In der Sommernacht der Sommernächte ist es üblich, mit Freunden am Strand zusammenzukommen, Feuer und Kerzen anzuzünden, sich die Zungen fusselig zu palavern, Ritualen zu frönen und zu essen | P. Bota

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Es ist jedes Mal ein Ereignis, das einen in einen leicht entrückten Zustand versetzt: Tausende Menschen strömen am Vorabend des Johannistages (24. 6.) an alle möglichen Strände Mallorcas. Sie zünden Kerzen an und frönen heidnischen Ritualen. Einige schreiben das, was sie hinter sich lassen möchten, auf Zettel, werfen diese ins Feuer und springen dann über die Flammen. Andere lassen Papierschiffchen auf den Wellen tanzen, wiederum andere steigen weißgekleidet in die Fluten und laufen in dieser Nit de Sant Joan (Johannisnacht) seelisch zu Hochform auf. Es gibt auch Menschen, die gegen Mitternacht drei Münzen mit dem Rücken zur Brandung ins Meer werfen.

Besonders wuselig geht es am Can-Pere-Antoni-Strand von Palma zu. Von dort hat man es nicht weit zum kleinen Portitxol-Strand. Der Clou dort ist, dass Mitglieder der Umweltinitiative „Santjoanresiduzero” (Sant Joan ohne Müll) Becher und Besteck aus naturverträglichem wiederverwendbaren Material verteilen.

Abgesehen von den Stränden der Inselhauptstadt ist wie üblich der Parc de la Mar in Palma unterhalb der Kathedrale der Hotspot. Dort geht ein munteres Programm über die Bühne: Um 18.15 Uhr geht es los mit Kinderschminken. Um 19.45 Uhr ziehen die jüngeren Mitglieder der anwesenden Teufels-Gruppen herum. Es folgen Folkloretänze und um 21.30 Uhr die Festrede („Pregó”). Die trägt dieses Jahr der Spottverse-Dichter Felip Munar i Munar vor. Sie stimmt die Anwesenden auf den Höhepunkt des Abends, den Feuerlauf „correfoc”, ein: Ab 22 Uhr fliegen die Funken. Zuschauer tun gut daran, langärmlige und feuerfeste Kleidung anzuziehen. Neben den 225 „Dimonis” der diesmal sechs „Colles” – so werden die Teufels-Gruppen genannt – wird auch die in Palma allseits bekannte feuerspeiende Figur „Drac de na Coca” auftreten. Und schließlich spielt die Band I-Pops um 23.30 Uhr zum Tanz auf.

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Auch jenseits von Palma geht in der Johannisnacht vielerorts die Post ab, etwa in Muro. Dort beginnt der Feuerlauf um 22 Uhr, um 23.30 Uhr steigt eine Party mit Livemusik und DJ auf der Plaça de Comte d´Empúries. In Mancor de la Vall findet ein Bal-de-Bot-Event um 22 Uhr statt, um 23 Uhr beginnt ein schmissiges Fest mit zwei Orchestern. Einen Tag später wird weitergefeiert, weil Johannes der Schutzheilige des Dorfes ist. In Deià wird an der berühmten Cala ab 21.30 Uhr melodiöse Mittelmeermusik live gespielt. Auch hier ist Johannes der Schutzheilige, weshalb am Sonntag ebenfalls durchgefeiert wird. In Son Servera im Osten geht es vor der Johannisnacht um 19 Uhr mit Nordic Walking los, um 21 Uhr tanzt man Bal de Bot auf der Plaça de Sant Joan. In Marratxí wird nicht Johannes, sondern am Sonntag dem heiligen Marçal mit diversen Festivitäten gehuldigt. Die Herzkammer des Treibens in Calvià sind traditionell die Strände von Santa Ponça.

Auch Privatunternehmen bieten Johannisnacht-Events an: Um 18 Uhr beginnt im Solwavehouse in Magaluf eine Party, die bis 2.30 Uhr dauert. Zuckerl am Strand: ein Feuer. In Gehweite findet parallel im Nikki-Beachclub ein weiterer Event für diejenigen statt, die nicht auf den Cent schauen müssen. Ebenfalls ab 18 Uhr geht es in der oberschicken My Lounge in Palmanova am Paseo del Mar 32 hoch her. Ab 20 Uhr bietet das Restaurant Baiben in Puerto Portals eine feurige Johannisfeier an, mit Barbecue und Sangria oder Bier (45 Euro pro Person).

In Portocolom beginnt die Sause dagegen erst um 0 Uhr: Wer im Insel-Osten abhotten will, geht ins La Costa an der Sivines-Straße. Als DJs wurden Danni Fernández und Javi Ortiz verpflichtet. Sie heizen ihren Gästen bis 5 Uhr morgens ein.

Wem nach etwas andersgeartet Archaischem zumute ist, ist auf Menorca gut aufgehoben. In Ciutadella gehen zu Sant Joan die berühmten Reiterspiele über die Bühne. Kurzfristig sind allerdings kaum noch Fähr-, Flug- und Schlafplätze zu bekommen.