Andreas Jahn hat gelernt, dass auf Mallorca einiges anders ist. "Man muss aufpassen, wem man was erzählt."

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Beruflich gesehen hat Andreas Jahn einen großen Vorteil. Seinen Job kann er praktisch überall ausüben. Der 44-Jährige ist Co-Investigator in der humanen Stammzellenforschung. Sein Arbeitsplatz ist ein Labor im Klinikum Son Espases. Als Umgangssprache dient, wie in der Forschung üblich, Englisch. Das hat zumindest die berufliche Integration leicht gemacht, als Jahn vor acht Jahren nach Palma kam. "Mein Englisch wurde immer besser. Mein Spanisch allerdings nicht", meint Jahn, der aus der Nähe von Gießen in Hessen stammt. Inzwischen kommt er aber klar auf der Insel. Er ist heimisch geworden auf der Insel, auf die er ursprünglich überhaupt keine Lust hatte.

Seiner damalige Lebensgefährtin hatte auf Mallorca eine Stelle als Tierärztin ergattert, er zog hinterher. Gemeinsam haben die beiden später eine Tierarztpraxis aufgebaut, doch dann folgte irgendwann die Trennung.

Heute wohnt Jahn mit seinem 15-jährigen Sohn in Maioris. "Wir haben eine coole Männer-WG", schmunzelt der stolze Vater. "Er ist vor drei Jahren zu mir gezogen. Ich finde klasse, wie er alles gemanagt hat. Er konnte ja auch kein Spanisch, hat sich aber in der Schule schnell etabliert."

Andreas Jahn hat schnell realisiert, dass auf Mallorca einiges anders läuft als im heimischen Deutschland. "Die Insel ist mitunter sehr schnelllebig. Das gilt auch für Freundschaften. Man muss aufpassen, wem man was erzählt."

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Auch im Arbeitsumfeld gebe es einige Unterschiede. "Ich würde sagen, hier ist alles etwas entspannter. Man ist offener. Wenn du gute Ideen hast und etwas kannst, dann hast du hier echt gute Möglichkeiten. Mittlerweile bin ich auch gut in der Familie drin. Ja, es ist hier familiärer, vielleicht humaner. Man kann mit seinem Chef auch mal ein Bier trinken gehen und über private Dinge reden", meint Jahn, der Chemisch-technischer Assistent gelernt und vier Jahre Medizin studiert hat.

Wie kommt man eigentlich überhaupt als Ausländer an einen Job an einem staatlichen Krankenhaus auf Mallorca? "Das ist nicht so einfach. Aber deutsche Forscher haben einen guten Ruf. Und ich hatte das Glück, dass damals gerade das Labor erweitert und jemand gesucht wurde."

Jahn arbeitet im Son-Espases-Labor als Freelancer. Unter Beachtung der Kernarbeitszeit kann er sich relativ frei einteilen, wann er forscht. Das kommt ihm momentan gelegen. Denn er hat zusammen mit einem Kollegen eine Firma gegründet. Es geht um Stammzellentherapie für Tiere, Jahn versucht gerade Tierärzte von der neuen Behandlungsmethode zu begeistern. "In dieser Form gibt es das auf Mallorca noch nicht. Wir leisten praktisch Pionierarbeit." Das Unternehmen steht allerdings noch am Anfang.

Will Andreas Jahn auf der ursprünglich von ihm so ungeliebten Insel bleiben? "Ich bin generell flexibel. Man muss sich bietende Gelegenheiten nutzen. Wenn so etwas passiert, dann würde ich vielleicht gehen. Aber im Prinzip hat Mallorca mich eingefangen." Wie gesagt: Er kann überall arbeiten ...

(aus MM 47/2016)