Hellgelb getünchte, fleckenlose Wände, neues Mobiliar und neue Türen - auf der Finca Peter in Cales de Mallorca hat frischer Farbgeruch längst den verkohlten Gestank des Brandes überlagert. Die an das Restaurant angrenzende Wohnung erstrahlt in neuem Glanz. Ein Jahr ist es her, dass hier ein Feuer zwei Familienangehörige des damaligen Pächters im Schlaf überraschte: Eine 52-jährige Frau und deren 96-jährige bettlägerige Tante. Nur mit Hilfe der Verpächterin Rosi Peter, die vom Nachbarhaus aus angerannt kam, konnte die alte Frau aus der brennenden Wohnung gerettet werden. Damals erzählte der Pächter im Gespräch mit MM, er wolle alles sofort wieder aufbauen. Doch Rosi Peter sah ihn nie wieder, "und das Geld von der Versicherung für neues Mobiliar hat er auch behalten".
Vor nunmehr 30 Jahren hatte die 79-jährige Rosi Peter mit ihrem Mann Karl das ländliche Grundstück außerhalb des Ortskerns von Cales de Mallorca gekauft. "Das war 1986, wir hatten in einer Annonce gelesen, dass es verkauft wird und so flogen wir zum ersten Mal nach Mallorca", erzählt die gebürtige Münchnerin. Sie habe mit rund 3000 Quadratmetern gerechnet. "Und wir kamen hier an und es waren 60.000 Quadratmeter", sagt Peter und lacht. Überhaupt lacht Peter viel und gerne, sie fühlt sich schon lange zu Hause auf dem Anwesen im Osten der Insel. "Wir haben es ja auch selbst aufgebaut. Mit nur vier Händen. Mein Mann und ich, jeden einzelnen Stein", betont sie. Fünf Jahre brauchten die beiden damals, um das überwiegend aus Natursteinen erbaute Gebäude fertigzustellen, doch das Resultat kann sich bis heute sehen lassen. Das geräumige Restaurant sorgt noch immer für heimelige Atmosphäre. "Ich war so froh, dass die Feuerwehr verhindern konnte, dass die Flammen auf das Restaurant überschlagen", sagt Peter.
Sie und ihr Mann hatten nicht vorgehabt, einen gastronomischen Betrieb aufzumachen, als sie sich in den 80-ern auf Mallorca niederließen. "Aber wir hatten so oft Bekannte aus dem Dorf zum Kaffeetrinken bei uns, dass mein Mann irgendwann gesagt hat: 'Dann können wir es auch professionell aufziehen.'" Und so eröffnete 1990 die Cafeteria. Zwanzig Jahre später weiteten die Peters ihren Betrieb zum Restaurant aus. "Deftige deutsche Küche", bezeichnet Rosi Peter das Konzept. Hier bekommen die Gäste Rinderrouladen mit Knödeln und Rotkohl, Schweinsbraten und vieles mehr. "Ich habe es nie gelernt zu kochen, aber ich habe einfach immer gekocht, wie ich es für meine Familie tue, und das kam gut an." Als ihr Mann Anfang 2013 krank wurde und wenige Monate später verstarb, legte Rosi Peter ihre Arbeit nieder, suchte einen Pächter, der den Betrieb übernahm - eben jenen Mann, dessen defekter Wäschetrockner vermutlich das Feuer im vergangenen November ausgelöst hat. Noch immer kommen Rosi Peter die Tränen, wenn sie an die Feuernacht denkt. "Als im Sommer unten im Dorf zum Saisonende ein Feuerwerk gemacht wurde, stand ich senkrecht im Bett, all die Erinnerungen an das Feuer sind wieder hochgekommen, ich war richtig geschockt", sagt sie, ringt sich dann aber doch wieder ihr gutmütiges Lächeln ab. Auf alten Geschichten herumreiten, das ist nicht ihre Art.
Seit Mai hat ein neuer Pächter das Restaurant übernommen. "Der macht das ganz toll", schwärmt Peter. Am 2. Dezember feierte sie ihren 80. Geburtstag. Gänzlich lösen kann sie sich vom Restaurantbetrieb aber noch nicht. "Freitags gab es immer frische Forellen, das war ein Highlight, und die mache ich auch heute noch. Bei mir zu Hause im Backofen und bringe sie dann ins Restaurant", erzählt sie. Dann muss sie auch jedes Mal an der Anliegerwohnung vorbei, die damals lichterloh brannte. "Ich bin einfach froh, dass nun alles wieder steht", sagt sie.
(aus MM 46/2016)
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