Schon am Ortseingang von Llubí merkt man, dass hier die Uhren langsamer ticken. Obwohl es schon 9.30 Uhr morgens ist, erwacht das kleine Dorf erst langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Auf dem Marktplatz vor der Kirche Sant Feliu werden Stühle und Tische vor den Restaurants zurechtgeschoben, die ersten mallorquinischen Anwohner kehren in die bisher einzige geöffnete Bar S’Acústicafé ein, um ihren morgendlichen Café con leche mit geröstetem Brot, Pan Tostado, zu bestellen. Unter ihnen: die Bürgermeisterin von Llubí, Magdalena Perelló Frontera. Seit 2019 ist die Mallorquinerin schon im Amt. „Momentan haben wir einiges zu tun. Nächste Woche wird nämlich hier wieder die Honigmesse gefeiert”, erklärt Perelló.
Die Fira de la Mel ist der Dreh- und Angelpunkt für Imker auf Mallorca. Bei dem Fest, das am kommenden Sonntag, 20. November, stattfindet, sind Honigproduzenten aller balearischen Inseln vertreten. Die Händler verkaufen diverse Erzeugnisse, die mit dem Naturprodukt hergestellt werden. Dazu gehören Süßigkeiten wie die spanische Weihnachsspezialität Turrón, die im Wesentlichen aus gemahlenen Mandeln und Honig besteht, aber auch andere typische mallorquinische Teigwaren. Und warum findet die Messe nun ausgerechnet in Llubí statt? „Hier gibt es besonders viele Imker”, erklärt Joan Ferrer. Der Mallorquiner ist einer der Initiatoren der bekannten Fira. Zum ersten Mal wurde die Messe im Jahr 2000 gefeiert.
Doch die Feria de la Mel ist nicht nur für die Insulaner interessant. „Jedes Jahr kommen auch zahlreiche Imker aus dem Ausland nach Llubí. Vor allem die Deutschen lieben Honig”, erklärt Joan Ferrer. Der Mallorquiner hat ebenfalls längere Zeit in der Bundesrepublik verbracht und war dort als Imker tätig. In diesem Jahr war die Honigproduktion allerdings weitaus weniger ergiebig als in den Jahren zuvor. Ferrer sieht als Grund vor allem den Klimawandel. „Es gab wenig Niederschläge und viele heiße Tage. Das beeinträchtigt die Arbeit der Bienen.” Dennoch schaut Ferrer voller Vorfreude auf die anstehenden Feierlichkeiten: „Das Honigfest ist der Höhepunkt des Jahres in Llubí und wir sind sehr stolz darauf, den Honig auf der Insel zu repräsentieren.”
Auch in der Bäckerei Gelabert bereitet man sich schon Wochen vorher auf den großen Tag vor. Der Forn wurde 1937 eröffnet und ist besonders für seine preisgekrönten Ensaimadas, sein traditionelles Graubrot Pan Moreno und die Pasteten bekannt. Bei der zweiten Weltmeisterschaft im Backen der traditionellen Ensaimada anlässlich des Balearen-Tages 2018 ging der Forn als Gewinner hervor. Antonia Gelabert, Inhaberin der Bäckerei, verkauft neben regionalem Honig der Insel zudem Keramikgedeck aus Inca, in denen das flüssige Erzeugnis aufbewahrt wird. Im Rahmen des Festes wird in der Konditorei mit Honig verfeinerte Backware verkauft. „Wir bereiten zur Fira mallorquinische Doblegats und Cremadillos mit Sobrassada und Honig vor”, so Antonia Gelabert.
Llubí ist allerdings nicht nur für seinen Honig berühmt. Vor allem aus landwirtschaftlicher Sicht blickt der Ort auf eine lange Historie zurück. „Umgeben von Ackerland und weiten Ebenen zeichnete sich Llubí schon immer für seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus. Im 16. Jahrhundert war vor allem der Weinanbau in der Gegend von großer Bedeutung. Ab dem 19. Jahrhundert wurden vermehrt Kapern und Mandeln kultiviert”, erklärt Joan Ferrer. Heutzutage ist die Wirtschaft des Ortes durch die Konserven-Industrie und den lokalen Kräuterschnaps geprägt.
