Alejandra Burgos gehört zum Insel-Inventar. | Ingo Thor

TW
0

Wenn Alejandra Burgos an die Zeit unmittelbar vor dem Beginn der Corona-Pandemie zurückdenkt, kann sie gar nicht glauben, dass sie das alles erlebt hatte: „Ich war immer unterwegs, war mit Konzerten völlig durchgeplant, und das über Monate.” Doch dann kam das Virus und alles änderte sich grundlegend. Die auf Mallorca und auch international bekannte argentinische Sängerin und Gitarristin nippt beim Interviewtermin an ihrem Kaffee und schaut fast entgeistert ins Leere.

Monatelang konnte Alejandra Burgos nicht auftreten, weil Konzerte halt untersagt waren, um die Ausbreitung des Virus’ zu verhindern. „Vom spanischen Staat gab’s sehr wenig Unterstützung”, sagt sie. Hunger habe sie zwar nicht gelitten, doch die lange Zeit, nicht vor Publikum singen zu dürfen, sei für eine Rampensau wie sie nicht einfach gewesen. Anderen Künstlern sei es aber viel schlechter ergangen. Alejandra Burgos nutzte die konzertlose Zeit, sich um ihre Marketingfirma RSE zu kümmern, sie gab Kurse gegen Lampenfieber auf der Bühne und trat auch schon mal einfach mit ihrer Gitarre bei sich zu Hause vor Bekannten auf.

Ähnliche Nachrichten

Es war ein jäher Sturz ins fast Bodenlose im März 2020, nachdem sich die im Jahr 2008 aus Buenos Aires nach Mallorca gekommene Künstlerin über die Jahre mühevoll eine erfolgreiche Sanges-existenz aufgebaut hatte. Drei parallele Jobs hatte sie in der Heimat für ihren Europa-Traum aufgegeben. Anfangs war Alejandra wie so viele als Straßenkünstlerin in Palma zugange, sang sich unter anderem vor der Kathedrale fast die Seele aus dem Leib. „Dann machten mich Passanten auf Clubs aufmerksam.” Im legendären Bluesville ging es für die temperamentvolle Südamerikanerin los, dann öffneten sich die Türen anderer Wirkungsstätten wie die des inzwischen geschlossenen Clubs im Saratoga-Hotel. Alejandra Burgos wurde immer präsenter, auch jenseits der Insel trat sie auf. Sie schaffte es, sich bei Großkonzerten als Vorgruppenkünstlerin einen Namen zu machen, etwa bei Gloria Gaynor, die 2017 im Luxushafen Port Adriano sang. Oder bei Anastacia, mit der sie wochenlang im Tourbus in Europa unterwegs war. „In Frankfurt konnte ich mit ihr sogar ein Duett singen”, erinnert sich die inzwischen 38-jährige Künstlerin und zeigt ihr breites Lachen, das so viele verzückt.

Und jetzt? „Jetzt geht’s halt weiter”, sagt sie. Angesichts der deutlich verbesserten Corona-Lage sind Konzerte wieder möglich. „Zuletzt konzentrierte ich mich auf Auftritte, die einen guten Zweck zum Ziel hatten”, sagt Alejandra. Geld habe ihr das nicht eingebracht, aber anderen habe geholfen werden können. Die waschechte „Porteña” (so werden die Einwohner von Buenos Aires genannt) arbeitete mit Hilfsorganisationen wie „Sonrisa Médica” oder auch „Hope Mallorca”, wo die deutsche Residentin Heike Mansfeld das Zepter schwingt, zusammen.

Ungeachtet all der Probleme will sich Alejandra musikalisch nicht verbiegen. Sich etwa stilistisch wie andere Sangeskollegen dem so populären Reggaeton anzunähern („eine traurige Entwicklung”), um junge Leute in ihre Konzerte zu locken, kommt für sie nicht in Frage. „Mein Stil ist eine Mischung aus Blues und Rock”, sagt die Sängerin, deren letztes eigenes Album bei Spotify abrufbar ist und „Out Of My Blue” heißt. Aber auch Country macht sie, wobei sie vorzugsweise auf Englisch singt. Diese Treue zu sich selbst brachte ihr auch eine große Anhängerschaft unter deutschen Inselresidenten ein, wozu der bei einem Leichtfliegerabsturz gestorbene Deutsche Lars Ranzenberger, mit dem sie in der Band „Fyre!” spielte, entscheidend beitrug. Die extrovertierte Künstlerin hofft darauf, von nicht allzu vielen vergessen worden zu sein und in ihrer Branche wieder bald kräftig mitmischen zu können. Gegönnt sei es ihr.