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Bett, Tisch, Stuhl, Terrasse, ein toller Ausblick in die Umgebung, der wohlige Holzgeruch und das alles auf 15 Quadratmetern. Vier Wochen lang hat Schreiner Kai Pechthold an seinem "Tiny House" (Englisch: winziges Haus) gezimmert. Nun ist der Prototyp fertig. Dieser steht auf Pechtholds Grundstück bei Biniali und kann besichtigt werden. Seit der Fertigstellung erhält der 46-jährige Handwerker reichlich Kundenanfragen. Pechthold ist auf Mallorca der Erste, der diese Mikrohäuser baut.

"Ich wollte einfach back to the roots", erzählt er, weg vom Konsum hin zu mehr Freiheit und Minimalismus. In den USA sind diese Häuser auf Rädern seit Jahren ein großer Trend, der nun auch nach Europa schwappt. Die Insulaner seien von den Häuschen begeistert.

Der Single-Vater schafft Wohnraum auf wenig Platz und auf Rädern. "Der Unterschied zum Campingwagen ist das Wohngefühl," erklärt der Schreiner. "Es gibt richtige Möbel, die nicht festgeschraubt sind, und auch große Fenster." Der Prototyp ist aus Pinienholz gebaut und komplett gedämmt. Im Inneren ist er weiß ausgekleidet, außen dominiert die natürliche Farbe des Holzes. Auch eine Küche, Toilette und Klimaanlage lassen sich einbauen. "Ich sehe diese Mikrohäuser durchaus als Alternative zum herkömmlichen Wohnraum", betont der Handwerker.

Jedes Häuschen gestaltet er individuell nach den Wünschen seiner Kunden. "Die Minihäuser können beispielsweise Sauna, Gästezimmer, Wohnräume für Saisonarbeiter oder Büros werden", fügt er an. Auch könne man mehrere "Tiny Houses" hintereinanderstellen, um einen Zug zu imitieren wie den Harry-Potter-Zug als Attraktion für Kinder oder den Orient-Express. "Wenn einer Schloss Neuschwanstein haben will, mache ich das auch, oder eine Dachterrasse oben drauf." Die Frage sei nur, was man sich vorstelle, der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt. Gut gefallen dem Schreiner auch Minihäusern im Westernstil. Ab 6000 Euro aufwärts kosten die Häuschen.

Im Unterschied zu den USA, wo die Bewohner mit ihren Minihäusern leicht umherziehen können, dürfen die Bauten auf Mallorca nicht einfach auf der Straße fahren. Denn hierzulande bräuchten sie dafür eine Zulassung des spanischen Tüv. Ausgeliefert werden die "Tiny Houses" auf der Insel deshalb per Lastwagen. Auch als Erstwohnsitz könne man ein solches mobiles Haus auf Rädern nicht eintragen lassen.

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"Hier auf Mallorca verbringt man eh viel Zeit draußen", sagt Kai Pechthold. "Eigentlich braucht man nur etwas, um seine Sachen abzustellen." Viele Menschen hätten deshalb den Wunsch nach reduziertem Besitz, nach einem Minihaus eben.

"Mein Traum ist es, einen alten Schulbus zum ,Tiny House' umzubauen und damit durch die Welt zu fahren", erzählt der Schreiner. Noch wohnt er allerdings in einer Finca und nicht in einem seiner Minihäuser. In seiner Familie werden die Männer seit fünf Generationen Schreiner: "Ich bin kein klassischer Werkstatttischler." Seine Werkbank steht in Biniali im Freien. Er sieht sich als Künstlerseele und Freigeist.

2003 kam Kai Pechthold der Liebe wegen nach Mallorca, wurde zweimal Vater und blieb. Er gründete hier seine Firma "Carcoma Industries". "Carcoma heißt Holzwurm und das bin ich auch", scherzt der 46-Jährige. Bevor er auf die Insel kam, arbeitete er in der Filmindustrie, auf Kreuzfahrtschiffen sowie im Setbau und modelte. Pechthold war in China, Russland und der Karibik tätig. Seine Erfahrungen und Eindrücke fließen in seine Arbeit ein. "Wenn man Papa ist, muss man schauen, dass auch Geld reinkommt", sagt der Selbstständige und lacht. Die "Tiny Houses" sind für ihn eine gute Möglichkeit, die Pflicht mit der Kür zu verbinden.

Neben den typischen Schreinerarbeiten betätigt er sich auch als Bildhauer und zimmert liebend gern Baumhäuser. Auf Mallorca baute er das Restaurant von Sonja Kirchberger an der Promenade in Portitxol mit aus, gab Workshops in der Tabaluga-Stiftung von Peter Maffay und stellte auch seine Kunstwerke dort aus. "Ich habe Maffay einfach angesprochen und mich vorgestellt, als er mal im Traktor an mir vorbeifuhr", erzählt der gebürtige Norddeutsche, der aus der Nähe von Heiligendamm stammt.

Sein Lieblingswerk ist der Kopf der Medusa, aus einer Wurzel geschaffen. "An der Arbeit mit Wurzeln fasziniert mich besonders, dass sie noch niemand zuvor gesehen hat", schwärmt der Handwerker. Gern arbeitet er mit einheimischem Mandel- und Olivengehölz. Er bearbeite das Holz immer nur zu 50 Prozent, der Rest bleibt Natur. "Die Skulptur ist schon darin, ich hole sie einfach nur heraus."

(aus MM 40/2017)