Wenn Agustín el Casta die Bühne in seiner TheaterBar an der Cala Gamba betritt, jubeln die Zuschauer. Sie mögen es, wenn der Comedian mit seinem etwas trockenen Humor über Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Mann und Frau oder über lustige Begebenheiten aus dem Alltag redet. Spätestens wenn er sich die blonde Perücke überzieht und in die Rolle des Klaus Kartoffel schlüpft - dem Mallorca-Deutschen, der versucht, auf der Insel Fuß zu fassen - kullern im Publikum die ersten Lachtränen.
"Manche glauben, wir seien ein Volk ohne Humor, aber das stimmt nicht. Es ist nur ab und zu schwierig, unseren Humor zu verstehen", sagt Felip Munar. Der mallorquinische Kulturwissenschaftler lehrt an der Balearen-Universität, weiß aus der Theorie und aus eigener Erfahrung, wie die Mallorquiner ticken. "Jedes Volk hat seine Eigenarten und oft muss man die gut kennen, um auf der Straße mitlachen zu können", sagt er. "Der mallorquinische Humor ist eine Mischung aus Sarkasmus, Ironie und Häme", erklärt er. Große Schenkelklopfer kämen im Alltag nur selten vor.
"Wir sind keine Andalusier, die einen Witz nach dem anderen herausposaunen", sagt auch Josep "Pep" Roig. Er arbeitet als Karikaturist bei der spanischen Tageszeitung "Ultima Hora", bringt die Menschen seit mehr als 45 Jahren zum Schmunzeln und regt zum Nachdenken an. "Ich würde sagen, wir Mallorquiner sind nach außen hin kein sehr fröhliches Volk", sagt er. "Wir witzeln nur, wenn wir mit Menschen zusammen sind, denen wir vertrauen. Und am liebsten über andere", berichtet er. Ob Touristen, Festlandspanier, oder Südamerikaner - parodiert werden alle, die mit den Mallorquinern in Kontakt kommen. "Über sich selbst zu lachen fällt uns da deutlich schwerer", so Roig. Besonders dann, wenn Ausländer sich über Mallorquiner belustigen. "Das ist eine Grenze, die keiner überschreiten sollte", rät Roig. Kulturwissenschaftler Felip Munar stimmt dem zu. "Die Mallorquiner erlauben es nicht, dass ein Auswärtiger über sie lacht." Das liege möglicherweise daran, dass bis ins 20. Jahrhundert hinein der Mallorquiner oder der Mallorquinischsprachige im Vergleich zum kultivierten Spanischsprachigen immer als der Dümmling dargestellt wurde, der keine Manieren hat und weder lesen noch schreiben kann, vermutet Munar.
Roig erinnert sich an den TV-Auftritt eines Katalanen vom Festland, der einen Mallorquiner imitierte. "Das kam hier überhaupt nicht gut an." Wenn sich jemand über die Mallorquiner lustig machen dürfe, dann höchstens sie selbst, so Munar. Comedian Agustín el Casta traut sich dies mit seiner Rolle des Lorenzo Llamas, eines Urmallorquiners aus Bunyola, der sein ganz eigenes Weltbild hat, und nimmt auch in anderen Rollen die mallorquinischen Eigenarten immer wieder aufs Korn.
Ebenso Carles Bestard alias "Madò Pereta". In der Rolle der alten grauhaarige mallorquinischen Witwe witzelt er zwar überwiegend über andere, immer mal wieder aber auch über die Mallorquiner selbst. Mit seinem Programm hat der Mallorquiner beim Fernsehsender IB3 Erfolg, und das trotz - oder eben gerade wegen - seines oft recht bissigen Humors.
Weniger auf die kulturellen Unterschiede eingehend, belustigte im vergangenen Jahrhundert vor allem Xesc Forteza die Insel. "Es gibt wohl keinen Mallorquiner, der nicht schon einmal mit einem seiner Werke zu tun hatte", schwärmt Munar über den Schauspieler, Regisseur und Autor, der als erster nennenswerter mallorquinischer Komödiant gehandelt wird. Von den 1950er-Jahren bis in die 90er prägte er den Inselhumor, nach seinem Tod 1999 wurde Palmas Stadttheater nach ihm benannt. Innerhalb einer Sekunde konnte er sich vom Clown in einen ernsten Polizisten und ebenso schnell wieder zurückverwandeln.
Witze über Politiker überlassen die Mallorquiner meist der Presse oder den Humoristen. Roig: "Wenn auf der Straße die Politik kritisiert wird, dann bleibt Humor meist schnell auf der Strecke."
Mallorquinischer Witz
Treffen sich zwei Mallorquiner in Madrid und bestellen ein "frito mallorquín". Sagt der Kellner: "Ah, Sie müssen von außerhalb kommen." Sagt der Mallorquiner: "Ich? Von außerhalb? Der Fremdling bist du!".
Mallorquinischer Spruch
Wenn ich sterbe, werde ich allen sagen, die mich tragen, dass sie mich in einen Weinkeller bringen und mich unter das größte Weinfass legen sollen. Auch sie sollen trinken, denn wenn ich wiederkomme, bezahle ich die Rechnung."
(aus MM 46/2016)
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.