Etwa 44 Kilometer von Palma entfernt, grenzt Llubí an die Gemeinden Inca, Sa Pobla und Muro sowie Santa Margalida, Sineu und Maria de la Salut. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Gemeinde von Muro.
Der älteste Ortsteil ist das Viertel Son Ramis, wo alte mallorquinische Häuser aus Stein und Torbogen das Stadtbild dominieren. In und um Llubí stehen zudem neun alte Mühlen. Die Molinos von Son Rafal, En Serra, Can Moreu und d’En Blanc sind zu Häusern umgebaut worden, während die Mühle Molí d’en Suau zu einem Imkermuseum wurde. Der Ort ist auch problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Wer nach einer Entdeckungstour einkehren mag, der sollte das Restaurant Daica besuchen. Das Edellokal verfügt über zwei Speisesäle und einen geräumigen Innenhof. Serviert werden mediterrane Gerichte aus regionalen Zutaten. Passend zur Vorweihnachtszeit bietet das Restaurant ein spezielles Festmenü mit neun Gängen an. Außerdem kann man auch in dem Stadthaus übernachten. Eine Nacht in der Unterkunft kostet pro Person je nach Jahreszeit etwa 90 Euro. Eröffnet wurde das Landhaus von Eigentümer und Maître David Ribas und Küchenchefin Caterina Pieras 2012. Das Restaurant Brut auf der Carrer la Carretera 37 ist bekannt für seine Degustationsmenüs. Jeder Gang wird entweder mit einem Craft-Bier oder Wein aus der Region serviert. Auf der Speisekarte stehen unter anderem amerikanisches Angus-Rind, das in Whiskey flambiert wird.
Auch für Wanderer und Tagesausflügler bietet Llubí die beste Voraussetzung. Zudem wurden in der Umgebung über 30 archäologische Fundstellen aus der vortalayotischen und talayotischen Zeit ausgegraben. Überreste des talayotischen Dorfes El Conjunt des Racons können entlang des Carrer de Sineu besichtigt werden. Wer sich selbst ein Bild von Llubí machen will, der sollte dienstags den Wochenmarkt besuchen. Dieser findet zwischen 9 und 13 Uhr auf der Plaça d’Espanya, besser bekannt als Plaça de la Carretera, statt.
La Fira de la Mel
Die Honigmesse in Llubí ist alljährlich der Treffpunkt für alle, die frische Produkte von heimischen Imkern probieren und kaufen möchten. Bei der sogenannten Fira de la Mel sind Hersteller aller balearischen Inseln vertreten. Am Sonntag, 20. November, findet bereits zum 22. Mal auf der Plaça de la Carretera die traditionelle Messe statt. Los geht es um 10 Uhr. An den zahlreichen Ständen können Besucher Honigprodukte, Seifen, Cremes, Kerzen und handgefertigtes Keramik kaufen. Auch allerlei mit mallorquinischem Honig zubereitete Spezialitäten kann man probieren.
Im Rahmen der Fira finden zudem Workshops, Ausstellungen und Malwettbewerbe für Kinder statt. Einer der Höhepunkte ist die Verköstigung der traditionellen Sobrassada-Wurst, die ebenfalls mit Honig verfeinert wird. Ab 16.30 Uhr versorgt die Bäckerei Forn de Can Ramon die Besucher auf der Plaça de Carretera mit süßen Kartoffelbrötchen "Coquetes de patata", die in heiße Schokolade getunkt werden. Die Traditionsbäckerei Forn i Pastisseria Gelabert sponsert zudem eine Riesen-Ensaimada. Dazu gibt es Livenmusik und den traditionellen, mallorquinischen Tanz Ball de Bot. Im Pub 6 Kaires, auf der Carrer Dr. Fleming 1, tritt ab 17 Uhr die mallorquinische Rockband Maria 'N' Ganxa auf. In dem Ort stehen kostenlose Straßenparkplätze zur Verfügung.
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