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Helle, feine Kreise und Linien durchziehen die von Ruß geschwärzten Handflächen von Toni Más. Der Ehering leuchtet in diesem an einen Zen-Garten erinnernden Muster. An Einkehr und Meditation denkt man nicht direkt, wenn man die Schmiede des 46-Jährigen in Sineu betritt. Es riecht nach Eisen, nach Rauch. Hammerschläge und das Sirren der Säge zersetzen die Luft. Dennoch sind auch hier genau Eigenschaften wie Kraft, Ruhe und Präzision gefragt, wenn Toni Más die rechteckigen Eisenquader schmiedet und in Form bringt. „Man braucht Kraft,“ bestätigt der Schmied, „aber Kraft allein macht aus dir noch keinen guten Schmied.“

Er ging mit 16 Jahren bei seinem Vater, ebenfalls Schmied, in die Lehre. „Die Hälfte meiner Arbeit landete am Anfang im Müll“, lacht er gutmütig, „war ich mit etwas fertig und habe es meinem Vater gezeigt, hieß es oft ,weg damit’. Bis ich den Dreh raushatte, verging Zeit. Man muss das richtige ,Feeling’ haben für das Eisen.“ Inzwischen ist er Maestro artesano, also Handwerksmeister. Seit dreißig Jahren schmiedet er.

Das Feuer brennt auf kleiner Flamme. Toni Más ist in den letzten Zügen für einen Hammer. Einen ganz besonderen. Dieser schwere, scharfkantige Hammer mit dem langen Holzstil ist für einen „Marger” gedacht. Ein Beruf, den es wieder vermehrt auf Mallorca gibt. Ein Marger ist Spezialist für die Trockensteinmauern, die die gesamte Insel durchziehen. Die Steinbeschaffenheit in verschiedenen Regionen Mallorcas variiert. Im Südosten bei Santanyí ist der Stein eher weich. Der Hammer muss daher eine andere Form haben. Er ist filigraner und die Schneide etwas flacher. In der Tramuntana hingegen können nur wuchtige Hämmer die harten Felsbrocken in die gewünschte Form klopfen. „Wir haben bis zu fünf verschiedene Modelle“, sagt Más, „deswegen bestellen die Margers auch bei uns, denn die standardisierten Hämmer bei industrieller Fertigung sind für diese Arbeit unzureichend angepasst.“

Der Hammer ist fast fertig. Noch zwei der insgesamt vier bis fünf Erhitzungen im 900 Grad heißen Feuer. „Die Flamme muss Orange brennen, dann stimmt die Temperatur. Ein Thermometer? Nein, alles Erfahrung.“ Toni Más hält den glühenden Hammerkopf prüfend hoch, beäugt ihn kritisch. Die Zen-Ruhe ist jetzt gefragt. Dann kommt die Kraft. Der Hammer muss erneut geschlagen werden. Más legt ihn auf den Amboss und haut mit wenigen kräftigen, aber gut dosierten Schlägen auf das noch glühende Eisen ein.

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Der kleine Kanarienvogel im Käfig, der darüber baumelt, macht keinen Mucks. Auf die Frage, ob der Vogel als Gradmesser für die Luft in der Werkstatt diene, lacht der kräftige Mann herzhaft. „Wie in den Minen früher?“ Dort wurden Kanarienvögel tief im Bergwerk gehalten. Hörten sie auf zu singen und fielen tot um, war dies ein alarmierendes Zeichen für schlechte Sauerstoffzufuhr oder andere möglicherweise giftige Stoffe in der Luft. „In der Werkstatt hier ist das nicht so. Der Krach? Wenn ich den Krach gut aushalte, warum sollte das Vögelchen es dann nicht auch können?“ sagt er lapidar.

Für das Loch, in das später der Holzstiel kommt, steckt er beim Zurechtklopfen ein Eisenstück. Er hält es noch einmal hoch und ist zufrieden. Mit der langen Zange versenkt er das geschmiedete Stück in kaltem Wasser.

Toni Más aus Sineu ist einer der letzten Schmiede der Insel, die per Hand jedes einzelne Stück schmieden. Er hat sich ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut. „Ich beliefere pro Dorf mindestens ein Eisenwarengeschäft. In Palma habe ich mehrere Kunden“, sagt er. Für treue Kunden fertigt er auch Sondermaße an. Das kann sogar ein schmiedeeisernes Tor sein. Nebenan in einer weiteren großen Halle liegen die fertigen Hämmer, Sicheln und Harken in Regalen.

Die Holzstiele füllen weitere Regale. Die Holzgriffe kommen aus Vigo in Galicien. „Die Firma dort war bereit, unsere Wünsche in Sachen Form zu berücksichtigen.” Ein Handschlag, ein kräftiger, reichte aus, um das Geschäft zu besiegeln. „Ich war sprachlos, als die Galicier sagten, ein Handschlag genüge ihnen“ erzählt Más. „Wir haben gespürt, dass ihr euer Handwerk versteht”, sei die Erklärung der Geschäftspartner gewesen. Auch der Schmied hält nichts von Vorauszahlungen oder komplizierten Verträgen. Ein Mann, ein Wort, ist seine Devise. Bisher ist der sympathische Schmied damit ganz gut gefahren.

Ein Kunde kommt herein. Toni Más wechselt vom Spanischen ins Mallorquín. Der Kunde lächelt, als sich Toni Más bereitwillig für ein paar Fotos noch in Pose stellt. Doch nun muss er weitermachen. Das Eisen muss geschmiedet werden, solange es heiß ist.