Verliebt, verlobt, verheiratet - und Letzteres gerne auf Mallorca
Gefragt sind auf Mallorca mitunter pompöse und extravagante Hochzeitsfeiern unter Palmen. Dieser Trend kommt aus den USA und hat nun auch den europäischen Markt erreicht. | Sophia Noelle/Wedding-Novelle, Mallorca-Lovestory
Es ist ein ganz besonderer Tag im Leben eines Paares. Wer sich dazu entschließt, den Bund der Ehe einzugehen, will, dass dieser Tag perfekt und unvergesslich wird. Wo könnte also eine Hochzeit besser zelebriert werden als auf der Sonneninsel Mallorca?
Das denken sich auch die meisten Brautpaare: Nach zweijähriger coro-nabedingter Pause boomt der Hochzeitmarkt regelrecht. „Es gibt einiges nachzuholen. Sogar für die kommende Saison 2023 haben wir schon zahlreiche Anfragen”, erklärt Claudia Elisabeth Babczynski. Die Münsteranerin lebt seit 14 Jahren auf Mallorca und ist als Hochzeitsplanerin tätig. Sie gründete vor sechs Jahren das Unternehmen „Wild Child Agentur”. Zuvor arbeitete die Deutsche mit polnischen Wurzeln in Málaga und Marbella als Eventmanagerin.
Auch Hochzeitsplaner Karim Bouaouni und die Kölnerin Dana Freyberg haben es sich zur Aufgabe gemacht, verliebten Paaren den schönsten Tag ihres Lebens zu bescheren. In Palma leiten die beiden die Agentur „Mallorca Lovestory”. Sie bestätigen: „2022 ist bisher definitiv das Jahr mit den meisten Hochzeitsanfragen seit rund zehn Jahren.”
Bei den Interessen ihrer Kundschaft scheiden sich bei den beiden Hochzeitsagenturen allerdings die Geister. Während Freyberg und Bouaouni derzeit eher größere Festlichkeiten zwischen 80 und 150 Gästen planen, fragen Brautpaare bei der Nordrhein-Westfälin Babczynski um kleinere Hochzeitsgesellschaften mit maximal 60 Teilnehmern an. „Nach zwei Jahren Pandemie setzen die meisten auf eine gemütliche Stimmung, mit Auge fürs Detail. Das bedeutet viel Dekoration wie Lichterketten, Kronleuchter, ausgefallenes Geschirr et cetera. Es herrscht Wohnzimmer-Atmosphäre mit den engsten Vertrauten.”
In der Agentur bei Dana Freyberg und Karim Bouaouni bestehen die Gäste eher auf pompöse und extravagante Feste. „Dieser Trend kommt aus den USA und hat nun auch den europäischen Markt erreicht. Vor allem nach der Pandemie wollen die Leute luxuriös feiern. Unsere Hochzeiten liegen in der Regel bei einer Preisspanne zwischen 40.000 und 250.000 Euro. Dabei kostet allein das Brautkleid schon mal um die 4000 bis 8000 Euro”, so Dana Freyberg.
Bei der Location sind sich die unterschiedlichen Hochzeitsagenturen wieder einig: Demnach stehen vor allem großräumige Fincas und ländliche Anwesen hoch im Kurs. Ein absolutes Must-have ist dabei insbesondere in den warmen Monaten des Jahres der Swimmingpool. Bevorzugt gebucht wird zudem eine Finca mit Meerblick.
Der genaue Standort der Anwesen rückt dabei eher in den Hintergrund. „Wir können gar nicht genau ausmachen, in welchen Regionen der Insel sich die Leute am liebsten das Jawort geben. Es kommt vielmehr auf den Luxus und die Ausstattung der Finca an”, berichtet Claudia Babczynski. Das bestätigen auch Freyberg und Bouaouni: „Der Nordwesten der Insel ist auf jeden Fall weit vorne mit dabei. Ansonsten spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, zum Beispiel die Unterbringung der Gäste.”
Doch nicht nur die passende Location ist für den schönsten Tag des Lebens wichtig, auch bei der kulinarischen Verpflegung des Brautpaares samt Gäste sollte alles stimmen. „Die mediterrane Küche ist auf Hochzeiten sehr beliebt”, erklärt Julio Garmendia, Eigentümer des gleichnamigen Catering-Services Garmendia Catering in Santa Maria del Camí. Der Chefkoch kombiniert mediterrane Küche mit Elementen aus seiner baskischen Heimat. „In diesem Jahr verzeichnen wir eine deutlich höhere Nachfrage als im Vorjahr. Unsere meisten Kunden kommen aus dem Ausland und wollen an diesem besonderen Tag die typisch mediterrane Küche genießen”, sagt Garmendia. Bei der Zubereitung seiner Speisen greift der Chefkoch vor allem auf lokale Produkte der Insel zurück. Bei dem Großteil der Hochzeiten wird ein Mix aus Tapas zum Teilen und Barbecue angeboten.
