Sein Kreuz mit den gebogenen Armen misst von einem zum anderen Ende gut drei Meter. Er wiegt rund 150 Kilogramm und ist über 1700 Jahre alt. Es ist ein ziemlich dicker Fisch oder besser Anker, den Félix Alarcón in der vergangenen Woche auf Mallorca an Land gezogen hat. Wobei er das versteinerte Schwergewicht natürlich nicht selbst an den Strand der Playa de Palma beförderte. Das haben Polizeitaucher der Guardia Civil für ihn übernommen. Er bleibt dennoch der stolze Entdecker dieses antiken römischen Schatzes.
Alarcón ist leidenschaftlicher Taucher und regelmäßig mit seiner Ausrüstung an der Playa de Palma unterwegs. „Ich kenne die Playa de Palma sehr gut”, erklärt er und ergänzt, „um so erstaunter war ich, als ich in nur drei bis vier Meter Tiefe so etwas Außergewöhnliches entdeckt habe.” Bisher war der 62-Jährige wohl stets an dieser besonderen Stelle vorbei getaucht. Mittlerweile ist der Anker gehoben und wird von Experten untersucht. Ein Stück Geschichte, das das Mittelmeer freigegeben hat. Alarcón ist dabei nicht der Einzige, der in der jüngeren Vergangenheit über etwas Seltenes, Kostbares und Altes im Wasser „gestolpert” ist.
Die kleine Jule Illian ist im Sommer 2020 elf Jahre alt, als sie sich auf dem Sprungturm an der felsigen Badestelle mit Boots-Rampe bei Sa Ràpita zum Absprung bereitmacht. Wie immer nimmt sie eine Handvoll Sand vom Grund mit an die Oberfläche. Doch diesmal hat die Nachwuchs-Turmspringerin nicht nur Muschelreste zwischen den Fingern, sondern ein altes Zwei-Pfennig-Stück der deutschen Rentenmark. Jule und ihre Familie können es kaum glauben: Die Fundmünze wurde im Jahre 1924 geprägt und ist somit fast 100 Jahre alt.
Mehr als 20-mal so alt ist das römische Schiffswrack, das Archäologen vor wenigen Jahren in etwa 70 Metern Tiefe in der Nähe von Cabrera entdeckt haben. Das besondere: Es wurden nicht nur die Reste des fast 2000 Jahre alten Bootes gefunden, sondern auch noch mehrere Tausend gut erhaltene Tongefäße aus der Römerzeit. Einzig die in der Antike beliebte Fischsoße „Garum”, die auf dem 15 Meter langen Schiff in den Amphoren transportiert wurde, hat die Jahrhunderte unter der Wasseroberfläche nicht überdauert. Das Wrack mit seiner Fracht gilt bis heute als einer der bedeutendsten archäologischen Funde im westlichen Mittelmeer.
Eine andere zufällige Entdeckung hätte dem alten Römer-Schiff beinahe den Rang abgelaufen: Ein Ehepaar aus Essen verbrachte vor mehr als 30 Jahren wie so oft seinen Sommerurlaub in Santa Ponça. Während die Urlauberin die Wärme und ihre Sonnenliege genießt, geht ihr Ehemann leidenschaftlich gern schnorcheln. Bei einem seiner Tauchgänge entdeckt er eine kleine Höhle inklusive Bewohner. Der kleine Krake gewöhnt sich nach einer Weile an den seltsamen Fremden und beginnt mit ihm zu spielen. Als er seine Höhle verlässt, erblickt der Mann etwas Glänzendes in dem Felsloch und nimmt den kleinen Gegenstand mit. Wieder an Land, stellt sich nach einem ausgiebigen Reinigungsprozess des Fundes heraus, dass es sich um ein Goldring handelt.
Später wird er auf 18 Karat geschätzt. Viel spannender als sein Goldgehalt sind aber die eingravierten Initialen „J” und „A”. Könnte der Ring von König Jaume von Aragón stammen? Immerhin landete dieser 1229 in der Bucht von Santa Ponça. Am Ende stellte sich heraus, dass der Prägestempel in dem Schmuckstück typisch war für spanische Ringe der 1960er Jahre. Also kein Ring des Königs, bewacht von einem vielarmigen Meeresungeheuer, aber dennoch ein toller Schatz.
Nicht über einen Gold-, sondern einen Silberschatz ist ein Urlauber im Jahr 2018 regelrecht gestolpert. Beim Gassi gehen mit den Hunden am Strand von Sant Elm entdeckte das Herrchen einen harten Gegenstand im Sand. Mit den Händen legte er einen seltsamen Krug frei. Das Gefäß aus Edelmetall ist etwa 15 Zentimeter hoch und zeigt zwei ineinander verschlungene Fische mit einem gemeinsamen Maul. Später stellt sich heraus, es handelt sich um das Kunstschmiedehandwerk eines Pariser Künstlers aus dem 19. Jahrhundert. Wie dieses Kleinod an den Strand gekommen ist, bleibt ein Mysterium.
Das Mittelmeer rund um Mallorca scheint noch viele solche Mysterien für glückliche Finder bereitzuhalten. Bisher wurden 50 Schiffswracks aus den verschiedensten Epochen rund um die Insel entdeckt, und es tauchen immer wieder neue Schätze auf. 60 Prozent des Meeresgrundes in mehr als 200 Metern Tiefe, was einer Fläche von rund 610.000 Fußballfeldern rund um Mallorca entspricht, sind noch nicht einmal kartografiert. Diese Tiefen sind zwar unerreichbar für Schnorchler und Hobbytaucher, machen aber dennoch neugierig auf die geschichtsträchtigen und wertvollen Dinge, die dort auf ihre Bergung warten könnten.
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