José Campos und Christine Neubauer lieben die Altstadt von Palma. | Patrick Czelinski

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Christine Neubauer und ihr José – das ist die ganz große Liebe. Vor elf Jahren haben sich die deutsche Schauspielerin und der Fotograf in Josés Heimat Chile kennengelernt. Christine Neubauer drehte gerade einen Film in der Atacama-Wüste, José war als Produzent im Einsatz, als es funkte. Seitdem leben die beiden in liebevoller Symbiose über den Dächern von Palma. „Ein Stück Heimat”, wie Neubauer im Gespräch mit MM sagt.

Derzeit genießen die beiden den Sommer auf der Insel, doch schon bald geht es für mehrere Monate nach Deutschland, wo Christine Neubauer auf der Theaterbühne stehen wird. Ihr Lebenspartner begleitet sie – „Wir machen alles zusammen”, sagt er, und seine Augen strahlen.

Wer aber glaubt, Neubauer und Campos gäben sich mit Schauspielerei und Fotografie zufrieden, der irrt. Vielmehr haben die beiden ein neues Hobby für sich entdeckt: die Renovierung alter Landhäuser. Wie alles begann? „Mit einer Ruine am Fuß des Tramuntana-Gebirges in einem ziemlich untouristischen Dorf”, sagt die Schauspielerin. „Wir haben sie gekauft und hergerichtet, als Rückzugsort, als Wochenendhaus.” Aber was so einfach klingt, war jahrelange Arbeit, vor allem, wenn es sich um ein steinernes Dorfhaus aus dem 14. Jahrhundert handelt.

Vier Jahre lang haben Christine und José geschuftet. „Mit unseren eigenen Händen haben wir es neu gestaltet, das war ja alles völlig heruntergekommen.” Jetzt erstrahlt die „Casa” in neuem Glanz, mit einem ganz eigenen, kreativen Stil. Zu bewundern gibt’s das ganze bei einem Hausbesuch auf dem Youtube-Kanal des Einrichtungshauses Westwing. Aber die Renovierung des eigenen Hauses war nur der Anfang, erzählen Neubauer und Campos. Es folgte eine weitere Finca, die die beiden gerade verkaufen. Und auch Auftragsarbeiten können sie sich vorstellen. „Wir haben schon Anfragen von Leuten bekommen, die sich ein Haus genau in unserem Stil wünschen.”

Für beide ist die Arbeit fast etwas Spirituelles. „Wir haben das Haus nicht gesucht, das Haus kam zu uns”, sagt José Campos. Christine Neubauer kümmert sich um die Innenarchitektur und das Design, José Campos hat sich auf die Außenarchitektur und den Bau von Möbeln spezialisiert.

„Für uns beide ist das Renovieren die ‚dritte Kunst’”, erklärt Neubauer. „Bei mir nach der Schauspielerei und der Malerei”, sagt die TV-Ikone, die diesen Sommer im kleinen Kreis ihren 60. Geburtstag gefeiert hat. „Ein wunderschönes Fest”, wie sie sagt. Und José Campos, Fotograf und Filmproduzent, hat schon in Kindertagen das Talent dafür von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen. „Der musste auch immer irgendetwas bauen”, sagt er. Und von José ging die Leidenschaft dafür auf die eigenen Kinder über: Seine Tochter Nataly ist Vermessungsingenieurin und sein Sohn Diego promovierter Architekt für energieeffizientes Bauen.

Wichtig bei ihrer Arbeit ist Christine und José das Thema Nachhaltigkeit. „Aber das kommt bei uns ganz natürlich, wir erzwingen nichts. Wir haben unheimlich viele Materialien recycelt, die wir in dem alten Haus gefunden haben, Holz wiederverwertet, beispielsweise, um Waschtische für das Badezimmer zu bauen”, erklärt Neubauer. Und José Campos fügt an: Etliche Bauteile und Gegenstände, die hier im Haus schon waren, habe ich renoviert und wiederverwendet. So ist in den vergangenen Jahren der ideale Rückzugsort entstanden, falls den beiden die Stadt mal zu laut wird.

Doch auch in Palma kann sich Christine Neubauer kreativ austoben, malt oft abends zum Sonnenuntergang auf ihrer Dachterrasse mit Blick auf die Kathedrale. „Ich liebe Farben, und ein Thema, an dem ich besonders gerne arbeite, sind Frauen und Gefühle.”

Schon auf mehreren Ausstellungen, ebenfalls in Galerien in Palma, durfte sie ihre Kunst einer breiten Öffentlichkeit zeigen, ebenso in München und Hamburg. Eines ihrer Werke hängt sogar im Romy-Schneider-Museum im brandenburgischen Felixsee.

Natürlich war obendrein die Kunst ein Thema, das bei Christine und José bei besagtem Filmdreh im Norden Chiles 2011 den Funken überspringen ließ. Dieses Land wurde sodann für Christine zu einer Art Heimat, wenngleich dieser Begriff sehr schwer für sie zu definieren ist. „Heimat ist ein Gefühl der Verwurzelung, deshalb fühle ich mich in meinem Bayern heimisch. Heimat ist für mich aber auch jeder Ort, an dem ich mich wohl, angekommen und aufgenommen fühle, darum zähle ich gleichermaßen Mallorca und Santiago dazu.

Mit Sorge blicken beide deshalb auf die derzeitige politische Lage in dem südamerikanischen Land, das nach den Aufständen von 2019 und dem Verfassungsreferendum derzeit tief gespalten ist und mit wachsender Kriminalität und sozialen Unruhen zu kämpfen hat. „Ich hoffe sehr, dass ich bei unserem Besuch im Winter dort unbesorgt alleine durch die Straßen gehen kann.” Zugute kommt Christine Neubauer ihr exzellentes Spanisch, das sie dank eines Ferienhauses auf dem Festland gelernt und mit José perfektioniert hat.

In den kommenden Monaten wird sich das Paar viel in Deutschland aufhalten, da Christine Neubauer ein Engagement am Theater angenommen hat. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich mir das noch antue”, sagt sie lachend. Aber wer sogar mit 60 noch so voller Kreativität steckt, muss sich ja auf irgendeiner Bühne austoben! Auf die Rückkehr nach Mallorca freuen sich die beiden aber jetzt schon. Dann können sie wieder ihre Dachterrasse genießen – und natürlich das „Refugium” in den Bergen!