Andrés Ferrer, Chefkoch und Inhaber des Catering-Unternehmens „Tot a punt” in Manacor ist von der aktuellen Situation überwältigt: „Uns bleiben kaum noch freie Termine für diese Saison.” Auch seine Gäste legen großen Wert auf lokale und mediterrane Produkte und inseltypische Kreationen. Rund die Hälfte seiner Kunden sind ausländische Bürger. Vor allem unter ihnen gibt es immer mehr Anfragen nach vegetarischen und veganen Optionen auf dem Speiseplan. „Das hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen”, bestätigt auch Dana Freyberg.
In Sachen Mode ist heutzutage bei Hochzeiten fast alles erlaubt. Während der Bräutigam eher auf klassische und schicke Kleidung setzt, zeigt sich die Brautmode oft mutiger und ex-trovertierter. „Der Trend geht Richtung verspielter Spitze im Hippie-Look. Verträumt, beinahe märchenhaft mit vielen Stickereien, Formen, Glitzer oder auch Puffärmel. Es wird auch wieder mehr Dekolleté gezeigt”, erklärt Claudia Babczynski. Auch Hosenanzüge würden bei Bräuten immer beliebter. „Der sollte dann aber besonders feminin geschnitten sein.” Immer mehr Brautpaare treten auch mit außergewöhnlichen Modewünschen an sie heran. „Es geht teilweise schon in Richtung Rock’n’Roll. Es wird in Boots oder extravaganten Stiefeln geheiratet. Zudem sind Federn ein beliebtes Accessoire.”
Dennoch bleiben viele Bräute dem klassischen Brautkleid in Weiß oder Beige treu. Obwohl mittlerweile viele auf einen Schleier verzichten – ihn gibt es weiterhin. „Der Schleier ist besonders in zwei Ausführungen gefragt. Entweder lang und schlicht oder kurz, wie ihn die Stil-Ikone Audrey Hepburn einst trug”, erklärt die Hochzeitsexpertin.
Neben dem perfekten Brautkleid – oder Hosenanzug – spielt auch die passende Frisur eine wichtige Rolle. Da liegen vor allem lange Haare und Flechtfrisuren im Trend. Auch Schmuck und Perlen werden gerne in die Haarpracht eingearbeitet. Dana Freybergs und Karim Bouaounis Bräute hingegen tragen ausschließlich klassische Brautmode. „Unsere Bräute bevorzugen ganz klar maßgefertigte Haute-Couture-Kleider mit langen Schleiern. Da geht es eher weniger extravagant zu.”
Für die Planung der Traumhochzeit sollte mindestens ein Zeitraum von einem, besser sogar anderthalb Jahren eingeplant werden. Die Kosten sind schwer zu kalkulieren und haben so gut wie keine Obergrenze. Neben der Feier-Location ist zudem auch der Ort der eigentlichen Trauung wichtig. In der katholischen Kirche findet der offizielle Akt ausschließlich vor dem Altar statt.
Die deutschsprachige evangelische Gemeinschaft traut nicht nur im Gotteshaus, sondern hält die Zeremonie bei Bedarf auch auf Fincas oder mitten in Olivenhainen ab. Nach Angaben von Pfarrer Holmfried Braun sind Hochzeiten auf der Insel dieses Jahr sehr begehrt. „Insbesondere zwischen Mai und September haben wir bereits viele Anfragen. Viele Paare holen die Trauung nach, die sie 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie versäumt haben.”
Eine beliebte Hochzeitslocation bleibt den Paaren auf der Insel allerdings verwehrt: „Trauungen am Strand sind auf Mallorca leider nicht möglich”, erklärt Claudia Babczynski. Wobei diese auch in den vergangenen Jahren immer seltener angefragt wurden. „Vorher hatten wir fast jede Saison mindestens zwei bis drei Anfragen für eine Trauung am Strand. Mittlerweile hat es sich allerdings herumgesprochen, dass das auf Mallorca nicht mehr geht”, erklärt ebenfalls Dana Freyberg. „Aber bei dieser abwechslungsreichen Landschaft findet sich immer eine schöne Alternative.”
Insgesamt gilt auf Hochzeiten heutzutage nur eine Regel: „Es gibt keine Regel. Das Hochzeitsgeschäft ist längst nicht mehr so konservativ wie noch vor einigen Jahren”, sagt Freyberg. Die Kölnerin legt bei ihrer Planung neben Location, Dekoration und Verpflegung zudem großen Wert auf gutes Entertainment. „Die Stimmung und die Musik müssen definitiv stimmen, sonst nützt auch die beste Location nichts.”
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