"Wenn ich sehe, was wir geschaffen haben, bin ich glücklich", erzählt Modeschöpferin Irene Peukes. Erst vor einigen Wochen hat sie ihren neuen Laden mit Atelier in Sineu eröffnet. Die Deutschspanierin machte sich 2007 als Designerin selbstständig: "Eigentlich wollte ich als Künstlerin arbeiten", erzählt sie. Doch mittlerweile entwirft sie Mode und Schuhe mit ökologischem Touch, ihre Labels heißen Pla Shoes und "Guate va vest".
"Ich bin davon überzeugt, dass wir den Planeten retten können", sagt Irene Peukes, die in Hamburg sowie Barcelona Mode- und Textildesign studierte. Die Stoffe für ihre Kleidung lässt sie von Frauen in Guatemala fertigen, damit diese anständig bezahlte Arbeit haben. Erzählt sie von den Guatemalteken, spricht sie von "wir". Jedes Teil besteht aus einem Stück: "So entsteht kein Abfall." Die raffinierten und farbenfrohen Baumwollkleider, Oberteile und Schals werden anschließend auf Mallorca fertig gestellt. Auch die Schuhe erhalten den letzten Schliff auf der Insel. Die Juteseile werden über eine Frauenschutzorganisation in Bangladesh geknüpft. "Ich möchte keine anderen Schuhe mehr herstellen", sagt die Designerin, die vor der Selbstständigkeit beim Schuhhersteller Camper arbeitete.
Ihre Mode ist von Mallorca inspiriert: "Hier ziehen sich die Menschen nicht so elegant wie in Madrid oder dem Süden Spaniens an, aber ich mag das." Deshalb setzt sie auf Naturmaterialien und einfache Schnitte. Doch was braucht ein erfolgreicher Modemacher auf der Insel? "Man muss überzeugt sein von seiner Arbeit und dem eigenen Stil und damit eine Nische finden", sagt Irene Peukes.
Bei Weitem nicht jedem Designer gelingt das. "Ich arbeite nur noch auf Bestellung, die Kosten sind ansonsten zu hoch", erzählt der Mallorquiner Tolo Crespí. Er entwirft Festtagskleidung und unterrichtet an der Hochschule "Escola d'Art i Superior de les Illes Balears" in Palma Modedesign. Vor 15, 20 Jahren gab es noch wesentlich mehr Designer als heute auf Mallorca. "Es fehlt die Unterstützung für Existenzgründer", sagt Dozentin Raquel Arañón. Sie versucht seit längerer Zeit, eine große Modenschau auf die Beine zu stellen: "Das ist fast unmöglich, hier wird nur der Tourismus gefördert", klagt sie. 64 Studenten lassen sich derzeit an der Hochschule zu Modemachern ausbilden. "Darunter sind super Talente", versichern die Dozenten, doch wer im Business durchstarten will, müsse die Insel verlassen. So arbeiten Absolventen erfolgreich in New York, Paris und China. "Die Textilindustrie in Spanien hat immer mehr abgebaut", erklärt Mar Vilalta, die Textilkunde unterrichtet. Auf der Insel gebe es nur noch wenige Webereien und Schuhfabriken.
Im Gegensatz zu Ibiza mit seiner Hippiemode fehlt Mallorca der Stempel, der die Inselmode auszeichnet. Berühmtester Modemacher Mallorcas ist Miguel Adrover. Er gab sich als Rebell, arbeitete in New York und zuletzt bei einem deutschen Naturmodelabel, doch seit Jahren ist es still um den Designer geworden. Inzwischen drängen neue Talente wie Anna Uimonen und Nevean Holmes auf die Laufstege. Sie gründeten vor knapp drei Jahren das Label Aubergin in Palma und präsentierten ihre neue Kollektion kürzlich auf der Fashion-Show 080 in Barcelona.
"Wir wollen der Fast Fashion, der Wegwerfmode, etwas entgegensetzen", erzählen die Finnin und die Engländerin. Ihre Mode aus hochwertigen Stoffen und klaren Schnitten soll die Basics im Kleiderschrank einer Frau bilden, die einen ökologischen und nachhaltigen Lebensstil pflegt. "Gerade die Bezeichnung 'Made in Spain' entwickelt sich für Kundinnen zum Kaufargument", wissen die Designerinnen.
Von Hamburg nach Port d'Andratx zog es die Modemacherin Cindy Morawetz. Sie hat dort im November 2015 mit ihrem Label Drezz2Imprezz einen Showroom eröffnet. "Man kann hier wesentlich kreativer arbeiten", erzählt sie, gerade farbige Entwürfe kommen auf der Insel sehr gut an. Als gute Designerin will sie Trends erkennen und aufnehmen. So verwendet sie für ihre Kleider keine Pelze, nur veganes Leder und innovative Stoffe.
Für Mallorca hat sie bereits die erste Kollektion entwickelt: Ihre klassischen figurbetonten Etuikleider sind leichter, luftiger und natürlich bunter. "Auch mit kurzen Jumpsuits habe ich hier angefangen", sagt die Designerin, die sich die Kunst selbst beigebracht hat. "Im Sommer ist es hier so heiß, da kann man keine engen Kleider tragen."
Die meisten ihrer Kundinnen stammen aus Deutschland und verbringen ihren Urlaub auf der Insel. "Mallorca ist keine Modedestination", sagt sie, "doch es wird Zeit, einen mallorquinischen Stil zu prägen."
(aus MM 05/2017)
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Wie man am Foto unschwer erkennen kann, Mode für Hungerhaken