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Der Kutscher deutet auf die Kathedrale, seine Fahrgäste zücken die Fotoapparate und knipsen das Bauwerk. Vor dem Hauptportal ist die Fahrt zu Ende. Nachdem die Urlauber ausgestiegen sind, lenkt der Mann seine Kutsche in den Schatten des Gotteshauses, wo auch seine Kollegen warten. Immer wieder es gibt Diskussionen, Streit und Proteste gegen die "Galeras", wie sie auf Mallorca genannt werden. Tierschützer beklagen den Zustand der Tiere, das Rathaus wollte härter durchgreifen. Doch geändert hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel.

Im Sommer 2015 demonstrierten Tierschützer mehrmals auf dem Borne gegen die Kutschen. Die rot-grüne Stadtregierung, damals frisch im Amt, kündigte eine Reihe von Maßnahmen an. Die Pferde sollten stärker kontrolliert werden, die Kutschen sollten einen Stellplatz mit mehr Schatten bekommen, die Lizenzen nicht verlängert werden. Sogar den Einsatz von Elektrokutschen stellte die Stadträtin für Tierwohl, Neus Truyol, zur Diskussion. Von einem Verbot der Kutschen, wie es im vergangenen Jahr in Capdepera umgesetzt wurde, war und ist Palma weit entfernt.

Laut Aussage der Stadt sind derzeit 28 Kutschen und 61 Pferde auf den Straßen von Palma unterwegs. 15 "Galeras" stehen an der Kathedrale, acht auf der Calle Conquistador und fünf an der Playa de Palma. Der Kutschen-TÜV, bei dem die Gefährte überprüft werden, ist bereits absolviert. "Ab Mitte der Saison wird verstärkt die berittene Polizei kontrollieren", so ein städtischer Pressesprecher: zum Beispiel, dass die Vierbeiner nur acht Stunden am Tag im Dienst sind. Auch einen Beschluss über einen neuen schattigen Kutschenstand gibt es noch nicht. Zur Diskussion steht die Alte Mole.

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"Wir sehen die Situation nicht sehr positiv", sagt hingegen Maxi Lange vom Tierschutzverband Baldea. Bei ihr gehen immer wieder Beschwerden von Urlaubern über den Zustand der Pferde ein. "An der Calle Conquistador stehen die Tiere ja noch im Schatten, doch wenn an der Kathedrale die Sonne dreht, gibt es keine Ausweichmöglichkeit", betont die Tierschützerin. Sie würde es befürworten, wenn Kutschfahrten im Sommer nur in den Abendstunden erlaubt würden. "In Städten wie Wien ist das etwas anderes, doch hier ist es einfach zu heiß für die Tiere", sagt Maxi Lange. Auch dürften die Kutschen nicht mit so vielen Personen beladen werden. "Fünf Menschen, das schaffen die Pferde kaum", sagt sie, zumal viele Tiere ehemalige Rennpferde und nur bedingt für den Kutschbetrieb geeignet seien. Dennoch würden sich die Kutscher, so ihr Eindruck, nach dem Druck der Tierschutzvereine und Anwohner mehr Mühe mit ihren Pferden geben. "Wir raten allerdings immer, die Kutschen nicht zu nutzen - vor allem im Sommer", sagt Maxi Lange. Wenn die Nachfrage nachlasse, verschwinde auch das Angebot.

Sehr emotional reagiert Tierschützerin Nancy Holten aus der Schweiz beim Anblick der Pferde. "Der leere, resignierte Blick der Tiere macht mich traurig", sagt die 43-Jährige. Allerdings finde sie, dass sich der Zustand der Tiere verbessert habe: "Vor ein paar Jahren war es noch extremer", sagt die gebürtige Holländerin, die mit ihrem Einsatz für den Tierschutz schon für manche Schlagzeile gesorgt hat.

Nancy Holten startete im sozialen Netzwerk Facebook und der Videoplattform Youtube eine Sensibilisierungskampagne: "Ich rufe dazu auf, die Kutschen nicht mehr zu nutzen und die Kutscher anzusprechen." Allerdings habe sie eher unangenehme Erfahrungen mit den Männern gemacht: "Sie haben mich weggejagt und als Verrückte beschimpft."

(aus MM 16/2017)