 an einem Tag ihre beiden Söhne. | Ultima Hora

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Am Samstag, 14. Januar, jährt sich zum 20. Mal eine Tragödie, die die Menschen auf Mallorca viele Jahre zutiefst bewegt hatte. Damals war ein aus dem Tramuntana-Ort Esporles stammender Vater namens Jordi Gil mit seinen beiden erst 13 und acht Jahre jungen Söhnen Àngel und Marc an die Felsküste bei Alcúdia gefahren, um dort die Sa-Bassa-Blanca-Höhle zu besuchen. Obwohl das Meer aufgewühlt war, kletterten die Mallorquiner unweit der Wasseroberfläche.

Und dann passierte es. Wie es auf der Insel durchaus im Winter passieren kann, bäumte sich auf einmal eine hohe Welle auf, eine, die erheblich höher als die anderen war. Sie riss die drei ins schäumende und kalte Meer. Der Vater konnte sich an einen Felsen klammern, stundenlang. Er überlebte schwerverletzt, doch die Söhne starben. Ein Großaufgebot von Suchkräften konnte sie nicht finden, das Meer gab die Leichen erst Tage später wieder frei, sie wurden an die Küste gespült.

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Magdalena Bonnín, die inzwischen 60-jährige Mutter der beiden, brauchte viele Jahre, um die Trauer zu durchstehen. Als die studierte Journalistin und Philosophin sowie heutige Teilzeit-Taxifahrerin an jenem schrecklichen Wintertag von dem Todesdrama erfuhr, war sie so sehr am Boden zerstört, dass sie von dem Gefühl in Besitz genommen wurde, weder am Leben noch tot zu sein. "Du lebst, ohne Interesse für gar nichts und niemanden zu haben", sagte sie jetzt der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" in einem Interview. Doch mit den Jahren wich die tiefe Trauer zusehends. "Du lachst mehr, weinst nicht mehr", so die Mutter.

Um aus dem tiefen Tal zu gelangen, hatte sich Magdalena Bonnín angewöhnt, Briefe an ihre verstorbenen Söhne zu schreiben, die sie später in Buchform veröffentlichte. Sie ließ darin ihren Gefühlen freien Lauf und hängte am Eingang zu ihrer Wohnung auch Fotos von Marc und Àngel auf. Sie sprach mit ihren Söhnen, fragte sie gelegentlich etwas, als würden sie leben, und das beim Hinein- und Hinausgehen. Magdalena Bonnín tat es Tag für Tag, immer und immer wieder, und sie tut es noch heute. Das Buch über ihre jahrelange Trauerarbeit werde inzwischen sogar in Ländern wie Argentinien und Mexiko von Psychologen ihren Kunden empfohlen, so Bonnín. Ihre Arbeit als Taxifahrerin habe ihr zudem geholfen, auf andere Gedanken zu kommen.

Jetzt, da auch ein neuer Mann in ihr Leben getreten ist, erfährt Magdalena Bonnín das Leben wieder auf andere, fröhlichere Weise. Sie wunderte sich gegenüber "Ultima Hora" selbst darüber, sich mit der Zeit immer intensiver an ihre Söhne zu erinnern. Kürzlich hat sie ein Buch geschrieben, das von der Rückkehr ins Leben handelt – "Vivir empieza ahora" ("Leben beginnt jetzt"). Die Mutter, die auf so tragische Weise ihre Söhne verlor, sagt jetzt: "Ich will mich vom Leben überraschen lassen."