Nach dem Training musste Ivan Klasnic viele Autogramme geben. Rechts im Bild Michael Busse, Betreiber der „Fussicamps” in Santanyí und Cala Millor. | nimü

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„Ich gebe nur das zurück, was ich bekommen habe”, meint Ivan Klasnic. „Dank der Zuschauer bin ich als Fußballer gut bezahlt worden. Warum sollte ich da nicht etwas zurückgeben?” Der Exprofi, der seine erfolgreichste Zeit bei Werder Bremen hatte, war gerade eine Woche auf Mallorca. Er trainierte mit Kindern in der Ferien-Fußballschule „Fussicamp” in Santanyí. Wichtiger als der Sportspaß für die Kinder war aber der konkrete Einsatz von Klasnic für einen kleinen Jungen. Luke hat vor sechs Monaten seinen Vater verloren. Der glühende Werder-Bremen-Fan konnte den Kampf gegen den Krebs nicht gewinnen. Nun feierte Luke in Cala Millor, wo ebenfalls im Rahmen des „Fussicamps” trainiert wird, seinen zwölften Geburtstag. Und Ivan Klasnic war für den völlig überrumpelten Jungen das Überraschungsgeschenk. „Als ich gefragt wurde, war mir sofort klar, dass ich mitmache und dem Jungen vielleicht das Lächeln zurückbringe”, so Ivan Klasnic.

Initiator der Aktion war Michael Busse, den der Sportler schon seit Langem aus Hamburger Fußballerzeiten kennt. Der Betreiber des „Fussicamps” hat eine Initiative gestartet. „Kids need moments” heißt die Aktion. „Schon in der Vergangenheit haben wir viele Charity-Aktivitäten gemacht. Ich habe das Geld immer weitergegeben, aber nie gesehen, was es konkret bewirkt hat.” Busse will unter anderem bis zu 15 Kinder pro Jahr nach Mallorca einladen, Luke war der Erste. Die Idee reifte unter anderem, weil Busse vor fünf Monaten selber Vater geworden ist. „Ich habe das Glück, dass ich viel Zeit mit meinem Baby verbringen kann. Bei vielen Menschen sieht das anders aus.”

Im vergangenen Jahr haben Busse und Klasnic zusammen mit dem früheren RTL-„Bachelor” Paul Janke im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf als Weihnachtsmänner Kinder besucht. Und auch auf Mallorca wird der kroatische Fußballer wohl nicht das letzte Mal im Einsatz für den Nachwuchs gewesen sein. Denn dem gebürtigen Hamburger gefällt die Aktion „Kids need moments”. „Ich finde es gut, benachteiligten Kindern den Weg zurück ins normale Leben zu ermöglichen. Ich habe niemanden verloren, mein persönliches Schicksal ist damit nicht vergleichbar und doch ist es ein wenig so wie bei mir.”

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Denn Klasnic machte bis zu seinem Karriereende im Jahr 2013 nicht nur durch sportliche Leistungen Schlagzeilen, sondern auch durch eine Niereninsuffizienz. Unter anderem verklagte er erfolgreich die Vereinsärzte von Werder Bremen. Die erste Spenderniere stammte von seiner Mutter und wurde abgestoßen. Mit einer Niere seines Vaters konnte Klasnic dann fast zehn Jahre leben, bis auch diese immer schwächer wurde und er wieder dreimal pro Woche an die Dialysemaschine musste. Im Herbst bekam der Sportler seine dritte Spenderniere, heute geht es ihm gut. Die eigene Schicksalsgeschichte macht ihn sensibler, wenn es um die Frage geht, ob und wie er anderen Menschen hilft, glaubt Klasnic, der diverse Projekte unterstützt. „Ich sage immer, wenn man gesund ist, kann man sich seine Träume erfüllen. Ich fühle mich gut, kann auf Mallorca das Lachen der Kinder genießen. Ansonsten würde ich heute an der Dialyse sein.”

Die Arbeit von „Kids need moments” muss sich entwickeln. Ein weiterer Aspekt wird sein, dass in den Lehrplan des „Fussicamps” häufiger mal das Thema Gewaltprävention, Deeskalation durch die richtigen Worte, einfließen soll. „Schlagzeilen wie ,Zwölfjähriger sticht auf Lehrerin ein’ machen mich sehr betroffen”, meint Michael Busse. Und auch hier ist Ivan Klasnic, der aktuell als Spielerberater arbeitet, der gleichen Meinung: „Heutzutage ist die Gewalttätigkeit unter jungen Menschen sehr groß. Meine zwölfjährige Tochter macht Tae-Kwon-Do. Man hat Angst um sein Kind. Ich hoffe nicht, dass sie sich mal verteidigen muss. Aber man muss vorbeugen.”

(aus MM 14/2018)