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Bei der Frage, welchen Beruf er denn beim Einchecken auf dem Anmeldezettel eines Hotels eintragen würde, kommt Jan Maack ins Grübeln. „Sportwettenprofi klingt so komisch. Ich mag den Begriff nicht”, meint der 34-Jährige im MM-Gespräch. Zu der Bemerkung, dass man im Internet auch schon mal „Berufszocker” lesen kann, schmunzelt Maack. „Ich verkaufe im Prinzip digitale Inhalte.”

Wer sich in Deutschland intensiver mit dem Thema Sportwetten beschäftigt, der kommt an Jan Maack und dessen Portal Quotenwilly.com kaum vorbei. Seit sechs Jahren beruht der Lebensunterhalt des jungen Mannes vor allem auf zwei Säulen. Er wettet, nach eigenen Angaben mit viel Erfolg, auf die Ergebnisse von Sportveranstaltungen, vor allem Fußball. Und er gibt seine Tipps an diejenigen Kunden weiter, die sich bei Quotenwilly eingekauft haben. Maack pflegt zwei Gruppen, die vor der Corona-Pandemie mit 54 beziehungsweise 89 Euro pro Monat und Kunden zu Buche schlugen, seit Covid-19 aber teilweise kostenlos waren oder sind. Rund 200 Kunden hat er, mehr sollen es nicht werden, da sonst die Auswirkungen auf die Quoten zu groß wären. Medienberichten zufolge verdient der im Raum Hamburg aufgewachsene Mann mit Quotenwilly rund 20.000 Euro im Monat und bestreitet die Summe im MM-Gespräch nicht. Die Hälfte der Einnahmen geht als Kosten für Partner drauf, dazu nimmt er dann aber nochmal in etwa das Gleiche mit Wettgewinnen ein. „Ob durch die eigenen Wetten mehr reinkommt oder weniger, hängt vom jeweiligen Monat ab.” Womit man wieder bei 20.000 Euro wäre.

Gerade war Jan Maack mal wieder für ein paar Tage auf Mallorca. Er mag die Insel, verbrachte schon vor vielen Jahren den einen oder anderen Urlaub hier. 2019 und 2020 blieb er gleich mehrere Monate, mietete sich erst eine Wohnung in Palma, im Lockdown-Jahr war er dann auf einer Finca bei Campos ansässig. Auch in diesem Jahr will er nochmal für längere Zeit wiederkommen. Wann genau, das steht noch nicht fest. Maack plant nicht gerne langfristig. Er gehört zu der Spezies, die man heutzutage „digitale Nomaden“ nennt. Mit einem Laptop und einer Internetverbindung kann er von überall aus arbeiten und sein Geld verdienen.

Nach dem Fachabitur 2004 schloss er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann ab, absolvierte später ein Fernstudium zum staatlich geprüften Betriebswirt mit der Fachrichtung Marketing. Er war im Sportmarketing tätig und als Finanzberater bei „Money-Coach” Bodo Schäfer. Dann kam die Selbstständigkeit mit Quotenwilly. „Mein Job hatte mir nicht mehr wirklich Spaß gemacht. Außerdem wollte ich mein eigenes Ding machen. Also war der Gedanke, was habe ich zu verlieren?”

Maack setzt bei seinen Wetten vor allen auf Fußball in Deutschland und hier überwiegend auf die vierte und fünfte Liga im Norden. Er guckt viele Spiele, informiert sich übers Internet, ist auf dem Laufenden über die Stärken und Schwächen der Clubs, über neue Spieler und das aktuelle Leistungsniveau. „50 Prozent ist Fußballwissen, 50 Prozent die Kenntnis der Materie Sportwetten”, meint der Profizocker, der sich selbst nicht wirklich als solcher sieht. 50 Prozent und 50 Prozent machen 100 Prozent. Wo bleibt da der Anteil von Glück und Pech? „Glück und Pech spielen keine Rolle. Das gleicht sich aus. Zumindest dann, wenn man es langfristig sieht”, meint Maack.

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„Sportwetten sind für mich kein Glücksspiel”, sagt der Wettprofi, und das ist aus seiner Sicht sogar nachvollziehbar. Denn ihm geht es nicht um Emotionen, die viele echte Zocker antreiben, sondern um die Analyse von Quoten. Er vergleicht das mit dem Aktiengeschäft. Und so seien auch seine Kunden nicht diejenigen, die vor Nervosität zitternd im Wettbüro ihre Zettel ausfüllen und den Ergebnissen entgegenfiebern. „Ich glaube nicht, dass man meine Kunden dort trifft. Die wollen einfach Geld verdienen, ein Nebeneinkommen haben und kaufen meine Informationen.” Maack räumt allerdings ein, dass „vielleicht zwei Prozent” derer, die Sportwetten abgeben, so denken.

Für ihn persönlich und sein Umfeld ist Spielsucht kein Thema. „Die Sucht ist natürlich ein Punkt, den man nicht außer Acht lassen darf. Ich selber bin da aber noch in keiner Weise mit in Berührung gekommen. Weil ich auf meinem Youtube-Kanal versuche zu lehren, wie Sportwetten funktionieren, dass man ein Money-Management haben muss, man das Ganze langfristig und vor allem als Investition sehen muss. Eben nicht einfach zocken, sondern investieren.”

„Mir ist aber auch bewusst, dass das viele anders sehen. Sicher 95 Prozent aller Leute, die wetten. Und von diesen Personen sind sicher einige auch anfällig dafür, in eine Sucht zu fallen.“

Den Plan, dass gesetzlich ein Einsatz- oder Einzahlungslimit von 1000 Euro pro Monat vorgeschrieben werden soll, hält Maack für wenig sinnvoll. „Wer hat schon 1000 Euro pro Monat einfach zum Wetten über? Das ist dann ja für die meisten genau das Geld, was sie eigentlich brauchen zum Leben, Sparen et cetera. Und Sportwetten sollte man grundsätzlich nur mit Geld betreiben, welches auch wirklich weg sein darf, ohne dass es wehtut.“

Als „digitaler Nomade“ ist Jan Maack heute hier und morgen dort. Er bleibt aber in der hiesigen Zeitzone. „In Amerika oder Australien müsste ich nachts Fußballspiele anschauen“, ist ein Argument. „Ich habe keine eigenen Möbel, kein Auto“, verrät der Sportwettenprofi. Und er lässt auch keine Zweifel daran, dass seine alte Heimat ihn, wie schon in den vergangenen Jahren, auch künftig nur selten sehen wird. „Deutschland ist nicht mein Land.“ Als er feststellte, dass er überall leben und arbeiten kann, kehrte Maack Hamburg den Rücken. Der Firmensitz von Quotenwilly ist in Zypern. Und Mallorca soll auch künftig ein Fixpunkt im Leben bleiben. Wo fühlt Jan Maack sich zu Hause? „Nirgendwo. Oder besser gesagt überall.“