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"Früher haben wir selber gespendet für schwerstkranke Kinder. Dann kam der Gedanke, etwas eigenes aufzubauen", erinnert sich Bernd Krispin und lässt den Blick über die kleine Finca in der Nähe von Santanyí schweifen. Hier ist in diesen Tagen Ruhe eingekehrt. Die Saison ist vorbei.

Vor ein paar Wochen herrschte auf der Finca noch reger Betrieb. Auf dem Gelände lassen es sich allerdings nicht begüterte Urlauber gut gehen. Das alte Haus samt Grundstück ist ein Ort, an dem Kinder Ferien machen können, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Sie plantschen im Pool, spielen Volleyball, erkunden die Umgebung. "Casa de los niños felices" steht am Eingang. Das bedeutet "Haus der glücklichen Kinder". Das große Ziel der Betreiber ist, dass die Kinder auf Mallorca glückliche Tage verbringen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bernd Krispin, heute 61 Jahre alt, hat Ende 2006 in Dortmund den Verein "Kinderglück" gegründet. Die Mallorca-Finca ist nur ein Baustein der Arbeit, die im Laufe der Jahre immer umfangreicher geworden ist. Man verschenkt Fahrräder, erfüllt Wünsche von Jungen und Mädchen, stellt Organisationen einen Bus zur Verfügung, verteilt Kuschelkissen in Krankenhäusern, und und und ...

Viele Jahre war Bernd Krispin selbstständig und hat eine erfolgreiche Karriere in der Immobilienbranche absolviert. Er muss heute nicht mehr arbeiten. Genauer: Der Dortmunder ist nicht mehr darauf angewiesen, Geld zu verdienen. "Ich habe inzwischen praktisch zwei Vollzeitjobs." Für seinen Verein wende Krispin nämlich durchaus 80 Stunden pro Woche auf. Ehrenamtlich, wie alle Mitarbeiter von "Kinderglück", was seitens des Vereins immer wieder betont wird. Aber Krispin arbeitet gerne für seine Idee. "Mein ganz persönlicher Grund ist die Dankbarkeit dafür, dass wir selber kein krankes Kind haben. Ein schwerkrankes Kind ist eine Herausforderung für die ganze Familie. Hinzu kommt, dass es zuvielen Kindern zu schlecht geht in unserer Wohlstandsgesellschaft." Krispin hat mit seiner Frau Susanne insgesamt drei Kinder.

Der Mann aus dem Ruhrpott wurde vor Kurzem zum "Dortmunder des Jahres" gekürt. Das ist in der Ruhrgebietsmetropole eine besondere Ehre. "Damit hatte ich niemals gerechnet. Ich habe großen Respekt vor der Jury, weil ich der Meinung war, die können sich ja gar nicht vorstellen, was genau alles mit der ehrenamtlichen Arbeit verbunden ist. Für mich sind alle ehrenamtlichen Helfer ,Dortmunder des Jahres'. Und das gibt natürlich auch ,Kinderglück' einen großen Schub."

Ziel der Arbeit des von Krispin gegründeten Vereins, der sich auch als "Netzwerk der Kinderhilfe" sieht, ist ganz allgemein, das Leben von bedürftigen Kindern zu verbessern. Gearbeitet wird bisher vor allem regional im Raum Dortmund. Eine der Initiativen sind die "Kinderglück"-Ferienpatenschaften, die Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an Ferienfreizeiten und Wochenendausflügen ermöglichen. Zeltlager, Jugendherbergen, Pferdehöfe oder Sportcamps sind die Ziele - und eben seit 2013 auch die Finca auf Mallorca. Bisher wollten Krispin und seine Mitstreiter das hiesige Projekt noch nicht so sehr an die große Glocke hängen, sondern erstmal warten, ob es sich positiv entwickelt. Inzwischen urlauben rund 150 Kinder im Jahr mit Betreuern in der Nähe von Santanyí. Ein deutscher Handwerker kümmert sich um alles, was auf der Finca so anfällt. Für die Ausgestaltung des Aufenthaltes sind die Gruppen, beziehungsweise deren Betreuer in Eigenregie verantwortlich.

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Wenn es um die Frage geht, wer denn überhaupt in den Genuss eines Mallorca-Aufenthalts kommt, arbeitet "Kinderglück" vor allem mit Jugendämtern, dem Kinderschutzbund, Kinderschutz-Zentren und anderen Institutionen zusammen. Nicht zuletzt, weil dadurch auch gewährleistet ist, dass es sich oftmals tatsächlich um Härtefälle handelt. Sonst wären die Kinder nicht in der Obhut der jeweiligen Institution. In den ersten Jahren waren Bernd Krispin und seine Frau Susanne persönlich auf der Insel und haben die Gruppen betreut. "Damit verbinden sich einige sehr emotionale Erlebnisse", meint der "Kinderglück"-Gründer im Rückblick.

15 Personen, Kinder und Betreuer, können gleichzeitig auf der Finca Urlaub machen, die von Krispin Ende 2012 angemietet und dann hergerichtet wurde. "Die mallorquinischen Vermieter wussten von Anfang an, was wir hier machen wollten, und finden es gut." Für die Kinder ist alles kostenlos. Finanziert werden die Aufenthalte von "Kinderglück" und anderen Trägern.

Dass ausgerechnet Mallorca zum Ferien-Standort für "Kinderglück" wurde, hängt nicht zuletzt mit der persönlichen Vorliebe von Bernd Krispin für die Insel zusammen. "Ich bin 1972 zum ersten Mal hier gewesen, mit 16 Jahren. Damals waren wir in Cala Rajada." Viele weitere Urlaube folgten, auch am Ballermann, später aber immer öfter auf einer idyllischen Finca.

Im Laufe der Jahre hat der Initiator mit "Kinderglück" schon einiges erreicht. Visionen bleiben aber immer noch. Wenn es nach Bernd Krispin geht, wird Mallorca in nicht allzu ferner Zukunft Standort eines "Kinderdorfes", wie er es nennt. Ein Gelände, mindestens 50.000 Quadratmeter, mit einem Haupthaus und Nebengebäuden, auf dem Naturprojekte möglich sein und Tiere leben sollen. 50 bis 60 Kinder sollen dort gleichzeitig Urlaub machen können. Schon heute arbeitet man teilweise deutschlandweit bezüglich des Finca-Urlaubs, damit das Haus nicht nur während der NRW-Schulferien ausgelastet ist. "Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll es mit dem Kinderdorf so weit sein", glaubt der Initiator. "Ab Anfang des kommenden Jahres wird sich ein Kompetenzteam mit dem Thema beschäftigen."

Weitere Informationen über den Verein gibt es im internet: www.stiftung-kinderglueck.de

(aus MM 47/2027)