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Es ist 20 Jahre her: Im Januar 1998 verabschiedete sich Mallorcas "Wurstkönig" Horst Abel von seinem Plan, eine deutsche Partei zu gründen, mit der er bei den Kommunalwahlen 1999 an den Start gehen wollte. Wochenlang hatte diese Idee zuvor für heftige Diskussionen gesorgt. Der damals 58 Jahre alte aus Fulda stammende Fleischwaren-Fabrikant sah sich Anfeindungen ausgesetzt, es soll sogar Morddrohungen gegeben haben.

"Ob es mehrere waren, oder nur eine, daran kann ich mich nicht mehr erinnern", meint Dirk Abel im Gespräch mit MM. Der 52-Jährige leitet noch heute mit seinen Geschwistern die Wurstfabrik "Embutidos Abel" mit Sitz in Palmas Industriegebiet Son Castelló.

Horst Abel, der 2008 verstorben ist, erklärte den Verzicht auf die Parteigründung damals so: "Ich habe viel gelernt. Das Vorhaben, eine deutsche Partei zu gründen, wurde etwas zu schnell und unüberlegt durchgezogen, und das Wort ,deutsch' zu verwenden war ein Fehler. In der Tat wehte mir sehr viel Wind ins Gesicht, und dies ist - auch in Zusammenhang mit der Morddrohung - der Grund, warum ich aufhöre."

Sohn Dirk Abel war fünf Jahre alt, als die Familie 1970 nach Mallorca auswanderte. Aus der Partei-Diskussion hat sich der damals 32-Jährige rausgehalten. "Ich hatte kein Interesse daran und viel zu tun. Das war allein die Sache meines Vaters. Aber natürlich haben wir oft darüber gesprochen." Abel junior glaubt, dass vieles falsch rüberkam. "Mein Vater wollte die Mallorquiner und die Deutschen zusammenbringen. Es wirkte aber, als sei das Gegenteil der Fall."

Man bekam den Eindruck, dass Horst Abel in den Wochen um den Jahreswechsel 1997/98 zum meistgehassten Mann der Insel avancierte. Das hatte auch geschäftliche Folgen. Der Sohn erinnert sich: "In unserer Filiale im Alcampo haben wir zum Beispiel überwiegend spanische und mallorquinische Kunden. Die wollten dort zum Teil nicht mehr ihren Kaffee trinken. Das war deutlich zu spüren." Auch an Dirk Abel gingen die Anfeindungen nicht spurlos vorüber. "Es gab Momente, in denen ich auch Angst hatte um meine Familie."

Was wollte Horst Abel damals eigentlich mit seienr Partei erreichen? "Wir wollen uns aktiv an der Gemeinschaft unseres Wohnorts beteiligen." Eine der Grundvoraussetzungen dafür sei, dass man verfolgen kann, worüber in Ratssitzungen gesprochen wird, in denen normalerweise das Katalanische vorherrscht. Abel forderte Übersetzungen "in eine uns verständliche Sprache".

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Abel sprach von der Integration ausländischer EU-Mitbürger und betonte, dass ausländische Minderheiten ihre spezifischen Probleme hätten, die in den hiesigen Parteien keine Beachtung fänden. Dazu gehörten für ihn das Erlernen einer neuen Sprache sowie die Anpassung an eine unbekannte Gesetzgebung. Ein Problem war für Abel auch, dass Eltern ihren Kindern wegen mangelnder Mallorquín-Kenntnisse nicht bei schulischen Dingen helfen können. Er forderte ein Förderprogramm für das Erlernen von Mallorquín.

Auch das Thema Sicherheit von Ausländern sprach Abel an. Die ganze Diskussion fand unmittelbar nach dem bis heute unaufgeklärten Mord an "Bierkönig"-Wirt Manfred Meisel statt. Abel fragte: "Kümmert sich die spanische Polizei weniger um Ausländerprobleme als um die Probleme der eigenen Bevölkerung?"

All das sorgte für großen Unmut in der mallorquinischen Politik und in den hiesigen Medien. Es folgten bitterböse Kommentare und Karikaturen. Es gab Schmierereien an Wänden und Plakate, auf denen zum Beispiel stand "Mallorca ist nicht Deutschland. Deutsch in Deutschland. Auf Mallorca spricht man Katalanisch". Die große Mehrheit der MM-Leser wandte sich, zum Beispiel in zahlreichen Leserbriefen, ebenfalls gegen Abel.

Auch in Deutschland sorgte die geplante Partei, die "Amigos alemanes en España" ("Deutsche Freunde in Spanien") heißen sollte, für Medienrummel. Der "Wurstkönig" war in mehreren Talkshows zu Gast.

Im Nachhinein betrachtet - man mag zu den Zielen von Horst Abel stehen, wie man will - kam die ganze Diskussion zu einem mehr als unpassenden Zeitpunkt. Denn es wurde gerade ein Ausverkauf Mallorcas an die Deutschen beklagt. Und dann auch noch eine deutsche Partei - das brachte das Fass zum Überlaufen.

Horst Abel mischte fort-an nicht mehr in der Politik mit. Aber er gründete 2001 den Verein "Associació Alemanya i Mallorquina" (AAM), der allerdings nach ein paar Jahren wieder Vergangenheit war.

(aus MM 4/2018)